Donnerstag, 9. Januar 2014

Das portugiesische Gesundheitswesen kränkelt gewaltig


In meinem erst am letzten Sonntag, den 05. Januar 2014, veröffentlichten Blogeintrag „In memoriam: Eusébio da Silva Ferreira“ schreibe ich gleich zu Anfang folgenden Satz:
„Es gibt Meldungen, die hört man, und die glaubt man zuerst nicht…“

Wenn eine solche Meldung, die kaum zu glauben ist, zusätzlich aber auch noch traurig ist, einen gar wütend macht und einem die Schamesröte ins Gesicht hochtreibt, dann gehört diese Meldung zweifelsohne zu der Art von Mitteilung die einen regelrecht fassungslos macht!
Eine solche fassungslos machende Meldung las ich heute in der hiesigen Presse.

Ich berichte:
Da ist vor mehr als zwei Jahren (ich wiederhole: vor z w e i  Jahren) eine 60 jährige Frau von ihrem Hausarzt ins Krankenhaus Fernando Fonseca (port.: Hospital Fernando Fonseca) in Amadora, unweit von Lissabon, überwiesen worden, um sich dort einer Darmspiegelung (port.: colonoscopia) zu unterziehen.
Diese Darmspiegelung war im Rahmen einer Darmkrebsvoruntersuchung nötig, die der Hausarzt bei der Frau durchführen wollte, um einer etwaigen Krebserkrankung vorzubeugen.
Eigentlich verhielten sich der Hausarzt und die Frau vorbildlich, denn Krebsprävention wird hierzulande leider noch sehr unterschätzt.

Insgesamt zwei Jahre (ich wiederhole noch einmal: z w e i  Jahre) ersuchten der Hausarzt und seine Patientin, unabhängig voneinander, das Krankenhaus um ein Untersuchungsergebnis!
Die ganze Zeit blieb das Krankenhaus dieses Untersuchungsergebnis schuldig.

Jetzt, 24 Monate nach der Koloskopie wurde bei der Frau Darmkrebs diagnostiziert!
Dieser Darmkrebs wird erst nach einer aggressiven Chemotherapie, die die Patientin jetzt über sich ergehen lassen muss, wenn überhaupt, operabel sein.
Wie so etwas möglich ist?
Ich weiß es nicht!

Das Krankenhaus Fernando Fonseca hat als Grund für die zweijährige Wartezeit, auf das Untersuchungsergebnis, finanzielle Gründe angegeben!
Wenn man bedenkt das eine Darmspiegelung mit Anästhesie hierzulande, so erzählte man mir heute, ca. 1000 Euro kostet, dann weiß man ab jetzt, was ein Menschenleben hier in Portugal wert ist, nämlich 1000 Euro!!!

Die traurige Realität ist, dass Dank tiefer Haushaltseinschnitte heutzutage Krankenhäuser hier in Portugal kaum noch die medizinischen und hygienischen Mindeststandards halten können.
Das ist eine zutiefst bedauerliche und unerträgliche Situation, von der im europäischen Ausland, wie z.B. in Deutschland, kaum einer etwas weiß.

Wenn man eine Darmspiegelung für knappe 1000 Euro aus finanziellen Gründen nicht hat durchführen können oder wollen, woher soll jetzt das Geld für eine Chemotherapie und für die nachfolgende Operation kommen?

Das portugiesische Gesundheitssystem kränkelt gewaltig – ist schon fast tot.
Aber bevor es stirbt sind wir, seine Patienten, wohl zum Tode verurteilt!


1 Kommentar:

  1. Das ist ja unfassbar! Ich konnte beim Lesen gar nicht aufhören den Kopf zu schütteln. Tristeza

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