Dienstag, 18. Mai 2010

Die Last mit dem Euro


In dem Moment in dem sich der Präsident der Europäischen Zentralbank (port.: Banco Central Europeu), Jean-Claude Trichet, vor den Kameras der Welt hinsetzt, und mit betretenem Gesichtsausdruck uns allen mitteilt, das wir hier in Europa im Augenblick die schwierigste wirtschaftliche Situation seit dem Zweiten Weltkrieg durchleben (als ob wir das nicht schon wüsten!...), versammeln sich die Griechen in den Straßen Athens wieder zum demonstrieren, oder was auch immer sie unter „demonstrieren“ verstehen.
Einer der vermummten Demonstranten hielt ein Plakat auf dem stand: „Portugal and Spain are debtors, too“ (eng.: debtor / dt.: Schuldner).

Nun, die Tatsache das die Helenen jetzt einen Streik nach dem anderen organisieren und andere Nationen für ihre Misswirtschaft verantwortlich machen wollen, zeigt das sie leider noch nicht verstanden haben, dass sie keine andere Wahl haben als die bittere Pille der Lohn- und Rentenkürzung, Steuererhöhung und Staatsverschuldung zu schlucken, die ihnen nun von der EU verabreicht wurde.
Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig als diese einzunehmen, wenn sie weiterhin Mitglied im „Club Euro“ bleiben wollen.
Denn es geht hier nicht mehr um Griechenland, oder Portugal, oder Spanien.
Nein, hier geht es um die „Gemeinschaft“!
Es ist unser aller Euro welches hier zur Disposition steht, und nicht die griechische Drachme, der portugiesische Escudo oder die spanische Pesete.

Aber auch die Geberländer der EU, wie Deutschland, müssen bedenken das nicht die einfachen Griechen Schuld an dieser Misere haben, sondern deren Regierungen.
Schließlich waren es die einzelnen griechischen Regierungen die die Korruptionen stillschweigend, ja sogar fördernd, über Jahrzehnte hinweg hinnahmen, und die nichts, aber überhaupt nichts, gegen die strukturellen Probleme der Pensionskassen, des Gesundheitssystems, der größenwahnsinnigen Staatsverwaltung usw. unternahmen.
Wie kann es z.B. möglich sein, das es in einem Land mit etwa 10 Millionen Bürgern, es über 1,5 Millionen Staatsbedienstete gibt?

Als es um den Eintritt Griechenlands in die Euro-Zone ging, da hat die griechische Regierung gefälschte Bilanzen abgeliefert und falsche Statistiken vorgebracht.
In der normalen Welt gilt das durchaus als kriminell.
In Hellas scheint das aber über Jahrzehnte hinweg normal gewesen zu sein.
Und es scheint so normal gewesen zu sein, das die anderen Länder Europas, auch Deutschland und Portugal, diese Bilanzfälschungen einfach so hinnahmen und nicht nachforschten.

Aber sie hätten nachforschen können.
Ja, sie hätten nachforschen müssen!
Daher sollten die, die sich jetzt über eine finanzielle Spritze an Griechenland, und wer weiß, in naher Zukunft auch an Portugal, künstlich aufregen, einfach mal an die eigene Nase greifen und den erhobenen moralischen Zeigefinger in Richtung Brüssel zeigen.

Und ihr Griechen solltet endlich aufhören, Straßen zu barrikadieren, Autos anzuzünden, Banken und Geschäfte auszuplündern und wehrlose Menschen umzubringen, und das alles unter dem Deckmantel des „Demonstrierens“!
Das was ihr nämlich in Griechenland augenblicklich macht ist nicht demonstrieren, sondern vandalisieren.
Beißt endlich in den sauren Apfel, erfüllt eure Pflicht und zahlt eure Schulden ab.
Wir Portugiesen werden euch, wohl oder übel, dabei leider bald Gesellschaft leisten müssen!
Aber nicht weil wir Bilanzen gefälscht haben und andere Regierungen betrogen haben, sondern weil wir einfach über eine Zeit lang illusorisch über unsere Verhältnisse gelebt haben.

Das ist der einzige Vorwurf den man uns machen kann: wir haben geträumt, wir wären finanziell in der Ersten Welt!

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