Dienstag, 1. November 2011

Portel






Im tiefsten Alentejo, unweit der Distrikthauptstadt Évora liegt die Kreisstadt (port.: vila) Portel, die schätzungsweise 8.100 Einwohner zählt.
Zwischen Évora und Beja liegend, ist Portel heute eine Kleinstadt von großem historischem Wert.

Schon in der Bronzezeit muss die Gegend um Portel besiedelt gewesen sein. Überall hinterlassene Megalithsteine und Dolmen die aus dieser Zeit stammen und in unserer Zeit entdeckt wurden, beweisen dies.
Später besiedelten die Römer die Gegend um Portel.
Die Militärstraße vom römischen Liberalitas Iulia (port.: Évora) führte damals, unweit des heutigen Portel, nach Pax Iulia (port.: Beja).
Die erste feste Ansiedlung aber stammt wohl aus dem Jahre 700, und ist maurischen Ursprungs.
Die Mauren blieben über 500 Jahre in Portel, bis sie von den Portugiesen, im Zuge der Reconquista, Mitte des 12. Jahrhunderts vertrieben wurden.
Im Jahre 1261 wurde Portel von dem Edelmann João Peres de Aboim gegründet, und im darauf folgenden Jahr, 1262, erhielt der Ort, von König Afonso III, seine „carta foral“, seine Stadtrechte.

Im Jahre 1279 wurde auf Anweisung von König Dinis, mit dem Bau der örtlichen Burg (port.: Castelo de Portel), die heute das Wahrzeichen von Portel ist, begonnen.
Ganze 56 Jahre, bis 1325 also, sollte sich deren Vollendung hinziehen.
Sie ist heute das Wahrzeichen der Stadt.
Von ihrem Hauptturm, der Torre de Mensagem, auch Torre de Vale Aboim genannt, hat man eine besonders schöne Aussicht auf die umliegenden Ländereien, Olivenhaine, Felder und den Stausee von Alqueva.

Von historischem Wert in Portel sind, außer der schon erwähnten imposanten Burg, vor allem die vielen reich geschmückten Gotteshäuser.
Die schönsten von ihnen sind:

• die Igreja Matriz de Nossa Senhora da Assunção (dt.: Hauptkirche von Maria Himmelfahrt) – Die im Jahre 1766 fertig errichtete Kirche ist, mit ihren riesigen Azulejobildern, ein Paradebeispiel für die regionale Architektur

• die Igreja da Misericórdia (dt.: Barmherzigkeitskirche) – Im Jahre 1630 ließ der damalige Herzog João von Bragança, der zukünftige König João IV, diese Kirche errichten

• die Igreja do Espirito Santo (dt.: Heiliggeistkirche) – Dieses Mitte des 16. Jahrhunderts erbaute Gotteshaus besticht vor allem durch seinen zweistöckigen Altar der im Rokokostil erbaut wurde

• die Igreja de São Paulo (dt.: Pauluskirche) – Diese Kirche gehört zum gleichnamigen Kloster, der im Oktober 1607 eingeweiht wurde

• die Ermida de São Brás (dt.: Kapelle des Heiligen Blasius) – Diese kleine Kapelle, am örtlichen Friedhof gelegen, ist berühmt für seine Wandfresken aus dem 17. Jahrhundert, die erst im Jahre 2004 bei Restaurationsarbeiten zufällig entdeckt wurden

Außer der Ermida de São Brás sind noch die kleinen Ermidas São Luis, Nossa Senhora da Saúde, Nossa Senhora da Serra, São Pedro, São Lourenço, Santo António und Santa Catarina sehr sehenswert. Die meisten von diesen kleinen Kapellen, die alle außerhalb der alten Stadtmauer liegen (eine „ermida“ ist eine außerhalb der Stadtmauern liegende Kapelle) sind mit einem überreichen Azulejoschmuck ausgestattet

Portel ist, wie alle Städte des Alentejo, eine ländliche Stadt.
Die Bürger der Stadt widmen sich ein wenig dem Weinbau und der Korkproduktion.
Doch das meiste Geld wird in Portel mit der Herstellung von Olivenöl (port.: azeite) gemacht.
In der „Cooperativa Agrícola de Portel“ (dt.: „Agrargenossenschaft von Portel“), dem einzigen großen Arbeitgeber der Stadt, wird das hier in Portugal sehr geschätzte Olivenöl „São Pedro“ hergestellt.
São Pedro Olivenöl ist recht dickflüssig, fruchtig und leicht grünlich. Kenner meinen, er schmecke nach Oliven mit einer leichten Apfel- oder Feigennote.
Ich selber konnte diesen gewissen Apfel- oder Feigengeschmack nicht herausschmecken, kann aber bezeugen, dass dieses Olivenöl besonders gut schmeckt.
In der Genossenschaft gibt es das kleine „Museu do Azeite“ (dt.: Olivenölmuseum), in dem es eine im Stile des 19. Jahrhunderts eingerichtete Ölmühle gibt und in dem man auch die flüssigen Schätze kosten kann.

Ein anderes Museum in der kleinen Stadt ist das wunderschöne und sehr informative „Museu da Freguesia“ (dt.: „Gemeindemuseum“).
Er liegt in der Rua do Espirito Santo, einer der Hauptstraßen des Ortes, und beherbergt eine kleine aber feine Sammlung regionaler Kunstschätze, wie z.B. verschiedene Musikinstrumente, landwirtschaftliche Geräte, alte Schulbücher, Möbel, Geschirr, Werkzeuge, Spielzeug, Küchengeräte und traditionelle Handarbeiten.

Mit seinen weißgetünchten Häusern und den gelb- oder blau bemalten Fenstern und Türen ist Portel auf den ersten Blick eine Kleinstadt, wie es viele in Südportugal gibt.
Aber es ist seine charakteristische Lage zwischen der Serra de Portel und den weiten Ebenen des Alentejo, die diese kleine Stadt zu einem wahren Juwel Portugals machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen