Donnerstag, 4. April 2013

Ein Rücktritt, der zu spät kommt



Zahlreiche portugiesischen Schüler und Studenten, und sicherlich auch einige ihrer Lehrer und Professoren, haben heute die eine oder andere Flasche geköpft!
Der Grund für ihre allgemeine Feierlaune war die Nachricht, dass heute Miguel Relvas von seinem Amt als Minister für parlamentarische Angelegenheiten zurückgetreten ist.

Nur einen Tag nachdem die Regierung von seinem Parteifreund Premierminister Pedro Passos Coelho, dessen Stellvertreter Miguel Relvas ebenfalls war, einen Misstrauensantrag der im portugiesischen Parlament vertretenden Oppositionsparteien überstanden hat, legte Relvas, der eigentlich für sein Leben gern im Rampenlicht steht, ohne einen einzigen persönlichen Kommentar sein Amt nieder.
Auch aus seinem Ministerium wurde kein Grund für den Rücktritt genannt.
Und so ist bis jetzt nicht bekannt, welches der vielen Skandale, in die er verwickelt ist, ihn letztendlich zur Amtsniederlegung gezwungen hat.

Relvas, der als der unbeliebteste Minister im Kabinett Passos Coelho galt, hat eine wenig rühmliche politische und zweifelhafte akademische Laufbahn hinter sich.
Und genau diese zweifelhafte akademische Laufbahn scheint ihm jetzt endgültig das Genick gebrochen zu haben.

Genau wie einem gewissen Karl-Theodor von und zu Guttenberg im Jahre 2011 in Deutschland vorgeworfen wurde, seinen Doktortitel nicht ehrlich erworben zu haben, wirft man Miguel Relvas hierzulande vor, bei seinem Lizenziat, einer Vorstufe zum Doktor, ebenfalls betrogen zu haben.

Seine studentische Ausbildung ist mehr als fragwürdig!
So schrieb er sich 1984 an der privaten Freien Universität (port.: Universidade Livre de Lisboa) für ein Jurastudium ein, brach sein Studium aber nach gut einem Jahr ab, und fing an der gleichen Universität ein Geschichtsstudium an.
Nach kurzer Zeit brach er auch dieses Studium ab!

Neun Jahre später, 1995, meldete er sich an der Lissabonner Universität Lusiada (port.: Universidade Lusiada de Lisboa) an, wo er „Internationale Beziehungen“ studieren wollte.
Da er aber angeblich keinen einzigen Kurs besuchte und er der Universität angeblich hohe Studiengebühren schuldig blieb, wurde er nach einem Jahr von dieser hinausgeworfen.

2006 fing er an der privaten Universität Lusófona (port.: Universidade Lusófona de Humanidades e Tecnologias) in Lissabon, „Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen“ zu studieren, und beendete sein Studium schon im Jahr darauf mit dem Lizenziat.
Normalerweise dauert das Studium eines Lizenziats zwei bis drei Jahre.
Da die Universität Miguel Relvas aber seine zahlreichen politischen Ämter anrechnete, konnte er sein Studium früher beenden.

Das Problem ist nur, das sich an der Universität Lusófona, so wird behauptet, kaum ein Studienkollege an einen gewissen Miguel Relvas erinnert und es heisst sogar, viele hätten ihn dort niemals angetroffen.
Und was noch viel schlimmer ist und sein ganzes Studium unglaubwürdig macht, ist die Tatsache, das die Lusófona ihm später Kurse angerechnet haben soll, die aber im Winter- und Sommersemester 2006 / 2007 an besagter Universität gar nicht angeboten wurden!
Wenn diese Vorwürfe stimmen sollten, ist es verständlich, das viele sich fragen,wie Miguel Relvas also zu seinem Universitätsabschluss kommt!

Eine Frage die jetzt von einer akademischen Untersuchungskommission durchleuchtet wird und die hoffentlich bald zu einem Ergebnis kommen wird.
Aber wie auch immer dieses Ergebnis ausfallen mag:
Die Mehrheit der portugiesischen Schüler und Studenten, die ehrlich und mühevoll ihr Studium absolvieren, hatte schon heute einen Grund zu feiern!

Premierminister Passos Coelho, der wegen des extremen Sparkurses seiner Regierung immer mehr unter Druck steht, hat sich noch nicht zum Rücktritt seines Freundes Relvas geäußert.
Aber er wird sich wohl sehr darüber im Klaren sein, das dieser Rücktritt nur die Spitze des Eisberges in seinem Kabinett ist!

Die nächsten Tage werden es zeigen!

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