Dienstag, 21. Juni 2011

Batalha






In meinem vorhergehenden Beitrag „Grabesstätten der portugiesischen Monarchen“, erwähne ich das Kloster Mosteiro de Santa Maria da Vitória da Batalha (dt.: Kloster der Heiligen Maria der siegreichen Schlacht).
Heute bin ich gefragt worden, wie dieses Kloster zu seinem durchaus ausgefallenen Namen kommt.

Nun, die Gründung des Klosters Batalha ist eng ist den schweren Kämpfen um die Unabhängigkeit des jungen Königreichs Portugal im ausgehenden Mittelalter verbunden.
Immer wieder versuchten die mächtigen Könige von Kastilien (port.: Castela) und León (port.: Leão) ihren Anspruch auf den Thron Portugals mit Gewalt durchzusetzen.

In der Entscheidungsschlacht am 14. August 1385 siegten die mit den Engländern verbundenen Portugiesen bei Aljubarrota über die von den Franzosen unterstützten, weitaus zahlenmäßig überlegenen, Kastilier.
Der portugiesische König João I hatte vor der Schlacht in Aljubarrota (port.: Batalha de Aljubarrota) gelobt der Jungfrau Maria ein Kloster zu errichten, wenn ihm der Sieg zufallen würde.

In Erfüllung des Gelübdes begann im Jahre 1387 der Bau des Klosters Mosteiro de Santa Maria da Vitória da Batalha (port.: Kloster der Heiligen Maria der siegreichen Schlacht), das der Volksmund sehr bald in Batalha (dt.: Schlacht) umtaufte.
Nach dem Willen von König João I sollte das von Dominikaner geführte Kloster auch das Mausoleum des neuen Könighauses Avis werden.

Rund 100 Jahre wurden Angehörige der Dynastie hier beigesetzt.
Insgesamt liegen hier vier Könige, drei Königinnen und neun Infanten (dt.: Prinzen) und Infantinnen (dt.: Prinzessinnen) begraben.
Die im Mausoleum beigesetzten Mitglieder der königlichen Familie sind:

• König João I
• König Duarte I
• König Afonso V
• König João II
• Königin Philippa of Lancaster (Gemahlin von João I)
• Königin Leonor de Aragon (Gemahlin von König Duarte I)
• Königin Isabel de Portugal (Gemahlin von Afonso V)
• Infante João (Sohn von König Duarte)
• Infante Fernão (Sohn von König João I)
• Infantin Maria (Tochter von König Duarte)
• Infantin Filippa (Tochter von König Duarte)
• Infante João (Sohn von König João I)
• Infante João (Sohn von König Afonso V)
• Infante Pedro (Sohn von König João I)
• Infante Afonso (Sohn von König João II)
• Infante Henrique (dt.: Heinrich der Seefahrer, Sohn von João I)

Erst König Manuel I bestimmt für sich und seine Nachfolger das neu erbaute Hieronymuskloster (port.: Mosteiro dos Jerónimos) in Belém bei Lissabon als letzte Ruhestätte.

Sechs Könige und in ihrem Auftrag sechs Baumeister, darunter der portugiesische Baumeister Afonso Domingues und der aus Katalonien (port.: Catalunha) stammende Baumeister Huguet, haben fast 200 Jahre an dem mächtigen Kloster gebaut.
Die Stilrichtung der Bauten und Ausstattungen reicht von der Hochgotik bis zur Renaissance.
Ursprünglich war allein der Bau der Kirche, die Stiftergrabkapelle (port.: Capela do Fundador) und das Kloster mit Kreuzgang vorgesehen, die im Jahre 1436 vollendet wurden.
Dieser Baukomplex wurde jedoch bis Mitte des 16. Jahrhunderts durch einen zweiten und dritten Kreuzgang sowie ein neues Mausoleum im Anschluss an den Ostchor der Kirche stetig erweitert. Erst 1557 wurden die Bauarbeiten eingestellt.

Das hochgotische Hauptportal der Klosterkirche ist mit rund 100 Figuren geschmückt, die Heilige, Propheten, Päpste und Könige darstellen.
Der Grundriss zeigt ein dreischiffiges Langhaus mit einem östlichen Querschiff, an das sich fünf Altarkapellen anschließen.
Das Innere der Kirche überrascht durch seine imposante Höhe von 32,50 m. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt stolze 79,20 m.

An dem südlichen Seitenschiff schließt sich die Grabkapelle des Stifters (port.: Capela do Fundador) an, mit einem sehr seltenen quadratischen gotischen Zentralbau mit einer Seitenlänge von 19,20 m, dessen figürliche Ornamente an die Phantasieformen mit Brüsseler Spitzen erinnert.
An die Chorkapellen schließt sich eine Halle an, die zu dem im 15. Jahrhundert neuen Mausoleum führt.

Um ein mächtiges Achteck von 20 m Durchmesser sind sieben Kapellen gruppiert, die reich mit Friesen geschmückt sind.
Da die Kapellen bis zum heutigen Tag unbedeckt blieben, werden sie als Unvollendete Kapellen (port.: Capelas Imperfeitas) bezeichnet.

Im Gegensatz zu anderen gotischen Kirchen auf der Welt, die stolz und unnahbar auf einem Hügel oder auf einer Anhöhe emporragen, liegt das Kloster Batalha sanft gebettet im Tal des Flusses Lena.
Bis in die Gegenwart mussten schwere Schäden behoben werden, die von den napoleonischen Truppen verursacht wurden, als diese Anfang des 19. Jahrhunderts Portugal besetzten.
Nach der französischen Besetzung wurde das Dominikaner-Kloster aufgelöst und ging in den Besitz des portugiesischen Staates über.
Man begann damals umfangreiche Restaurierungsarbeiten an dem Kloster vorzunehmen, die erst heute weitgehend abgeschlossen sind.

Aber das Kloster von Batalha ist nicht nur Grabesstätte der Königsfamilie aus dem Hause Avis.
Im Kapitelsaal (port.: Sala do Capítulo), der an der Ostseite des Kreuzganges gelegen ist, befindet sich auch die nationale Gedenkstätte mit den zwei Grabmäler für die zwei im Ersten Weltkrieg verstorbenen Unbekanten Soldaten (port.: Soldados desconhecidos).
Der eine stammt aus den französischen Schlachtfeldern von Flandern und der andere aus den Afrikakolonialkrieg im portugiesischen Moçambique.

Das Kloster, mit seiner leuchtenden Kalksteinfassade, hat durch diese auch rein äußerlich 1910 die Geltung bekommen, die ihm als erstem portugiesischem Nationaldenkmal gebührt.
1983 wurde das Kloster Batalha von der UNESCO feierlich in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, und somit auch international gewürdigt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen