Freitag, 29. November 2013

Es ist nicht leicht heutzutage ein Esel oder Portugiese zu sein


In ihrer heutigen Ausgabe hat die renommierte englischsprachige Tageszeitung „International New York Times“, die weltweit in 160 Ländern tagesaktuell erscheint und redaktionell sehr eng mit der original „New York Times“ zusammenarbeitet, einen sehr interessanten  Artikel über die vom aussterben bedrohte Eseln aus Miranda (port.: Burros-de-Miranda / engl.: Miranda donkeys) herausgebracht.

In diesem Artikel, den der Journalist Raphael Minder „Hard Times for a Small (and Fuzzy) Group of Europeans“ (dt.: „Harte Zeiten für eine kleine (und struppige) Gruppe von Europäern“ / port.: „Tempos difíceis para um pequeno (e desgrenhado) grupo de europeus“) nennt, schreibt er über die im Ausland völlig unbekannte Eselsart Burro-de-Miranda.

Beim Miranda-Esel handelt es sich um eine Hauseselrasse, die sich von anderen Eseln vor allem darin unterscheidet, dass er nicht so stur und dickköpfig ist, sondern eher genügsam.
Außerdem ist sein Deckhaar länger und er hat für gewöhnlich eine hell- bis dunkelbraune Farbe, die ihn leicht von seinen mausgrauen Vettern unterscheidet.

Das Besondere am Zeitungsartikel von Raphael Minders ist, abgesehen von der sehr guten Tierbeschreibung, dass der Journalist gewisse Parallelen zwischen dem portugiesischen Esel und dem portugiesischen Bürger sieht.

Wörtlich schreibt der Autor da, gleich zu Anfang, im zweiten Absatz seines Artikels:

„After decades of neglect and, some argue, misunderstanding, the fate of the donkey has come to resemble that of its human counterparts in hard-pressed European hinterlands: threatened by declining population and dependent for its survival on, yes, subsidies from the European Union.“

(dt.: „Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung und Missverständnissen, so meinen viele, fängt das Schicksal der Esel dem des Menschen im bedrängten europäischen Hinterland immer ähnlicher zu werden: Beide sind sie vom Rückgang bedroht und gnadenlos von Subventionen der Europäischen Union abhängig, um zu überleben.“)

Ein, wie ich finde, interessanter und origineller Vergleich von einem Nichtportugiesen über uns vier- und zweibeinigen Portugiesen.
Wer den Artikel lesen will, hier ist der Link der International New York Times:

http://www.nytimes.com/2013/11/29/world/europe/despite-subsidies-hard-times-for-a-small-and-four-legged-group-of-europeans.html?_r=0

Dienstag, 26. November 2013

Der Haushalt 2014 ist (erst einmal) durch


Heute war hier in Portugal, vor allen Dingen hier in Lissabon, einiges los!

Da haben z.B. heute, inspiriert durch die Massenproteste im fernen Thailand, wo in Bangkok mehrere Regierungsgebäude besetzt wurden, hier in Lissabon ebenfalls mehrere Demonstranten das Finanzministerium (port.: Ministério das Finanças), das Umweltministerium (port.: Ministério do Ambiente), das Gesundheitsministerium (port.: Ministério da Saúde) und das Wirtschaftsministerium (port.: Ministério da Economia) einfach mal so annektiert.

Zur gleichen Zeit versammelten sich vor dem altehrwürdigen Palácio de São Bento, dem portugiesischen Parlament, tausende Rentner und Gewerkschafter des öffentlichen Dienstes und protestierten, zu Recht, gegen noch mehr Kürzungen ihrer Renten und Löhne.

Und auch im Parlament selbst, ging es heiß her.
Während das Hohe Haus, mit der Mehrheit der regierenden Koalition von Premierminister Pedro Passos Coelho, den Staatshaushalt ( port.: Orçamento de Estado) für das kommende Jahr mit 132 zu 98 Gegenstimmen, durchbrachte, machten mehrere Demonstranten ihren Unmut gegen die drastische Sparpolitik der Regierung kund, indem sie mit lauten Zwischenrufen die Parlamentssitzung störten und, in Folge dessen, den Plenarsaal verlassen mussten.

Die Regierung hat den Haushalt für das kommende Jahr 2014 durchgebracht.
Aber – obwohl gerade erst verabschiedet – so ist es doch eher zweifelhaft, ob die Regierung den Haushalt letztendlich halten wird können.

Die Opposition hat sofort nach der Verabschiedung des Etats angekündigt, dass sie das Verfassungsgericht (port.: Tribunal constitucional) einschalten wird, denn ihrer Meinung nach, ist der Haushalt im höchsten Maße Verfassungswidrig.
Sollte das oberste Gericht Portugals den Etat kippen – das Verfassungsgericht hat schon mehrere Gesetzte der jetzigen Regierungskoalition verworfen – dann könnte Premierminister Passos Coelho große Probleme bekommen.
Denn dann könnte er nämlich nicht, wie geplant, Mitte nächsten Jahres den Rettungsschirm von EU, IWF und EZB verlassen, was zur Folge hätte, das er höchstwahrscheinlich um einen zweiten Rettungsschirm bei der Troika anfragen müsste.
Das Wäre eine Katastrophe – eine Katastrophe die die Opposition anscheinend in Kauf nimmt!

Ob Portugal, knappe sechs Monaten vor dem Ende des Rettungsprogramms, also in eine noch größere Krise stürzt (wenn das gefühlsmäßig überhaupt noch möglich ist???) oder vielleicht doch eine hoffnungsvollere Zukunft vor sich hat – keiner weiß es heute genau.

Die nächsten Tage und Wochen werden es zeigen!

Sonntag, 24. November 2013

Einladung zum ökumenischen Advents-Basar 2013


Die beiden deutschsprachigen Kirchengemeinden Lissabons, die DEKL (dt.: Deutsche Evangelische Kirchengemeinde Lissabon) und die KKdSL (dt.: Katholische Kirchengemeinde deutscher Sprache Lissabon), laden einmal wieder zu ihrem beliebten, alljährlich stattfindenden, Advents-Bazar ein.
Dieses Mal findet er am 1. Adventssonntag, dem 01. Dezember 2013, zwischen 11.00 Uhr und 17.00 Uhr statt.
Wie in den Jahren zuvor, so wird er auch dieses Jahr in der Schule der Salesianer (port.: Colégio dos Salesianos), im Lissabonner Stadtteil Campo de Ourique, stattfinden.

Wer will, wird auf dem Basar die Gelegenheit haben typisch deutsche Weihnachtsprodukte, wie z.B. Adventskränze, Kerzen, Weihnachtsbaumschmuck, Glühwein, Lebkuchen und leckeren Christstollen, käuflich zu erwerben.
Ein kleiner Flohmarkt, eine reich bestückte Kaffee- und Kuchentafel, ein Büchermarkt und eine Tombola sind nur einpaar Highlights des über die Stadtgrenzen Lissabons bei vielen Deutschen bekannten Basars.

Hinzu wird es dieses Jahr ein reichhaltiges Programm für die Kleinsten unter den Advents-Basarbesuchern geben:
eine große Hüpfburg, eine Torwand, ein Kinderschminkbereich und eine Bastel- und Leseecke werden den kleinen Gästen das Warten auf den Weihnachtsmann, der sein Kommen schon mal im Voraus angekündigt hat, so angenehm und abwechslungsreich wie möglich machen.

Die Organisatoren erhoffen sich für den Tag  gutes Wetter und einen regen Besucherandrang, damit der Advents-Basar wieder ein voller Erfolg wird.
Der Erlös des diesjährigen Basars wird wieder den sozialen Projekten der beiden Gemeinden zugute kommen.


Samstag, 23. November 2013

Ich werde (vielleicht) nie wieder Pepsi trinken




Wie ich in meinem vorhergehenden Blogeintrag „El Comandante siegt gegen selbsternannten Gott“ beschrieben habe, hatte es die portugiesische Fußballnationalmannschaft vor ihrem WM-Playoff-Rückspiel gegen die schwedische Nationalelf am 19. November 2013 alles andere als einfach.
Die Portugiesen mussten in Solna, unweit von Stockholm (port.: Estocolmo), nicht nur in einem Stadion voller heimischer Fußballfans gegen eine motivierte schwedische Mannschaft antreten, sondern sie mussten auch gegen die verschiedensten Aktionen und Kampagnen der schwedischen Presse und Medien ankämpfen.

Eine dieser zweifelhaften Aktionen war eine polemische Werbekampagne des Brauseherstellers Pepsi in Schweden (port.: Suécia).
Der hatte nämlich mehrere Plakate publiziert, auf dem eine Voodoo-Puppe mit einem Portugaltrikot mit der Nummer 7 (die Rückennummer von Cristiano Ronaldo) zu sehen war.
Auf einem dieser Plakate war die Voodoo-Puppe gefesselt, auf einem Bahngleis liegend, dargestellt.
Ein anderes Plakat zeigte die Puppe von hunderten Nadeln durchspickt.
Und auf einer dritten Anzeige sah man, wie die Voodoo-Puppe von einer Pepsi-Getränkedose symbolisch erschlagen wurde.

Das fand man hier in Portugal überhaupt nicht witzig!

Vielleicht waren sich ja die Werbestrategen von Pepsi, als sie diese PR-Aktion lostraten, nicht darüber im Klaren, dass sie auch im Süden Europas ihre Brause vertreiben…
Wie dem auch sei: seit seiner geschmacklosen Kampagne wird der Brausehersteller hier in Portugal mit wütenden Protesten und mehreren Gegenaktionen konfrontiert.

So wird hierzulande auf verschiedenen sozialen Seiten im Internet, ziemlich erfolgreich wie es scheint, zu einem Boykott von Pepsi-Cola aufgerufen.
Zahlreiche Cafés, Restaurants und Bars haben Pepsi freiwillig aus ihren Kühlschränken und Regalen genommen.
An verschiedenen Orten des Landes wurden schon mutwillig Pepsi-Plakate, Pepsi-Werbesäulen und Pepsi-Getränkeautomaten beschmiert und vandalisiert.
Selbst die portugiesische Fluggesellschaft TAP (port.: Transportes Aéreos Portugueses) hat dieser Tage in Erwägung gezogen Pepsi, der einer ihrer offiziellen Lieferanten ist, aus ihren Flugzeugen zu verbannen. In einem am Mittwoch veröffentlichen Kommentar bezeichnet die TAP die Kampagne von Pepsi sogar als „groben Hooliganismus“ (port.: hooliganismo grosseiro“).

Angesichts solch heftiger Reaktionen, hat sich nun Pepsi bei Cristiano Ronaldo und den portugiesischen Fans in aller Form mit einem kurzen Statement auf ihrer facebook-Seite für die unglückliche PR-Aktion entschuldigt:

„Nunca quisemos dar ao desporto ou ao espírito de competição uma conotação negativa. Pedimos desculpa a todos aqueles que se sentiram ofendidos pelos posts – estes foram imediatamente retirados.“

(dt.: „Wir wollten niemals den Sport oder den Wettbewerbsgedanken in ein negatives Licht rücken. Wir entschuldigen uns, sollte sich jemand von den Beiträgen angegriffen gefühlt haben – wir haben diese augenblicklich entfernt.“)

Der Haken an der ganzen Sache ist nur:
Die Entschuldigung wurde nur auf der portugiesischen Seite von Pepsi und nicht etwa auf der offiziellen Seite des Weltunternehmens publiziert – und das ist für portugiesische Gemüter anscheinend zu wenig!

So gehen die Proteste hierzulande weiter.
Die eigens vor drei Tagen gegründeten facebook-Seite „Nunca mais vou beber Pepsi“ (dt.: „Ich werde nie wieder Pepsi trinken“) zählt heute Mittag schon über 187.000 Anhänger – und es werden immer mehr.

Aber, die Gemüter werden sich hier in Portugal in ein paar Wochen wieder beruhigen. Schließlich sind wir Portugiesen dafür bekannt nicht sehr nachtragend zu sein.
Für einen Konzern wie Pepsi wird der kleine Absatzverlust, den sie hier in Portugal wohl in nächster Zeit haben werden, leicht zu verschmerzen sein. Die Verantwortlichen wissen nämlich genau, dass hier in Portugal der Konkurrent Coca Cola die Nase vorne hat!

In wieweit Pepsi aber für seine unglückselige PR-Kampagne weltweit bezahlen wird, wird sich in der Zukunft zeigen.
Schließlich hat Cristiano Ronaldo überall auf der Welt seine Fans und auch sein Fußballverein Real Madrid hat überall auf dem Globus seine Anhänger.

