Dienstag, 23. August 2011

A Portuguesa


Am morgen des 05. Oktober 1910 hatten die Revolutionäre, die durch die Avenida da Liberdade in Richtung des Lissabonner Rathauses (port.: Câmara Municipal) marschierten um dort die Republik auszurufen, die Begleitung zweier Musikkapellen die unaufhörlich das Revolutionslied „A Portuguesa“ spielten.

Das Lied „A Portuguesa“ war damals Jahre zuvor von dem deutschstämmigen portugiesischen Komponisten Alfredo Keil komponiert worden (bitte lesen sie hierzu auch meinen gestrigen verfassten Beitrag „Alfredo Keil“).
Alfredo Keil komponierte dieses revolutionäre Lied nachdem England am 11. Januar 1890 Portugal ein Kriegsultimatum gestellt hatte.

Zu diesem Ultimatum kam es weil Portugal sich anschickte, die von England besetzten südafrikanischen kolonialen Gebiete Südafrika und Rhodesien teilweise zu annektieren, um die zwei portugiesischen Kolonien Angola, welches im Osten Afrikas lag und Moçambique, das wiederum im Westen des Kontinents lag, miteinander zu verbinden.
England konnte und wollte solche territorialen Ambitionen seines bis dahin eng befreundeten Allianzpartners Portugal nicht hinnehmen und stellte Portugal am 11. Januar 1890 besagtes Ultimatum.

Portugal musste schließlich nachgeben und sich aus den teilweise schon besetzten britischen Kolonialgebieten wieder zurückziehen. Dieses Nachgeben führte in der portugiesischen Bevölkerung, zumeist der Intellektuellen, zu einem Aufschrei und viele waren so aufgebracht, dass sie dieses Ultimatum sogar als eine offene Demütigung ansahen.

In diesem politisch hoch patriotischen Klima komponierte Alfredo Keil, er selbst ein Patriot durch und durch, damals sein Musikstück, welches er „A Portuguesa“ nannte.
Als er seinen Freund, den Dichter Henrique Lopes de Mendonça, darum bat den Text zu dem von ihm schon komponierten Lied zu schreiben, schrieb dieser ihm in einem Brief:

„Isso é uma tarefa terrível meu amigo. Compor versos para uma música já feita! Chama-se a isso andar o carro adiante dos bois. “

Was so viel heißt wie:

„Dies ist eine schreckliche Aufgabe die du da von mir verlangst mein Freund. Verse schreiben für ein schon geschriebenes Musikstück! Das ist ja so, als ob man den Wagen vor den Ochsen spannen soll.“

Nichtsdestotrotz schreibt Henrique Lopes de Mendonça einen dreistrophigen Text zur Komposition von Alfredo Keil.
Im April 1890 wird das revolutionäre Lied, das ursprünglich ein Lied gegen England ist, bereits in drei Lissabonner Theater gespielt.
Das Lied wurde schnell beliebt, da es den Patriotismus vieler Bürger ansprach.

Der Text der „A Portuguesa“ lautet wie folgt:

Heróis do mar, nobre povo,
Nação valente, imortal,
Levantai hoje de novo
O esplendor de Portugal!
Entre as brumas da memória,
Ó Pátria sente-se a voz
Dos teus egrégios avós,
Que há-de guiar-te à vitória!
Às armas, às armas!
Sobre a terra, sobre o mar,
Às armas, às armas!
Pela Pátria lutar!
Contra os canhões
marchar, marchar!

Desfralda a invicta bandeira
À luz viva do teu céu!
Brade a Europa à terra inteira:
Portugal não pereceu
Beija o solo teu jucundo
O oceano, a rugir d'amor,
E o teu braço vencedor
Deu mundos novos ao Mundo!
Às armas, às armas!
Sobre a terra e sobre o mar,
Às armas, às armas!
Pela Pátria lutar!
Contra os canhões
marchar, marchar!

