Samstag, 7. Januar 2012

Abraão ben Samuel Zacuto


Über die Jahrhunderte hinweg hat es tausende Menschen in der Geschichte Portugals gegeben, die ihr ganzes Wissen und Können in den Dienst des Königs und der Nation gestellt haben, und die dann dennoch respektlos, gedemütigt, verhöhnt, missachtet und stiefmütterlich behandelt worden sind.

Einer dieser Menschen war der Jude Abraão ben Samuel Zacuto (hebräisch: Abraham ben Schmuel Zacuth), der im Jahre 1450 in der kastilischen Stadt Salamanca geboren wurde.
Abraão Zacuto wuchs im jüdischen Viertel seiner Geburtsstadt auf und genoss eine gute Erziehung und eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung.
Im Jahre 1477 schließt er sein Astronomiestudium an der Universität von Salamanca erfolgreich ab, und wird an dieser Professor für Astronomie.

Fünf Jahre später lehrt er an der Universität von Saragossa ebenfalls Astronomie und im Jahre 1484 übernimmt er an der Universität von Cartagena ebenfalls eine Astronomieprofessur.
Gleichzeitig belegt er an dieser Universität ein Studium über jüdisches Recht und schließt diesen mit Magister ab.
Später wird er, auch dank dieses Studiums, zum Rabbiner ernannt.

Als im Jahre 1492 die katholischen Könige Isabella von Kastilien und Fernando von Aragon durch das Alhambra-Edikt alle Juden aus Spanien verbannen, flieht Abraão Zacuto mit seiner Familie nach Lissabon.
Hier ruft ihn König João II an den Hof und macht ihn zum königlichen Astronomen und Berater.
Diese Ämter begleite er auch unter König Manuels I, der João II im Oktober 1495 auf den Thron folgt.

In dieser Zeit, als königlicher Astronom, war er es, der seinen persönlichen Freund Vasco da Gama und König Manuel I darin bestärkte einen direkten Seeweg nach Indien, um Afrika herum, zu wagen.

Er entwickelte zwei nautische Gebrauchsutensilien die für die junge portugiesische Seefahrt von ungeheuerlichem Wert werden sollten.
Zum einen erfand er ein nautisches Gerät, einen metallenen „Astrolabio“, und zum anderen entwickelte er so genannte Planetentafeln, mit denen man die Positionen der Planeten auf hoher See exakt vorausberechnen konnte.
Über die Planetentafeln schrieb er später ein Buch in hebräischer Sprache, mit dem Namen „Biur Luhot“.

Sein Schüler José Vizinho übersetzte dieses Buch aus dem hebräischen in die lateinische Sprache und gab diesen dann den Namen „Almanach Perpetuum“.
Das „Almanach Perpetuum“ war ein äußerst wichtiges Instrumentarium für die Seefahrt und rettete vielen portugiesischen Seefahrern, in der Folgezeit, sicherlich das Leben.
Der Seefahrer Pedro Àlvares Pereira, der in späteren Jahren mit Abraão Zacuto und José Vizinho im engen Kontakt stand, benutzte z.B. lebenslang ein Exemplar des „Almanach Perpetuum“.

Dieses astronomische Werk gehörte zu den ersten vier Büchern, die damals in Portugal, in der Buchdruckerei von Abraão de Ortas in der Stadt Leiria nach der Gutenberg-Methode, mit beweglichen Metalllettern, im Jahre 1496 gedruckt wurde.

Doch auch wenn Abraão Zacuto das vollste Vertrauen König Manuels I genoss und auch wenn er für die portugiesische Seefahrt unermessliche Dienste geleistet hatte, und zukünftig sicherlich noch geleistet hätte, musste er Ende 1496 Portugal verlassen.

Manuel I wollte die Tochter der Katholischen Könige Isabella und Fernando ehelichen und eine Bedingung, die die spanischen Könige im Heiratsvertrag festlegten, war die ausnahmslose Zwangsumtaufung oder Vertreibung aller Juden Portugals.

König Manuel, der Abraão Zacuto hoch schätzte, bat diesen sich umtaufen zu lassen, damit er weiterhin in seinen Diensten bleiben konnte.
Doch Zacuto weigerte sich kategorisch.
Nach dem er wenig Rückrat gegenüber den spanischen Königen gezeigt hatte, musste König Manuel I seinen Astronomen gehen lassen.

In den folgenden Jahren entdeckten portugiesische Seefahrer, wie Vasco da Gama und Pedro Álvares Cabral, verschiedene Seewege, Länder und Kontinente.
Aber all diese Entdeckungen wären ohne die Erfindungen von Abraão Zacuto nur schwer möglich gewesen.

Von Lissabon aus, floh er mit seiner Familie, im Dezember 1496 nach Tunesien.
Hier wurde er Rabbiner der dort existierenden jüdischen Gemeinde und schrieb, unter anderem, acht Jahre lang an dem Buch „Sefer ha-Yuhasin“, in dem er die Geschichte der Juden von der Entstehung der Welt bis zum Jahr 1500 erzählte.
Dieses Buch war so bedeutend und ausführlich, das es 1581 in Krakau, 1717 in Amsterdam und 1857 sowohl in Königsberg als auch in London publiziert wurde.

Abraão Zacuto soll alle Berichte und Logbücher verschlungen haben, die damals aus Lissabon kamen, denn die portugiesische Hauptstadt war zu der Zeit, auch Dank ihm, das Nabel der Welt, was die Seefahrt und die Entdeckungen anging.
Doch im Jahre 1510, im Alter von 60 Jahren, verstarb er im Osmanischen Reich (port.: Império Otomano), ohne jemals wieder einen Fuß auf portugiesischem Boden gesetzt zu haben.

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