Was mich betrifft, so muss ich ehrlich gestehen, dass ich nicht so gerne Pepsi trinke, genauso wie ich auch nicht so gerne Coca Cola trinke. Mir ist das ganze Zeug einfach zu pappig-süß!
So kann ich also, für meine Person, ruhigen Gewissens sagen:

„Ich werde (vielleicht) nie wieder Pepsi trinken!“


Dienstag, 19. November 2013

El Comandante siegt gegen selbsternannten Gott


Schweden (port.: Suécia) hat heute Abend alles, aber auch wirklich alles versucht, die portugiesische „Seleção“ im neuen Fußballstadion von Solna, nahe Stockholm (port.: Estocolmo), aus dem Konzept zu bringen.

So empfing z.B. eine Musikkapelle die portugiesische Elf bei ihrer Ankunft in Solna, wo heute Abend das Playoff-Rückspiel zwischen Portugal und Schweden stattfand, mit dem Kinderlied „Hier kommt Pippi Langstrumpf“ (port.: „Aqui vem Pippi das Meias Altas“ / swe.: „Här kommer Pippi Langstrump“).
Nur zwei Stunden vor dem Anpfiff ließen die schwedischen Verantwortlichen, das schließbare Schiebedach der „Friends Arena“ öffnen, um die Temperatur im Stadion zu kühlen, in der Hoffnung, die Portugiesen kämen mit den niedrigen Temperaturen, die es ja um diese Jahreszeit in Nordeuropa gibt, nicht zurecht.
Dann pfiffen die schwedischen Stadionbesucher, vor dem Anstoß, die portugiesische Nationalhymne regelrecht nieder.
Und während des ganzen Spiels schrieen dann tausende nordische Kehlen unaufhörlich im Chor laut nach „Messi“.

Das alles hat ihnen nichts genutzt!

Cristiano Ronaldo, der noch vor kurzer Zeit von Sepp Blatter so lächerlich als „El Comandante“ karikaturiert wurde, hat sich gegen das Großmaul Zlatan Ibrahimovic durchgesetzt.
Portugal hat heute 3:2 gegen Schweden gewonnen; alle drei Tore von Cristiano Ronaldo!

Somit nimmt Portugal nächstes Jahr an der Fußball-WM 2014 in Brasilien teil!

Ibrahimovic, der sich heute selbst tatsächlich als „Gott“ tituliert hat, hat vor dem Spiel vollmundig gemeint:
„Die WM braucht mich mehr als Ronaldo!“

Heute ist im schwedischen Solna bewiesen worden:
Auch Götter können sich irren!…

Sonntag, 17. November 2013

Alcobaça



Als ich gestern mit meiner lieben Freundin Annette nach Hause fuhr, lief im Auto das Radio.
Wir hatten den Sender „Rádio Amália FM- 92.0 FM Lisboa“ an, und hörten angenehme Fadomusik. Meiner persönlichen Meinung nach, ist dieser Radiosender hierzulande der beste im Äther, der diese Art von Musik spielt.
Eines der Lieder, das während der Fahrt gespielt wurde, und das Annette wegen seines angenehmen Taktes besonders gut gefiel, war der Evergreen „Alcobaça“ aus dem Jahre 1955, der von der populären Fadosängerin Maria de Lourdes Resende gesungen wurde.
Annette wollte nun von mir wissen, von was dieser Fado handelt, bzw. worüber Maria de Lourdes Resende singt.

Ich habe ihr gesagt, dass dieses Lied so eine Art „Liebeserklärung“ an eine sehr schöne mittelportugiesische Kleinstadt ist, die den Namen Alcobaça trägt, und die ca. 100 km nördlich von Lissabon liegt.
Annette, die erst seit kurzem von Mönchengladbach hier nach Portugal gezogen ist, sagte, sie hätte noch nie etwas von Alcobaça gehört, meinte aber, die Stadt müsse wohl etwas besonderes sein, wenn man ihr sogar ein „Liebeslied“ widmet.
Ich versprach ihr, bei Gelegenheit, mit ihr einen Abstecher nach Alcobaça zu machen, damit sie sich dann selber eine Meinung machen könne.

Alcobaça ist wirklich ein sehr schöner Ort.
Mit seinen ca. 57.000 Einwohnern liegt die Stadt in der ehemaligen Provinz Estremadura, in dem heutigen Distrikt Leiria, in Zentralportugal.
Schon die alten Römer lebten hier, und nannten ihre reizvoll zwischen den zwei Flüsschen Alcoa und Baça gelegene Siedlung „Helcobatiae“.
Nach den Römern kamen die Mauren, bauten eine mächtige Burg, von der heute nur noch Trümmern existieren, und nannten den Ort „Al-cobaxa“, was ins deutsche übersetzt soviel wie „Schafbock“ oder „Widder“ heißt.
Man ist sich heute uneins darüber, ob das arabische „Al-cobaxa“ Namensgeber des heutigen Alcobaça ist, oder ob sich der Name der Stadt aus den zwei Flüsschen Alcoa und Baça zusammensetzt, die den Ort durchfliesen.

Die Araber blieben bis 1147, dem Jahr als die Truppen des portugiesischen Königs Afonso Henriques den Ort von den muslimischen Mauren, im Zuge der Befreiung der Stadt Santarém, eroberten.
Im Jahre 1154, sieben Jahre nach der Besitznahme des Ortes, schenkte König Afonso Henriques seinem Freund, Glaubensbruder und Mitstreiter Bernhard von Clairvaux (port.: Bernanrdo de Claraval, fr.: Bernard de Clairvaux), die Stadt Alcobaça und riesige angrenzende Ländereien, zum Zwecke der Gründung eines Klosters.
Bernhard von Clairvaux, ein Zisterziensermönch und späterer Heiliger, hatte seinen Freund Afonso Henriques bei den schwierigen und langwierigen Verhandlungen über die päpstliche Anerkennung des neu geschaffenen Königreiches Portugal treu und tatkräftig zur Seite gestanden, und beim damaligen Papst Eugen III ein gutes Wort für den Portugiesen eingelegt.

Im Jahre 1178 begann der Orden mit dem Bau des Klosters der Heiligen Maria von Alcobaça (port.: Mosteiro de Santa Maria de Alcobaça), der 1222 mit seinen wesentlichen Teilen fertig gestellt war, aber in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche und weitreichende Veränderungen über sich ergehen ließ.
Gemäß der Ordensregeln der Zisterzienser beherbergte das Kloster stets „einen weniger als tausend“, also 999 Ordensbrüder, die in den Flusstälern des Alcoa und Baça Obstgärten und Weinberge anlegten und damit die Grundlage für das noch heute bedeutendste Obstanbaugebiet Portugals schufen. Die Mönche richteten hier in ihrem Kloster bereits im 13. Jahrh. die erste öffentliche Schule des Königreiches ein, von der später wesentliche Impulse zur Gründung der ältesten portugiesischen Universität in Coimbra ausgingen.
Zwischen dem 13. und 18. Jahrh. galt der Zisterzienserorden von Alcobaça (port.: Ordem de Cister de Alcobaça) zweifelsohne als eines der bedeutendsten Geisteszentren im Lande, das sogar den portugiesischen Königen manchmal als Zufluchts- und zur Meditationsort diente.

Der in seinen Grundlagen gotische Bau ist ein genaues Abbild der französischen Abtei von Clairvaux, dem Mutterkloster aller Zisterzienserabteien. Der Bau bedeckt einen annährend quadratischen Grundriss und umschließt neben der mächtigen Kirche und den üblichen Wirtschaftsräumen fünf Kreuzgänge, sieben Dormitorien, ein Hospendarium, eine Bibliothek und eine riesige Küche.
Im Querschiff der eindrucksvollen Klosterkirche, der größten Kirche ganz Portugals, stehen zu beiden Seiten des Hauptschiffes die prunkvollen Grabmäler von König Pedro I und seiner Geliebten Ines de Castro, die einstmals auf Geheiß von Pedros Vater, König Afonso IV, ermordet und von Pedro nach seiner Thronbesteigung exhumiert und post mortem in Coimbra in aller Form zur Königin gekrönt wurde.
Auf Wunsch Pedros wurden die Grabmäler in der Kirche so aufgestellt, dass sich die beiden Liebenden bei der Auferstehung am Jüngsten Tag sogleich erblicken können (die tragische Liebesgeschichte zwischen Pedro und Ines werde ich in einen meiner nächsten Blogeinträge hier in „Planet Portugal“ gerne erzählen).
Leider weisen die Sarkophage von Ines und Pedro, genauso wie andere Kunstschätze in der Kirche, erhebliche Beschädigungen auf. Diese entstanden im Jahre 1811, als die Truppen Napoleon Bonapartes Portugal überfielen, das Land gewaltsam besetzten und damals mutwillig alles zerstörten, was ihnen in die Quere kam.
Die Grabmäler der portugiesischen Könige Afonso II und Afonso III, die auch in der Klosterkirche von Alcobaça beigesetzt sind, weisen leider ebenfalls schwere Schädigungen aus dieser Zeit auf.

Im Jahre 1834 fand in Portugal die Trennung von Kirche und Staat, die so genannte Säkularisierung, statt, was zur Folge hatte, das alle Klöster des Landes aufgelöst wurden und sie fortan zu höchst profanen Zwecken verwendet wurden.
Dieses Schicksal blieb auch dem Kloster von Alcobaça nicht erspart.
Ein Jahr vor der Säkularisierung, 1833, wurde die Abtei geplündert und man brachte in dem Gebäude zuerst eine Kaserne unter, dann ein Altenheim und nach diesem, wurde aus dem Anwesen ein Lagerhaus, das danach zusehends verfiel.
Erst im Jahre 1930, knapp 100 Jahre nach seiner Aufgabe, besann man sich der kunsthistorischen Bedeutung des Klosters, renovierte es und stellte es unter Denkmalschutz.
1989 wurde der Mosteiro de Alcobaça in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen.

Wie früher, so gilt Alcobaça auch heute noch landwirtschaftlich, kulturell und industriell als eine der wichtigsten Regionen Portugals. Vor allem der Obstanbau und die Keramikindustrie sind über die Stadtgrenzen hinaus im ganzen Land berühmt.
Ein anderer bedeutender Industriezweig der Stadt und ihrer Umgebung ist zweifelsohne der Tourismus.
Alcobaça und sein Umland tragen seit der Jahrtausendwende den Beinamen „Terra da Paixão“ (dt.: „Land der Leidenschaft“), in Anlehnung an die Liebesgeschichte von Pedro und Ines.
Hier, im „Land der Leidenschaft“ liegen außer Alcobaça, noch einige andere geschichtsträchtige Orte und Landschaften, wie Leiria, Nazaré, Caldas da Rainha, Batalha, Aljubarrota oder Fatima.

Alcobaça ist eine sehr gastfreundliche Stadt, weitab vom hektischen Großraum Lissabons, die ihre Gäste für gewöhnlich mit offenen Armen empfängt und in der man sich als Besucher immer sehr wohl fühlt.
Ich werde demnächst mit Annette Alcobaça besuchen und ich bin mir sicher, dass wir dann in den Genuss dieser zitierten Gastfreundschaft kommen werden.
Ich werde dann hier im Blog gerne darüber berichten!

Mittwoch, 13. November 2013

Ich bin wieder da!



Nach einer zweimonatigen Blog-Abstinenz melde ich mich heute hier im „Planet Portugal“ zurück.
Wie es einigen von Euch, die diesen Blog verfolgen, bekannt ist, ging es mir in letzter Zeit gesundheitlich überhaupt nicht gut, so dass an eine regelmäßige Präsenz von mir hier bei „Planet Portugal“ überhaupt nicht zu denken war!
Aber das Schlimmste habe ich nun, so meinen meine Ärzte und so hoffe auch ich, hinter mich gebracht, und so kann und will ich mich jetzt endlich mit neuen Ideen und neuem Elan wieder an die Arbeit machen, und diesen Blog, Schritt für Schritt, „wiederbeleben“.

Es ist in den letzten zwei Monaten unheimlich viel passiert hier im äußersten Südwesten Europas.
Es fanden in dieser Zeit viele wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Ereignisse statt, über die ich hier im Blog, aus Gründen der Aktualität, nicht mehr so ausführlich schreiben werde.
Dennoch gab es das eine oder andere Geschehen, das ich hier gerne erwähnen würde.

So fanden hier in Portugal im September, genauso in Deutschland, wichtige Wahlen statt.
Während in Deutschland Kanzlerin Angela Merkel und ihre CDU/CSU-Union knapp die absolute Mehrheit bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 einholten und die SPD in den Keller rauschte, gewannen hier in Portugal die Sozialisten, am 29. September 2013, die wichtigen landesweiten Kommunalwahlen, und die Mitte-Rechts-Regierung von Premierminister Pedro Passos Coelho ging in den meisten Rathäuser des Landes baden.
Seit dieser Wahl sind nun, unter anderem die vier bevölkerungsreichsten Städte Portugals – Lissabon, Sintra, Vila Nova de Gaia und Porto – fest in sozialistischer Hand.
In einigen Kommunen des Landes, wie in Aveiro, Braga, Barcelos, Faro, Felgueiras, Porto, Ponte de Lima, Santo Tirso, Sintra, Soure, Valongo, Viana do Castelo und Vila do Conde sind jetzt auch Abgeordnete der portugiesischen Monarchischen Volkspartei (port.: Partido Popular Monárquico – PPM), in Koalitionen in den einzelnen Stadtparlamenten vertreten.