Saudai o Sol que desponta
Sobre um ridente porvir;
Seja o eco de uma afronta
O sinal do ressurgir.
Raios dessa aurora forte
São como beijos de mãe,
Que nos guardam, nos sustêm,
Contra as injúrias da sorte.
Às armas, às armas!
Sobre a terra e sobre o mar,
Ás armas, às armas!
Pela Pátria lutar!
Contra os canhões
marchar, marchar!

Auf Deutsch lautet der Liedertext wie folgt:

Helden der Meere, edles Volk,
Tapfere, unsterbliche Nation,
Richtet heute wieder auf
die Pracht Portugals!
Aus den Nebeln der Erinnerung,
Oh Vaterland, ertönt die Stimme
Deiner ehrwürdigen Vorväter,
Die Dich zum Siege führen wird!
Zu den Waffen, zu den Waffen!
Über Land und über See,
Zu den Waffen, zu den Waffen!
Für das Vaterland kämpfen,
Gegen die Kanonen marschieren, marschieren!

Hisse die unbesiegte Flagge
Im lebendigen Licht Deines Himmels!
Rufe es Europa und der ganzen Welt zu:
Portugal ist nicht untergegangen!
Küsse den Boden, deinen heiteren.
Der Ozean, tosend von Liebe,
Und Dein siegreicher Arm
Hat neue Welten der Welt geschenkt!
Zu den Waffen, zu den Waffen!
Über Land und über See,
Zu den Waffen, zu den Waffen!
Für das Vaterland kämpfen,
Gegen die Kanonen marschieren, marschieren!

Grüßt die Sonne, die aufgeht
Über einer lachenden Zukunft;
Sei das Echo einer Beleidigung
Das Signal des Neubeginns.
Die Strahlen dieser kraftvollen Dämmerung
Sind wie die Küsse der Mutter,
Die uns schützen, uns stützen,
Gegen die Ungerechtigkeiten des Schicksals.
Zu den Waffen, zu den Waffen!
Über Land und über See,
Zu den Waffen, zu den Waffen!
Für das Vaterland kämpfen,
Gegen die Kanonen marschieren, marschieren!

Es dauerte nicht lange, und die verschiedensten Musikkapellen in Lissabon und in der Provinz fingen an, das Lied bei jeder Gelegenheit zu spielen.
Schnell machte die republikanische Bewegung, die eine starke Anglophobie propagierte, das Musikstück zu ihrem offiziellen Lied, welches sie bei den verschiedensten patriotischen Anlässen spielte und sang.
In der Originalfassung wurde damals, an der Stelle an der heute im Refrain „contra os canhões marchar, marchar“ (dt.: „gegen die Kanonen marschieren, marschieren“) gesungen wird, ursprünglich „contra os bretões marchar, marchar“ (dt.: „gegen die Briten marschieren, marschieren“) gesungen.

Trotz allem haben Alfredo Keil und Henrique Lopes de Mendonça später großen Wert darauf gelegt, dass ihr Werk nicht als Kriegslied dargestellt wird.
Für sie war „A Portuguesa“ lediglich ein patriotisches Lied, und nichts weiter.

Nach der republikanischen Revolution, am 05. Oktober 1910, wurde die erste Strophe der „A Portuguesa“ de facto zur portugiesischen Nationalhymne erklärt.
Noch nicht einmal ein Jahr später, am 19. Juli 1911, wird „A Portuguesa durch das Parlament de jure zur Nationalhymne des Landes erhoben.

Bis 1956 existieren verschiedene Versionen der Hymne, sowohl in Textform als auch in der Musik. Erst nachdem eine parlamentarische Kommission damit beauftragt wurde, die Nationalhymne zu überarbeiten, wurde eine offizielle Version am 16. Juli 1957 bekannt gegeben, die bis heute die Nationalhymne Portugals ist.
In der neuen demokratischen Verfassung von 1976 wurde die Nationalhymne unter dem Artikel 11, § 2 als nationales Symbol, angenommen.

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