Donnerstag, 31. Januar 2013

Die Vierzig Märtyrer von Brasilien


In meinem letzten Blogeintrag „Das Landgut Quinta de Vale do Rosal“, das ich vor wenigen Tagen hier veröffentlicht habe, habe ich im Text von den Vierzig Märtyrer von Brasilien erzählt.
Ich wurde nun gestern gefragt, wer denn diese 40 Märtyrer eigentlich waren, bzw. woher sie kamen.

Nun, leider ist heute, außer den Namen dieser 40 Männer und ihre Herkunft, noch kaum etwas über sie bekannt.
Das hängt damit zusammen, das als die Jesuiten im Jahre 1579 aus Portugal verbannt und viele ihrer Klöster und Kirchen systematisch geplündert und vandalisiert wurden, damals auch viele Archive mit wertvollen Schriften, Notizen und Daten unwiederbringlich zerstört wurden, und somit viele wichtige Aufzeichnungen verloren gingen – auch die über diese vierzig Männer.

Die, die heute als die „40 Märtyrer Brasiliens“ bekannt sind, gehörten einer Gruppe von ca. 70 jungen Männern an, die meisten von ihnen Theologiestudenten, die fast alle zwischen 20 und 30 Jahren alt waren und aus Portugal und Spanien stammten.
Im Januar 1570 trafen sie sich alle in der Quinta de Vale do Rosal, bei Almada, um dort von dem 43jährigen Jesuitenpater Inácio de Azavedo den letzten geistigen Schliff zu erhalten, bevor sie sich gemeinsam auf dem Weg nach Brasilien machten, um dort Indios zu missionieren.
Der Theologe Inácio de Azavedo hatte schon zwischen den Jahren 1565 und 1568 in Brasilien Indios bekehrt und war nun vom Jesuitenorden auserkoren worden, der Leiter der neuen Mission zu sein.
Fünf Monate, bis Ende Mai 1570, blieben die Kirchenmänner in der Quinta de Vale do Rosal, in Charneca da Caparica, wo sie alle körperliche und selige Kraft für ihre zukünftige Aufgabe in Brasilien tankten.

Am 05. Juni 1570 bestiegen sie in Lissabon das Handelsschiff „Santiago“, welches sie nach Brasilien bringen sollte. Insgesamt waren 86 Personen, 70 Jesuiten und 16 Seemänner, an Bord.
Am 12. Juni machten sie ihren ersten Zwischenhalt auf der Insel Madeira, wo sie bis zum Ende des Monates blieben.
Anfang Juli bestieg Pater Inácio de Azavedo mit 39 seiner Gefährten erneut die „Santiago“, um die Weiterfahrt nach Brasilien fortzuführen.

Am Morgen des 15. Juli 1570 wurden sie, wenige Seemeilen vor der Ortschaft Tazacorte, auf der Kanareninsel La Palma, von dem aus Frankreich stammenden hugenottischen Freibeuter Jacques de Soures und seinen Männern überfallen.
De Soures, der den wenig schmeichelhaften Beinamen „L’Ange Exterminateur“ (dt.: „der Würgeengel“) trug, war ein gefürchteter Pirat, der für seine Raubzüge, seine Plünderungen und seine rohe Gewalt berühmtberüchtigt war.

Jacques de Soures war außerdem ein radikaler Calvinist, der für seinen Hass gegenüber der Katholischen Kirche und ihren Kirchenmännern bekannt war.
Als er und seine Mannen die „Santiago“ enterten, war das Schicksal der Jesuiten damals so gut wie besiegelt.

Angesichts der gewaltsamen Behandlung durch die Piraten, soll sich Pater Inácio de Azavedo an seine Glaubensbrüder auf dem Schiff gewandt haben, und der Überlieferung nach, folgende Worte gesagt haben:

 „Irmãos, preparemo-nos todos, porque hoje vamos povoar o Céu.
Ponhamo-nos todos em oração e façamos de conta que esta é a última hora que temos de vida“
(dt.: „Brüder, bereiten wir uns alle vor, noch heute den Himmel zu bevölkern.
Beten wir alle, so als ob dies die letzte Stunde unseres Lebens sei.“)

Jacques de Soures soll ihm daraufhin geantwortet haben:

„Pfaffe, du brauchst nicht so zu tun, als ob dies deine letzte Stunde auf Erden sei. Dein letztes Stündchen hat jetzt und hier wirklich geschlagen!“

Nach diesen Worten soll Soures dem Jesuitenpater gewaltsam auf den Kopf geschlagen, und ihn dann ins kalte Wasser des Atlantiks gestoßen haben, wo dieser schließlich ertrank.

