Donnerstag, 4. Juni 2009

Ungerechte Fussballwelt...




Warum schaut man sich ein Fußballspiel an? Aus Leidenschaft, aus sportlicher Begeisterung, oder wie ich, aus purer Langeweile? Um eine Antwort darauf zu finden, habe ich mir am Samstag das letzte Spiel der Saison, von Benfica Lissabon gegen Belenenses, im Fernsehen angeschaut. Ich sollte klarstellen, das ich seit frühester Kindheit Benficafan bin, und das aus drei unumstößlichen Gründen; erstens bin ich familiär vorbelastet (denn viele in meiner Familie sind Benficafans), zweitens habe ich die ersten Jahre meines Lebens in Pontinha-Benfica gelebt (und so was prägt ungemein) und drittens muss ich höchstwahrscheinlich masochistisch veranlagt sein (denn wenn man Benficafan ist, ist man zum Leiden geboren…).
Das Spiel war eine Katastrophe, obwohl Benfica Lissabon am Ende 3:1 gewonnen hat. Es war ein Spiel voller Fouls, Behinderungen und nicht allzu vielen sportlichen Höhepunkten.
Aber so langweilig der Fernsehabend auch war, eines habe ich wieder mal dazugelernt. Ich dachte nämlich immer, das das schießen von Toren, was ja eigentlich das Ziel eines jeden Fußballspiels sein sollte, bzw. das nicht erzielen von Toren, ausschlaggebend wären für die Freude oder den Frust eines jeden Fußballfans. Aber nein! Was die Masse bewegte, waren nicht die fehlenden Tore, die Benfica Lissabon zu einem höheren Sieg hätten führen können, sondern zwei, vom Schiedsrichter, nicht anerkannte Elfmeter! Als die von der Gegenmannschaft gemachten Fouls nicht vom Unparteiischen anerkannt wurden, standen auf einmal alle Benficaanhänger im Stadion (und wahrscheinlich auch viele vor den Fernseherapparaten!) auf, und wie aufgeschreckte Zombis brüllten sie „Betrug“ und „Schiebung“ (und das waren ohne Zweifel noch die harmlosesten Beschimpfungen, die die so genannten Fans von sich gaben). Ein Aufschrei ging durchs Stadion denn man konnte soviel Ungerechtheit einfach nicht glauben (wohlgemerkt, ich schreibe diese Zeilen aus der Sicht eines Benficafans. Sicherlich sieht die Gegenmannschaft und deren Anhängerschaft die Situation natürlich ganz, ganz anders!).
In nur einer Sekunde sprachen Fans, die gerade eben noch still und ziemlich gelangweilt neben einander saßen, und mehr oder weniger aufmerksam dem Spiel folgten, aufgeregt miteinander und diskutierten nun offen und voller Enthusiasmus über den „Clown“ und „Verbrecher“ von Schiedsrichter, der doch am besten zuhause hätte bleiben sollen. Selbst mein Vater, ein 100%iger Benficafan, konnte nicht glauben welcher Ungerechtigkeit er gerade Zeuge wurde. Natürlich brachten die verschiedenen Nachrichtensender dann später in den Abendnachrichten diese vom Schiri nicht angezeigten, angeblichen Fouls von allen Kamerablickwinkeln und mehrmals in Zeitlupe (vielleicht sollte ich noch erwähnen, das so manches Fußballspiel hier in Portugal, genauso wie in England, Italien oder hier im benachbartem Spanien, einen höheren Stellenwert hat als jede Nachricht über die Weltwirtschaftskrise, EU-Treffen oder ein Attentat irgendwo in Pakistan oder Timbuktu).
Und da wurde mir eines klar!
Wer mal gesagt hat „Sport verbindet“ und „Fußball ist die schönste Nebensache der Welt“, hatte vollkommen recht! Heutzutage muss man nicht ein Spiel gewinnen, um im Gespräch zu sein oder ein Gesprächsthema zu haben. Nein, eine einfache (Fehl)entscheidung eines Unparteiischen reicht aus, um die Massen zu vereinigen und ihnen ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu geben!
Es lebe der Sport!

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