Mittwoch, 30. Dezember 2009

War früher wirklich alles besser und schöner?


Ist die Globalisierung für den Menschen eher nützlich oder schädlich?
Nun, das kommt sicherlich darauf an wo dieser Mensch lebt.

Natürlich hat die Globalisierung auch ihre Schattenseiten.
Einerseits ist es schön, dass man heute hier in Portugal, genauso wie in Deutschland oder in Timbuktu, alles bekommen kann – Bier aus Irland, Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald, Kaffee aus Brasilien, Kiwis aus Neuseeland und Christstollen aus Dresden -, andererseits ist es doch schade das man nicht mehr in die Welt hinausgehen muss, weil die Welt zu einem ins Haus kommt.

Bei amazon.com kann man heute per Internet alles ordern, wofür man früher nach New York, Berlin oder Paris reisen musste.
Und auch ein Besuch bei Ebay ist nicht so aufregend wie ein Ausflug zum Frankfurter Flohmarkt am Mainufer, dafür aber viel einfacher zu realisieren.
Aber hat uns nicht gerade das Mühsame, das Komplizierte und das Riskante großen Spaß gemacht?

Ich meine, ich fand es damals doch ganz toll mit meinem ersten Handy hier in Portugal aufzutauchen, als es hier noch nicht ein einziges schnurloses Telefon gab, und damit ein wenig vor meinen Freunden anzugeben (heute wäre ich froh, man hätte diese klingelnden Nerventöter nie erfunden!)?
Und seien wir ehrlich, hat uns allen norwegischer Räucherlachs nicht besser geschmeckt, bevor er beim Discounter als Massenware angeboten wurde?
Früher, d.h. noch vor noch nicht einmal drei oder vier Jahren, hat es sich für uns Portugiesen noch gelohnt ins benachbarte Spanien zu fahren, um dort billig zu tanken.
Heute kommen die Spanier zum Shoppen nach Portugal und nehmen uns all die Parkplätze in den Innenstädten weg.

Ich gehöre bestimmt nicht gerade zu den Typen, die behaupten: „Früher war alles besser und schöner!“.
Aber eines muss ich neidlos eingestehen: „Früher war alles authentischer als heute!“

Ich mag mich ja jetzt fast anhören wie ein Globalisierungsgegner, aber das bin ich keineswegs.
Im Gegenteil, ich halte es da ganz und gar wie Kurt Tucholsky, der einmal seinen Landsleuten empfahl:
„Deutsche, kauft deutsche Zitronen!“

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