Mittwoch, 19. Oktober 2011

Manifestis probatum


Ich habe hier in meinem Blog schon mehrmals die päpstliche Bulle „Manifestis probatum“ (z.B. in dem Beitrag „Torre do Tombo“ vom 02.03.2011 oder in dem Beitrag „05. Oktober 1143“ vom 05.10.2011), erwähnt.
Heute wurde ich gefragt was den „Manifestis probatum“ sei.

Nun ich liebe solche Fragen, denn sie zeigen mir, dass viele Menschen die meinen Blog lesen und verfolgen, dies wirklich mit Interesse und Hingabe tun!
Außerdem „zwingen“ mich solche Fragen dazu, hier im Blog immer wieder detaillierte Beiträge zu schreiben.
Eines dieser Beiträge will ich nun heute gerne hier veröffentlichen!

Um die Frage zu beantworten, was denn „Manifestis probatum“ sei, muss ich ein wenig ausholen.
Im Mittelalter gab es noch keine Organisation wie die heutige UN (engl: United Nations / dt.: Vereinte Nationen / port.: Nações Unidas), die die Unabhängigkeit der einzelnen Staaten anerkennt.
Aber es gab damals eine andere Institution die die Unabhängigkeit der einzelnen Länder der damaligen Welt legitimierte.

Diese Institution war der Papst in Rom.
Nur er hatte damals das Recht einen Staat und dessen Herrscher anzuerkennen und zu bestätigen.
Vereinfacht gesagt heißt das, das der Heilige Vater damals unsere heutige UN war und die Stadt Rom unser heutiges New York.

Das Recht einen Staat und einen Herrscher anzuerkennen gab der Papst durch eine Urkunde kund, der „Bulla pontificia“, die in einer päpstlichen Kanzlei verfasst und dann durch den Papst selber unterschrieben und besiegelt wurde.

Portugal hatte bereits im Jahre 1143, im Vertrag von Zamora (port.: Tratado de Zamora), mit dem Königreich Leon-Kastillien die Unabhängigkeit Portugals besiegelt.
Doch erst mit der päpstlichen Zustimmung war die Unabhängigkeit Portugals anerkannt.
Diese päpstliche Zustimmung, und somit die Anerkennung des Königreichs Portugal, wurde durch die besagte Bulle „Manifestis probatum“, gegeben.

Am 23. Mai 1179, also 36 Jahre nach der Unterzeichnung der portugiesischen Unabhängigkeit, wurde Portugal von Papst Alexander III offiziell als Nation anerkannt.

Diese Anerkennung ließ sich der erste König von Portugal, Afonso Henriques I, etwas kosten.
Fortan musste Portugal nämlich an den Heiligen Stuhl eine jährliche Zahlung von fünf Quintais Gold entrichten und einen Treueschwur an Rom ableisten.
Wenn man bedenkt das ein Quintal heute 58,752 kg sind, dann waren das damals knappe 300 kg Gold die der König an den Kirchenstaat jährlich berappen musste.
Ein hoher Preis!
Aber dafür durfte er sich fortan hochoffiziell „Sua Majestade Fidelissima“ (dt.: „Seine allertreueste Majestät“) nennen.

Die Bulle ist, für heutige Verhältnisse, ziemlich kurz und bündig verfasst.
In nur 11 Sätzen unterstreicht Papst Alexander III die gemeinsame Verbundenheit Portugals und des Heiligen Stuhls.
Unterschrieben und beglaubigt wird die Urkunde in Rom von Papst Alexander III, sowie 24 anderen kirchlichen Würdenträger, am 23. Mai 1179.

Die Originalbulle wurde in lateinischer Sprache verfasst.
Im aktuellen portugiesisch lautet der Text wie folgt:


Alexandre, Bispo, Servo dos Servos de Deus, ao caríssimo filho em Cristo, Afonso, Ilustre Rei dos Portugueses, e a seus Herdeiros, in Perpetuum.
Está claramente demonstrado que, como bom filho e príncipe católico, prestaste inumeráveis serviços a tua mãe, a Santa Igreja, exterminando intrepidamente em porfiados trabalhos e proezas militares os inimigos do nome cristão e propagando diligentemente a fé cristã, assim deixaste aos vindouros nome digno de memória e exemplo merecedor de imitação.
Deve a Sé Apostólica amar com sincero afecto e procurar atender eficazmente, em suas justas súplicas, os que a Providência divina escolheu para governo e salvação do povo.
Por isso, Nós, atendendo às qualidades de prudência, justiça e idoneidade de governo que ilustram a tua pessoa, tomamo-la sob a protecção de São Pedro e nossa, e concedemos e confirmamos por autoridade apostólica ao teu excelso domínio o reino de Portugal com inteiras honras de reino e a dignidade que aos reis pertence, bem como todos os lugares que com o auxílio da graça celeste conquistaste das mãos dos sarracenos e nos quais não podem reivindicar direitos os vizinhos príncipes cristãos.
E para que mais te afervores em devoção e serviço ao príncipe dos apóstolos S. Pedro e à Santa Igreja de Roma, decidimos fazer a mesma concessão a teus herdeiros e, com a ajuda de Deus, prometemos defender-lha, quanto caiba em nosso apostólico ministério.
Continua, pois, a mostrar-te filho caríssimo, tão humilde e devotado à honra e serviço da tua mãe, a Santa Igreja Romana, e a ocupar-te em defender os seus interesses a dilatar a fé cristã de tal modo que esta Sé Apostólica possa alegrar-se de tão devoto e glorioso filho e não duvide da sua afeição.
Para significar que o referido reino pertence a São Pedro, determinaste como testemunho de maior reverência pagar anualmente quatro onças de oiro a Nós e aos nossos sucessores. Cuidarás. por isso, de entregar tu e os teus sucessores, ao Arcebispo de Braga pro tempore, o censo que a Nós e a nossos sucessores pertence.
Determinamos, portanto, que a nenhum homem seja lícito perturbar temerariamente a tua pessoa ou as dos teus herdeiros e bem assim o referido reino, nem tirar o que a este pertence ou, tirado, retê-lo, diminuí-lo ou fazer-lhe quaisquer imposições.
Se de futuro qualquer pessoa eclesiástica ou secular intentar cientemente contra o que dispomos nesta nossa Constituição, e não apresentar satisfação condigna depois de segunda ou terceira advertência, seja privada da dignidade da sua honra e poder, saiba que tem de prestar contas a Deus por ter cometido uma iniquidade, não comungue do sacratíssimo Corpo e Sangue de Jesus Cristo nosso divino Senhor e Redentor, e nem na hora da morte se lhe levante a pena.
Com todos, porém, que respeitarem os direitos do mesmo reino e do seu rei, seja a paz de Nosso Senhor Jesus Cristo, para que neste mundo recolham o fruto das boas obras e junto do soberano juiz encontrem o prémio da eterna paz.

