Freitag, 17. Juni 2011

Kissing Alley


Gestern war ich in der Lissabonner Altstadt Alfama (bitte lesen sie auch meinen Beitrag „Das Badehaus in der Al-khama, vom 04.06.2009).
Die Alfama ist in diesen Tagen des Antoniusfestes, voller bunter Ballons, Girlanden und Lampions.
Nirgendwo ist die Seele der Hauptstadt so zu spüren, wie hier!
Ich liebe es, durch die Gassen der Altstadt zu laufen.
In diesem Straßenlabyrinth, das sich nur zu Fuß erforschen lässt, habe ich jedes Mal das Gefühl an einem Ort aus 1001 Nacht zu sein.
Obwohl kein einziges Gebäude aus der Zeit der Mauren mehr steht, habe ich dieses Gefühl immer wieder.
Die maurische Herrschaft hinterließ hier nämlich deutlich ihre Spuren. Die Straßen, Gassen, Treppen und kleine Plätze verraten noch heute ihr arabisches Gepräge.

Eines meiner Lieblingsecken in der Alfama sind die Treppen von Santo Estevão (port.: Escadinhas de Santo Estevão), die von der Kirche gleichen Namens bis fast hinunter zum Tejo reichen.
Jedes Mal, wenn ich diese Treppen hoch steige, oder so wie gestern runter laufe, muss ich schmunzelnd daran denken, das vor einiger Zeit irgendeiner angefangen hat diese Treppen „Kissing Alley“ (dt.: „Küsschengässchen“) zu nennen, so das heute viele in Lissabon, vor allem Jugendliche, von der „Kissing Alley“ sprechen, wenn sie die Escadinhas de Santo Estevão meinen.

Zu diesem originellen Namen kamen die Treppen dank eines Ereignisses, welches sich vor Jahren dort zugetragen haben soll.

Eine Reiseführerin brachte eines schönen Tages eine französische Reisegruppe durch die Gassen der Altstadt.
An den Treppen angekommen, die zu jedem Reiseführertrip gehören, weil man von hier eine wunderschöne Aussicht auf die Dächer der Altstadt und den Tejo am Horizont hat, sah die Reiseführerin den damaligen Stadtverordneten (port.: Presidente da Junta de Fréguesia) vom nahen Stadtteil São Vicente de Fora an der Treppe, wie er eine Frau innig küsste, die nicht die seinige war.

Woher die Reiseführerin wusste das der Stadtverordnete eine fremde Frau küsste???
Nun, dummerweise war die Reiseführerin die Ehefrau des Stadtverordneten…

Die Ehe der beiden wurde kurz darauf geschieden.
Der Stadtverordnete aber, verlor nicht nur die Ehefrau, sondern auch seinen schönen Posten bei der Stadt und wurde für lange Zeit zur Witzblattfigur.

Wie das deutsche Sprichwort so schön sagt:
„Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen…“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen