Samstag, 29. März 2014

Die Geschichte der Sommerzeit in Portugal


Es ist mal wieder soweit!
In einpaar Stunden werden in der heutigen Nacht zum Sonntag die Uhren in der ganzen Europäischen Union um eine Stunde vorgestellt, und die Sommerzeit tritt mal wieder in Kraft.
Hier in Kontinentalportugal und auf der Insel Madeira werden die Uhren dann in der Nacht von 01.00 Uhr auf 02.00 Uhr vorgestellt.
Auf dem portugiesischen Azorenarchipel weit draußen im Atlantik, wo der Zeitunterschied zu Festlandsportugal immer eine Stunde beträgt, da sich die Inseln in einer anderen Zeitzone befinden, werden die Uhren zur gleichen Zeit um Punkt Mitternacht auf 01.00 Uhr umgestellt.
In Portugal und auf Madeira gilt, im Gegensatz zu Deutschland wo man sich nach der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) richtet, die Westeuropäische Zeit (WEZ), auch Greenwich-Zeit genannt.
Auf den Azoren gilt die Azoren-Standard-Zeit (WEZ – 1 Stunde oder MEZ – 2 Stunden).

Die Geschichte der Idee einer Zeitumstellung in Portugal geht auf das Jahr 1807 zurück.
Damals besprachen Wissenschaftler der königlichen Akademie der Wissenschaften in Lissabon (port.: Academia das Ciências de Lisboa) mit dem portugiesischen Thronfolger Infante João, dem zukünftigen König João VI, eine Publikation des nordamerikanischen Staatsmannes und Naturwissenschaftlers Benjamin Franklin. Der hatte nämlich im Jahre 1784 die Sommerzeit in seinem Heimatland angeregt, zu einer Zeit in der es also noch keine Elektrizität gab, um im Sommer die Zeitspanne mit nutzbarem natürlichem Tageslicht zu erhöhen.
Doch genauso wenig wie Franklins Idee in den USA Anklang fand, so hatte sie auch in Portugal keinen Erfolg.
Nicht das in Portugal kein Interesse an Franklins Anregung bestanden hätte, schließlich verschlangen alleine die Kosten für Wachskerzen in den jeweiligen Haushalten, Palästen, Kirchen usw. zu dieser Zeit Unsummen an Geld.
Lediglich die unsichere politische Situation in Portugal im Jahre 1807 – die königliche Familie musste ein Jahr später vor den Truppen Napoleons nach Brasilien fliehen – verhinderte damals eine genauere Analyse der Situation.

Genau Hundert Jahre später, 1907, regte der Brite William Willett erneut die Einführung der Sommerzeit an, und auch hier in Portugal wurde diese wieder einmal bei Hofe diskutiert.
Aber genauso wie Hundert Jahre zuvor, so waren auch diesmal die politischen Begebenheiten in Portugal alles andere als vorteilhaft. Wenige Monate später, im Februar 1908, wurde die portugiesische Monarchie durch eine republikanische Revolution weggefegt.

Es war Deutschland, das dann während des I. Weltkrieges, am 30. April 1916, als erstes Land der Welt die Sommerzeit einführte.
Im selben Jahr, am 17. Juni 1916, führte auch Portugal offiziell die Sommerzeit ein; diese ging im Jahr der Einführung bis zum 01. November 1916.
Da es damals, im Gegensatz zu heute, keine einheitlichen Termine für den Anfang und das Ende der Sommerzeit gab, waren die Termine oftmals länderübergreifend sehr unterschiedlich.
So begann die Sommerzeit in Portugal manchmal im Februar, andere Male im März oder im April und ging dann immer bis zum September, Oktober oder November.
Erst seit 1996 wurde die Sommerzeitreglung in der Europäischen Union vereinheitlicht. Seitdem fängt die Sommerzeit überall in der EU immer am letzten Sonntag im März an und endet dann immer am letzten Sonntag im Oktober.

In den Jahren 1922, 1925, 1930 und 1933 gab es in Portugal keine Sommerzeit.
1942, während des II. Weltkrieges, gab es in Portugal eine Sommerzeit in der Sommerzeit, d.h. im Jahre 1942 wurden die Uhren am 14. März um eine Stunde auf Sommerzeit vorgestellt. Sechs Wochen später, am 25. April wurden die Uhren nochmals um eine Stunde vorgestellt, d.h. es herrschte in dieser Zeit zwischen Portugal und Mitteleuropa zwei Stunden Zeitunterschied.
Am 15. August 1943 wurden die Uhren dann um eine Stunde zurückgestellt und am 24. Oktober wieder um eine Stunde.
Auch in den Jahren 1943, 1944 und 1945 wurde diese doppelte Sommerzeit praktiziert.

Im Jahre 1950 und zwischen 1966 und 1976 wurde die Sommerzeit in Portugal wieder nicht angewandt.
Erst im demokratischen Portugal wurde wieder eine Sommer- bzw. Winterzeit eingeführt.

1992 traf der damalige Prämierminister Aníbal Cavaco Silva, der heutige Staatspräsident, die Entscheidung die Westeuropäische Zeit in Portugal abzuschaffen und dafür die Mitteleuropäische Zeit  einzuführen, wie sie die meisten Länder in Europa haben.
Das hatte zwar ökonomisch einen verschwindenden kleinen Vorteil, hatte aber zur Folge dass im Winter die Sonne hierzulande erst recht spät aufging und es im Sommer oftmals nach 22.00 Uhr noch hell war.
Die Pharmaindustrie verdiente sich damals in dieser Zeit an Schlaf- und Beruhigungsmittel dumm und dämlich!
Als sich 1996 die politische Bühne in Portugal änderte, änderte man auch wieder die Mitteleuropäische Zeit zur natürlichen Westeuropäischen Zeit um.

Die diesjährige Sommerzeit wird bis zum 26. Oktober 2014 andauern. Ab diesem Tag gilt dann wieder die Winterzeit oder, eigentlich korrekter, die Legale Zeit in Portugal.

1 Kommentar:

  1. ich finde es Unsinn, die Winterzeit als dienatürliche zu bezeichnen.
    Jede Zeit wurde einmal willkürlich festgelegt, nur weil dies bei einer zuerst geschah, ist diese nicht dadurch natürlich.
    Dann wären ja auch unsere Jahreszahlen wie 2016 unnatürlich, vielleicht sollte man dann wieder zur natürlichen zurückkehren im Stl der alten Römer, dann schreiben wie das 2059. Jahr des Augustus
    die Bezeichnung natürlich ist eine Wertung, die unsere Entscheidung für oder gegen Sommerzeit beeinflussen soll. Die einen Menschen lieben die langen Sommerabende und freuen sich über die Sommerzeit, die anderen fühlen sich von der Uhrumstellung genervt. Warum also nicht dei Sommerzeit belassen, dann sind alle zufrieden.

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