Mittwoch, 8. Juli 2009

Ein Fußballgott erobert Madrid


Von zwei Giganten wurde gestern medial weltweit berichtet.

Der eine war der „King of Pop“, hieß Michael Jackson, und von ihm nahm die ganze Welt, in einer bewegenden und überraschenderweise nicht kitschigen Trauerfeier, im amerikanischen Los Angeles, abschied.

Der andere heißt Cristiano Ronaldo, ist Weltfußballer, und wurde im spanischen Madrid, im Santiago-Bernabéu-Stadion einer grölenden Menge, als neuer Spieler für die Mannschaft von Real Madrid, vorgestellt.

Von dem einen nahm die Welt in Kalifornien abschied, als ob es Morgen keine Musik mehr gäbe, und der andere wurde in Madrid empfangen als sei er der Messias. Wie der Erlöser, der Real Madrid von der jahrelangen Barcelona-Übermacht befreien soll.

Das war schon eine bombastische Show, die sich unsere spanischen Nachbarn da für unseren Cristiano haben einfallen lassen. Ich muss gestehen, dass ich mir diese Show angeschaut habe. Schließlich lief sie zur besten Nachrichtensendezeit, und mir blieb nichts anderes übrig.

Zu den Klängen von „Nessun Dorma“ betratt Cristiano Ronaldo das Stadion und mit dem „Radetzky-Marsch“ verließ er denselbigen, nach gut einer halben Stunde.
Dazwischen eroberte der Fußballgott Madrid, indem er ein bisschen mit einem Ball rumkickte, sich mit seinem Hemd mit der Nummer 9 zeigte, ein paar Autogramme gab und eine, aus fünf Sätzen bestehende, Rede hielt!

Angeblich soll er 94 Millionen, manche meinen auch 100 Millionen, andere reden sogar von 120 Millionen Euro erhalten haben, um für Real Madrid zu spielen. Egal wie viel es auch immer gewesen sein mag: für ihn hat es sich auf alle Fälle gelohnt.
Natürlich gibt es jetzt Moralapostel (und hier in Portugal gibt es eine Menge Moralapostel!) die meinen, das wären Summen die völlig an der Realität vorbei gehen würden, und diese Summen wären nicht mit der Krise vereinbar, die wir im Augenblick weltweit haben.

Nun scheint es aber im bezahlten Profifußball keine Krise zu geben, und seien wir doch einmal ehrlich:
wenn einer uns so viel Geld anbieten würde, für ein bisschen Rumkicken, wer von uns würde so ein Angebot nicht annehmen?

Also bitte, liebe Moralapostel, erspart uns eure Heucheleien.
Kann man es einem Cristiano Ronaldo verübeln für so viel Geld, für solch eine Traumsumme, nach Madrid zu wechseln? Natürlich nicht!

Viel bedeutender als die exorbitante Summe, die Cristiano Ronaldo erhalten hat, finde ich aber die Tatsache, welchen Jubel man ihm heute entgegengebracht hat.

Noch nie in der Geschichte hat ein Portugiese in Spanien so viel Zustimmung und Sympathiebekundungen erhalten, wie heute Cristiano Ronaldo.
Und das ist, so finde ich, zweifellos die Nachricht des Tages:

Das nämlich ein 24jähriger Kicker, aus einem Armenviertel Madeiras, dessen Vater Frührentner war und seine Mutter Putzfrau, es schafft abertausende Spanier zu solchen Euphorieausbrüchen zu bringen und das er eine Fußballmannschaft findet, die bereit ist, ihm solch ein Gehalt zu zahlen!

„Ich bin mein Geld wert“ („Eu valo todo o dinheiro“) hat Cristiano vor Tagen in einem Interview der RTP gesagt.
Man möchte es ihm fast glauben!
Aber ich möchte nicht wissen, was ihm blüht, wenn er in Madrid versagt…

1 Kommentar:

  1. Hallo Paulo,

    tja was soll ich dazu sagen:
    schade, dass ein guter Sänger, der es nochmal der Welt zeigen wollte, gehen mußte. Ich hätte es Michael Jackson gegönnt, nochmal auf Tournee zu gehen. Er war zwar speziell, aber welcher Künstler ist nicht speziell? Und ich war jetzt nicht der superfan von ihm, aber bin mit seinen Hits aufgewachsen und die waren einfach klasse!!!!
    Bei Chr. Ronaldo, keine Ahnung was die Leute an dem finden....die Pleite, die er sich bei der EM 2004 gezeigt hat, na ja, da war ich erst einmal bedient.
    Aber wem so was Spass macht....ich hätte auch nicht nein gesagt, bei so einem Angebot....
    ;-) um ein bißchen mit dem Fussball zu spielen. Und mal sehen, ob die Spanier immer noch so euphorisch sind in ein paar Jahren bei unserem Möchtegern-Fussballers und den "Gott" als Beinamen kann er sich sparen, denn wir wollen ihn nicht noch mehr unter Druck setzen.... :-) den Armen!

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