Dienstag, 15. September 2009

Portugals Big Apple






















Bislang war die Stadt Alcobaça vor allem für ihre historische Klosteranlage aus dem 12. Jahrhundert bekannt. Doch nun wollen sich die 50.000 Einwohner der Stadt mit einem weiteren Kulturgut profilieren: Den Äpfeln von Alcobaça. Beide Berühmtheiten stehen ohnehin in einer engen Beziehung: Es waren Zisterzienser-Mönche, die vor rund 800 Jahren den Apfelanbau in dieser Region kultiviert haben.

Seit Jahrzehnten ist New York weltweit als „The Big Apple“ bekannt - obwohl heute noch darüber gerätselt wird, wie die US-Megacity eigentlich zu ihrem Beinamen gekommen ist. Wie viel passender wäre da die Bezeichnung “Big Apple” für Alcobaça, die bedeutende Klosterstadt, etwa 70 Kilometer nördlich von Lissabon entfernt gelegen? Die hier angebauten Äpfel sind in ganz Portugal für ihre positiven Geschmacks- und Gesundheitsqualitäten bekannt. So ist es in diesem Fall, leicht zu erklären warum Alcobaça den Beinamen „Cidade da maçã“, (deutsch: Stadt des Apfels) trägt.

Der Apfelanbau spielt für die Entwicklung der Region eine wichtige Rolle: Allein rund um die Stadt Alcobaça betreiben rund 300 Landwirte Apfelplantagen. Mit etwa 10.000 Angestellten erwirtschaftet die Branche einen Jahresumsatz von Rund 100 Millionen Euro.

Die Anfänge des Apfelanbaus in der Gegend waren hingegen ungleich bescheidener. Die Geschichte begann im Jahr 1154, als der portugiesische König Afonso Henriques einigen Zisterzienser-Mönchen von Clairvaux, in Frankreich, das Recht einräumte, im frisch von den Mauren zurückeroberten Alcobaça ein Kloster zu gründen. In den folgenden Jahrzehnten, vor allem dann im frühen 13. Jahrhundert, entwickelte sich Alcobaça zu einer der größten Klosteranlagen Portugals. Die beeindruckenden Gebäude stehen heute unter dem Schutz der UNESCO, und stehen auf der Weltkulturerbeliste.

Die Mönche von damals waren es auch, die mit dem Apfelanbau in Alcobaça begannen - sie schienen rasch gemerkt zu haben, dass die hier herrschenden klimatischen Bedingungen beste Voraussetzungen für die Aufzucht von Obstbäumen boten. Hier, nur wenige Kilometer vom Atlantik entfernt, herrschte ein dauerhaft mildes und feuchtes Klima, das für eine dauerhaft reiche Apfelernte sorgte.

Mit Hingabe und Mühe widmeten sich die Zisterzienserbrüder der Aufgabe, ihre Züchtungen immer weiter zu verbessern. Und das mit großem Erfolg: Bald schon avancierten die Äpfel von Alcobaça zur beliebten Süßspeise am Hofe der portugiesischen Könige. Die heute angebauten Sorten unterscheiden sich freilich von den Ursprungssorten. Dennoch gilt gestern wie heute: Äpfel aus Alcobaça zeichnen sich durch strahlende Farben und einen intensiven, fruchtigen Geschmack aus.

Doch das allein zählt heute nicht mehr auf dem Markt. Seit dem Eintritt Portugals in die Europäische Gemeinschaft kämpfen Portugals Obstanbauer mit billiger Importware, vor allem aus Spanien und Marokko. Aber es scheint ein Kampf zu sein, den die portugiesischen Obstbauern gewinnen, denn die Umsätze steigen von Jahr zu Jahr.

Die „Maçã de Alcobaça“ ist ein Produkt, das heute nach den Regeln der EU, in einem begrenzten und geschützten Ursprungsgebiet angebaut wird.

Äpfel aus Alcobaça sind nicht nur lecker, sondern sie sind heute auch ein fester Bestandteil der Kulturlandschaft. Im Frühjahr tauchen die Blüten der Apfelbäume das Tal der Flüsse Alcoa und Baçã in ein weißes Farbenmeer, im Herbst strahlen dann die knallroten Früchte an den Bäumen um die Wette. Wer dieses prächtige Farbschauspiel sieht, der kann erahnen, wie stolz schon die Mönche von Alcobaça auf die Früchte ihrer Arbeit gewesen sein müssen.

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