Im September, Oktober, und sogar jetzt im November, gab es im ganzen Land verschiedene Streiks. Einmal streikten die öffentlichen Verkehrsmittel, ein anderes Mal die Post und die verschiedensten Behörden, dann die Krankenhäuser und die Lehrer, usw., usw.
Für die kommenden Wochen sind weitere Streiks angekündigt, und somit bleibt das Thema hoch aktuell!

Ein anderes Thema, welches hierzulande in den letzten Wochen stark diskutiert wurde, ist der drastische Sparhaushalt für das kommende Jahr 2014. Von der Regierungskoalition eingebracht und von der Opposition stark kritisiert, wurde er Ende Oktober, unter starkem öffentlichen Protest, im Parlament zum ersten Mal beraten. Er wird wohl Ende November angenommen werden.

Sorgen macht den meisten Portugiesen im Moment auch die „Seleção“ (dt.: portugiesische Fußballnationalmannschaft).
Während Deutschland bereits das WM-Ticket nach Brasilien eingelöst hat, muss Portugal, nachdem es in der Qualifikationsgruppe F hinter Russland, auf den zweiten Platz gekommen ist, nun in den Playoffs noch diesen Monat gegen Schweden antreten.
Wer gewinnen wird – das wissen nur die (Fußball)götter.
Aber man stelle sich eine WM in Brasilien – ausgerechnet im Bruderland Brasilien – ohne Portugal vor!
Selbst ich, der ich kein Fußballfanatiker bin, kann mir solch ein Szenarium nicht vorstellen!

Wie in Deutschland, so hat auch hier letzten Monat die Abhöraffäre der NSA, wenn nicht gerade für Überraschung, doch für ein gewisses Misstrauen gesorgt. Denn urplötzlich wird es nämlich jedem Bürger wirklich bewusst, in wie weit wir alle in unseren fundamentalen Grundrechten heutzutage von einem Verbündeten beschnitten werden und wie massiv unsere Privatsphäre tagtäglich verletzt werden.
Das die Geheimdienste der USA sowohl die Bürger Portugals, Deutschlands, Brasiliens und anderer „befreundeter“ Nationen (wobei ja jeder immer den Wert einer Freundschaft anders interpretiert) abhört war unsereins ja schon lange klar.
Das die Politiker unserer Länder aber solange nicht dagegen protestiert und gehandelt haben und erst dann reagiert haben, als es sie persönlich betraf, das ist der eigentliche Skandal!
Diese Teilnahmslosigkeit so mancher Politiker und Politikerin gegenüber ihren Bürgern finde ich, persönlich, verantwortungslos.
Wobei ich mich allerdings auch manchmal frage, ob sich hinter dieser ganzen politischen Passivität nicht auch ein wenig Eigennutz steckt.
Ich meine, wie wäre z.B. die Bundestagswahl für Kanzlerin Merkel ausgegangen, wenn ihre Handy-Affäre vor dem 22. September öffentlich geworden wäre, und nicht erst zwei Wochen danach?
Wir werden es nie erfahren!

Natürlich ist mir klar, dass der Grat zwischen politischer Verantwortung und Verärgerung zwischen zwei verbündeten Nationen zweifellos manchmal sehr schmal sein kann – vielleicht zwischen den USA und Deutschland noch etwas mehr, als zwischen Portugal und den USA.
Aber kann, oder muss man nicht sogar, „Freunden“ auch mal die Meinung sagen können und sie, gegebenenfalls, zurechtweisen?
Ich denke schon!

Aber lassen wir nun, nachdem wir es ein wenig Revue passieren haben lassen, das Geschehene Vergangenheit sein, und konzentrieren uns fortan hier in „Planet Portugal“ wieder an die Zukunft!
Ich freue mich wieder da zu sein.

Ich bin wieder da!