Donnerstag, 23. Juli 2009

„Bei rot stehen, bei grün gehen!“ – nicht hier in Portugal


Als ich heute an einer Ampel in Almada stand, wurde ich Zeuge eines skurrilen Gesprächs, zwischen einer Großmutter und ihrem kleinen Enkel.

Der Kleine, so um die 7 Jahre alt, hatte nämlich, da die Ampel für uns Fußgänger auf rot geschaltet war, den Knopf gedrückt, damit die Ampel nun auf grün wechseln könne.
Sofort bekam er eine Rüge von der energischen Großmutter, die zu ihm sagte: „Ich möchte nicht, das du noch einmal den Knopf drückst, wenn du an einer Ampel stehst. Hast Du gehört?!?“

Der deutsche Leser dieses Blogs wird sich jetzt wohl fragen, was die alte Dame wohl zu solch einer Rüge veranlasst haben könnte, da sich der Knirps ja wohl offensichtlich korrekt verhalten hat.
Nun, das ist leicht zu erklären, auch wenn am Ende leider die Antwort alles andere als akzeptabel ist.

Vor Jahren nämlich, verunglückte der damals 14jährige Ruben Cunha, mitten in der Lissabonner Innenstadt, im Campo Grande, als er beim Überqueren der Straße den Knopf an der Ampel drückte, um sicher die Straßenseite wechseln zu können.
Aber er wurde nicht etwa von einem Auto überfahren, sondern er bekam, dadurch das die Ampel einen Schaden hatte, einen so starken elektrischen Stromschlag ab, das er sofort in die Notaufnahme des Krankenhauses Hospital Santa Maria eingeliefert werden musste, wo er dann auch leider wenige Stunden später verstarb.

Seit diesem Tag, bekommen Kinder hier in Portugal, von ihren Eltern und Großeltern ständig gepredigt, sie sollen beim überqueren der Straße keinesfalls den Ampelknopf drücken.

Tatsächlich hält man hier, am Rande Europas, die Gefahr überfahren zu werden für geringer, als an einem Stromschlag zu sterben, der von einer defekten Ampel verursacht wird.

Zwar mussten die Stadt Lissabon und die Firma Eyssa Tesis, die für die Wartung der Ampeln in der Stadt Lissabon zuständig ist, den Eltern einen Schadensersatz in Höhe von 210.000 Euros ausbezahlen.
Aber einen Schuldigen, der persönlich für diesen Unfall haftbar gemacht werden konnte, konnte nicht gefunden werden.

Dieser traurige Todesfall liegt nun schon gut 10 Jahre zurück.

Aber noch heute, so scheint es, ist die öffentliche Meinung, was die Wartung und Sicherheit der Ampeln in ganz Portugal angeht, so schlecht, dass man es tatsächlich für sicherer hält sein Kind bei Rot die Straße überqueren zu lassen, als auf das Drücken eines Ampelknopfes zu vertrauen!

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