Amen, Amen, Amen
Alexandre Papa III


Ins deutsche übersetzt lautet der Text der Bulle „Manifestis probatum“ wie folgt:


Alexander, Bischof, Diener der Diener Gottes, an den teuren Sohn in Christus, Afonso, erlauchter König der Portugiesen, und seine Nachfolger, auf Ewiglich.
Es ist zweifellos erwiesen, das Du als guter Sohn und katholischer Prinz, unzählige Dienste für deine Mutter, die Heiligen Kirche, erbracht hast, indem du vernichtend und unerschrocken mit militärischen Heldentaten gegenüber den Feinden Christie geglänzt hast und den christlichen Glauben verbreitet hast, und somit ein gutes Beispiel für alle bist.
Die Heilige Kirche schuldet denen die Gott auserkoren hat um zu herrschen und um die Völker zu retten, wahre Liebe und Zuneigung und die Erfüllung ihrer gerechten Bittgesuche.
Deshalb haben Wir, die Klugheit, die Gerechtigkeit und die Regierungstauglichkeit Deiner erlauchten Person berücksichtigend, beschlossen, dich unter dem Schutz des Heiligen Petrus und dem unserigem zu stellen, und gewähren und bestätigen hiermit durch unsere apostolische Autorität Deine erhabene Herrschaft über das Königreich Portugal mit allen Ehren und Würde die einem König gebührt, sowie über alle Gebiete die Du den Sarazenen entrissen hast und auf die kein anderer christlicher Prinz ein Anspruch erheben soll.
Und damit Du Dich weiterhin ereiferst dem Heiligen Petrus und der Heiligen Kirche in Rom zu dienen, haben Wir beschlossen diesen Schutz auch Deinen Nachfolgern zu gewähren und, mit Gottes Hilfe, versprechen Wir diese Gewährung zu verteidigen, soweit es in unserer apostolischen Macht liegt.
Deshalb, treuer Sohn, zeige weiterhin Deine große Untertänigkeit und Ergebenheit gegenüber Deiner Mutter, der Heiligen Römischen Kirche, indem Du erhaben die Interessen des christlichen Glaubens verteidigst, so dass die Heilige Kirche sich weiterhin an ihrem ergebenen und ruhmreichen Sohn erfreuen kann und niemals an seiner Zuneigung zweifeln muss.
Um zu zeigen, dass das hier erwähnte Königreich dem Heiligen Petrus gehört, erklärst Du Dich bereit, als Zeugnis Deiner größten Ehrerbietung, an Uns und Unseren Nachfolgern, die jährliche Summe von vier Unzen Gold zu entrichten.
Du und Deine Nachfolger, Ihr werdet Euch deshalb verpflichten an den Erzbischof von Braga zu gegebener Zeit, immer diese Summe zu entrichten, die somit Uns und Unseren Nachfolgern gehört.
Wir bestimmen sodann, das es keinem Mann erlaubt ist, Deine Person oder die Person Deiner Nachfolger anzuzweifeln und ebenso an Eurem Königreich zu zweifeln, oder Euch das zu rauben was Euch zusteht, und wenn geraubt, Euch dieses augenblicklich wieder zukommen zu lassen ohne auch nur eine Auflage von Euch zu verlangen.
Und sollte in Zukunft eine kirchliche oder eine weltliche Person gegen den von Uns hier beglaubigten Beschluss angehen, und nach zweimaliger oder dreimaliger Warnung keine Rechenschaft über seine Gründe ablegen, dann soll er seiner Ehre und Macht verlustig werden, und er soll wissen das er vor Gott Rechenschaft ablegen muss da er eine Ungerechtigkeit begangen hat, er soll keine heilige Kommunion und somit das Laib und das Blut Christie unseres himmlischen Herrn und Erlösers zu sich nehmen dürfen, und er soll auch in der Stunde seines Todes nicht mit Gnade rechnen können.
Mit allen, die dieses Königreich und seinen König respektieren, sei der Frieden unseres Herren Jesus Christus, und sie sollen in dieser unserer Welt die Früchte ihrer guten Werke einbringen dürfen und einstmals mit dem fürstlichen Richter den Preis des ewigen Frieden finden.

Amen, Amen, Amen
Papst Alexander III


Die Originalbulle befindet sich heute im Nationalarchiv der „Torre do Tombo“ in Lissabon.
Im Jahre 1212, unter Papst Innozenz III, und im Jahre 1218, unter Papst Honorius III, wurde die Bulle erneuert und nochmals beglaubigt.

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