Inácio de Azavedos Gefährten erging es keinesfalls besser – sie wurden alle grausam getötet, entweder erschlagen, erstochen oder ins Meer gestoßen, wo sie letztendlich auch ertranken.
Die Namen dieser Kirchenmänner, die heute unter dem Namen „Vierig Märtyrer Brasiliens“ bekannt sind, waren:

1. Pater Inácio de Azevedo, Pfarrer und Leiter der Mission (geb. 1527 in Porto, Portugal)
2. Pater Diogo de Andrade, Pfarrer (geb. in Pedrógão Grande / Beira Litoral, Portugal)
3. Bruder Aleixo Delgado, Theologiestudent (geb. in Elvas / Alentejo, Portugal)
4. Bruder Alonso de Baena, Kaplan (geb. in Villatobas, Toledo, Spanien)
5. Bruder Álvaro Mendes Borralho, Theologiestudent (geb. in Elvas / Alentejo, Portugal)
6. Bruder André Gonçalves, Theologiestudent (geb. in Viana do Alentejo, Portugal)
7. Bruder Amaro Vaz, Kaplan (geb. in Benviver bei Marco de Canavezes / Douro Litoral, Portugal)
8. Bruder António Correia, Theologiestudent (geb. in Porto, Portugal)
9. Bruder António Fernandes, Kaplan (geb. in Montemor-o-Novo / Alentejo, Portugal)
10. Bruder António Soares, Theologiestudent (geb. in Trancoso / Beira Alta, Portugal)
11. Bruder Bento de Castro, Theologiestudent (geb. In Chacim, bei Macedo de Cavaleiros / Trás-os-Montes, Portugal)
12. Bruder Brás Ribeiro, Kaplan (geb. in Braga / Minho, Portugal)
13. Bruder Diogo Pires Mimoso, Theologiestudent (geb. in Nisa / Alentejo, Portugal)
14. Bruder Domingos Fernandes, Theologiestudent (geb. in Borba / Alentejo, Portugal)
15. Bruder Esteban de Zuraire, Kaplan (geb. in Amescoa, Biskaya, Spanien)
16. Bruder Fernán Sanchez, Theologiestudent (geb. in Castela-a-Velha, Spanien)
17. Bruder Francisco Álvares, Kaplan (geb. in Covilhã / Beira Baixa, Portugal)
18. Bruder Francisco de Magalhães, Theologiestudent (geb. in Alcácer do Sal / Alentejo, Portugal)
19. Bruder Francisco Pérez Godói, Theologiestudent (geb. in Torrijos, Toledo, Spanien)
20. Bruder Gaspar Álvares, Theologiestudent (geb. in Porto, Portugal)
21. Bruder Gonçalo Henriques, Theologiestudent (geb. in Porto, Portugal)
22. Bruder Gregório Escribano, Kaplan (geb. Viguera, Logroño, Spanien)
23. Bruder João Adaucto, Novize (geb. in Entre Douro e Minho, Portugal)
24. Bruder João Fernandes, Theologiestudent (geb. in Braga / Minho, Portugal)
25. Bruder João Fernandes, Theologiestudent (geb. in Lissabon, Portugal)
26. Bruder Juan de Mayorga, Kaplan (geb. in Saint-Jean-Pied-de-Port, ehemals Navarra, heute Frankreich)
27. Bruder Juan de San Martín, Theologiestudent (geb. in Yuncos, Toledo, Spanien)
28. Bruder Juan de Zafra, Kaplan (geb. in Jerez de Badajoz, Spanien)
29. Bruder Luís Correia, Theologiestudent (geb. in Évora / Alentejo, Portugal)
30. Bruder Luís Rodrigues, Theologiestudent (geb. in Évora / Alentejo, Portugal)
31. Bruder Manuel Álvares, Kaplan (geb. in Estremoz / Alentejo, Portugal)
32. Bruder Manuel Fernandes, Theologiestudent (geb. in Celorico da Beira / Beira Alta, Portugal)
33. Bruder Manuel Pacheco, Theologiestudent (geb. in Ceuta, ehemals Portugal, heute Spanien)
34. Bruder Manuel Rodrigues, Theologiestudent (geb. in Alcochete / Ribatejo, Portugal)
35. Bruder Marcos Caldeira, (geb. in Vila da Feira, Portugal)
36. Bruder Nicolau Diniz, Theologiestudent (geb. in Bragança / Trás-os-Montes, Portugal)
37. Bruder Pedro Fontoura, Kaplan (geb. in Chaves / Trás-os-Montes, Portugal)
38. Bruder Pero Nunes, Theologiestudent (geb. in Fronteira / Alentejo, Portugal)
39. Bruder Simão da Costa, Kaplan (geb. in Porto, Portugal)
40. Bruder Simão Lopes, Theologiestudent (geb. in Ourém / Beira Litoral, Portugal)

284 Jahre nach dem Tod dieser vierzig Gottesmänner, sprach Papst Pius IX Inácio de Azavedo und seine Gefährten am 11. Mai 1854 in Rom selig.
Die Katholische Kirche feiert die Märtyrer jedes Jahr am 15. Juli!

2 Kommentare:

  1. Danke für den interessanten Blick in die Geschichte! Das Landgut habe ich mir notiert, wenn wir nächstes Mal nach Lissabon kommen.
    lg

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