Sonntag, 31. August 2014

Political correctness ist in einer Demokratie nicht immer zwingend korrekt!


Wer die Stadt Lissabon als Tourist besucht, den wird der Weg, über kurz oder lang, auch in den geschichtsträchtigen Stadtteil Belém führen, der die Heimat der zweifellos bekanntesten Postkartenmotive der portugiesischen Metropole ist.
Bis vor kurzem war Belém, mit all seinen historischen Denkmälern aus dem „goldenen Zeitalter“ der Seefahrt und seinen wunderschönen, weitläufigen Parks, der Vorzeigestadtteil der portugiesischen Hauptstadt.

Der zentrale Platz in Belém, ist der weitflächige Park der Praça do Império (dt.: Platz des Imperiums oder Reichsplatz), der sich zwischen dem weltberühmten Hieronymuskloster auf der einen Seite und dem monumentalen Denkmal der Entdeckungen (port.: Padrão dos Descobrimentos) am Tejoufer auf der anderen Seite erstreckt.
Errichtet wurde die Praça do Império im Jahre 1940, als sich die Stadt Lissabon damals anschickte die „Ausstellung der Portugiesischen Welt“ (port.: Exposição do Mundo Português), eine von der damaligen Salazar-Diktatur ins Leben gerufene sechsmonatige Kolonialausstellung, die der Welt ein christliches, multikulturelles und kontinentales Portugal präsentieren sollte, auszurichten.

Den Mittelpunkt der Praça do Império bildet wiederum eine riesige Brunnenanlage, die von symmetrischen Wegen, Olivenbäumen und Steinbänken umrahmt wird.
Dieser Brunnen, der heute noch kaum in Betrieb genommen wird, ist gleich doppelt mit Wappen geschmückt: einmal in weißem Stein, direkt am Brunnen, die Wappen der wichtigsten portugiesischen Städte und einmal in grünem Buchsbaum, auf der Rasenfläche um die Brunnenanlage, die Wappen der ehemaligen portugiesischen Überseekolonien und deren Hauptstädte.
Da die Buchsbaumwappen und Blumenarrangements  – wie die ganze Grünanlage überhaupt – seit Monaten keine Gärtnerhand mehr gesehen haben, sieht der Park momentan ziemlich verwahrlost aus.

Jetzt haben sich einpaar Einwohner von Belém im Lissabonner Rathaus über den schlechten Zustand des Parks bei der Stadt beschwert und diese darum gebeten, sie möge doch bitte den Park wieder ansehnlicher machen, schließlich wäre er ja im Fokus eines jeden Besuchers von Belém.
Das Rathaus hat nicht lange auf eine Antwort warten lassen, und dieser Tage die Einwohner Lissabons in einer Pressemitteilung wissen lassen, die Stadtverwaltung werde die Buchsbaumwappen der einstigen portugiesischen Überseegebiete und die der ehemaligen Kolonialstädte nicht mehr arrangieren, bzw. die entsprechenden Wappen nicht mehr bepflanzen, stutzen und zurechtschneiden!
Als Grund nannte die Stadtverwaltung die aktuelle finanzielle Lage der Stadt und außerdem seien die Wappen aus der Kolonialzeit „geschichtlich überholt“ (port.: „históricamente ultrapassados“), so das Rathaus.

Woanders auf der Welt stehen solche Parks und Bauwerke, wie die in Belém, unter Denkmalschutz.
Hierzulande entscheidet eine Stadtverwaltung einfach mal so, was „geschichtlich überholt“ oder was „political correctly“ ist oder nicht.

Diese Wappen, um die es da geht, sind ein Teil der portugiesischen Geschichte, egal wie man zur Kolonialgeschichte Portugals steht!
Zur Geschichte der portugiesischen Nation gehören nicht nur die Seefahrer, Entdecker und Eroberer. Nein, zur Geschichte dieser wunderbaren Nation gehören nun einmal auch die Kolonien in Afrika, Suedamerika und Asien, die ehemalien Kolonialstädte und die fremden Völker, die diese Kontinente, Länder und Städte einstmals bewohnten.
Man muss mit seiner Geschcihte verantwortungsvoll umgehen, sie positiv oder negativ als Beispiel nehmen, sich vielleicht auch einmal für sie schämen, aber man darf niemals, niemals seine Geschichte verleugnen oder sie als „geschichtlich überholt“ betrachten, so wie gewisse Stadtverwaltungen...

Eine Gruppe Lissabonner Bürger hat sich nun dieses Wochenende im Park getroffen, und angefangen die einzelnen Wappen erst einmal von dem wuchenden Unkraut und vom ganzen Müll zu befreien.
Mal sehen was die sozialistische Stadtverwaltung zu so viel „unverschämter“ Eigeninitiative und Engagement ihrer Bürger sagen wird…

Donnerstag, 14. August 2014

Das angekündete Ende des Spielzeugmuseums in Sintra


Ende dieses Monats wird einer der schönsten Museen Portugals – für viele Kinder vielleicht der Schönste – seine Pforten für immer schließen.
Die Rede ist vom originellen Spielzeugmuseum (port.: Museu do Brinquedo) in der etwa 30 km von Lissabon entfernt gelegenen Stadt Sintra.

Dieses unvergleichliche Museum wurde 1989 gegründet und geht auf die jahrzehntelange Sammeltätigkeit des Privatmannes João Arbués Moreira zurück, der schon in den 1930er Jahren, als kaum jemand dem Spielzeug eine kulturhistorische Bedeutung beimaß, seiner Sammlerleidenschaft nach altem und außergewöhnlichem Spielzeug nachging.

João Arbués Moreira fing bereits als Kind an sein Spielzeug nicht nur zum spielen zu benutzen, sondern es auch als Sammelobjekt zu betrachten.
Mit der Zeit sammelte er alleine Tausende verschiedene Spielsachen, wie etwa Spielzeugautos, Flugzeuge, Puppen, Puppenhäuser, Teddybären, Zinnsoldaten und Dreiräder.
1987 beschloss er seine bedeutende Sammlung, die bis dahin nur seine Freunde und Bekannte kannten, der Öffentlichkeit zu präsentieren und gründete daraufhin seine eigene Stiftung, die Fundação Arbués Moreira.
1989 wurde João Arbués Moreira mit der Stadt Sintra einig, und das Museu do Brinquedo, das größte seiner Art in Portugal, wurde in der ehemaligen Alten Feuerwache der Stadt Sintra eröffnet.
Mit den Jahren wurde das Museum immer bedeutender und an Exponaten immer reicher, da viele Privatpersonen nach einem Besuch im Museum, oftmals spontan ihre Spielsachen der Stiftung vermachten.

Jetzt hat die Stadt Sintra der Stiftung Fundação Arbués Moreira mitgeteilt, das Sparmaßnahmen es der Stadtverwaltung unmöglich machen, das Museum zukünftig weiterhin wie bisher finanziell zu unterstützen! 

Bis dato konnte man auf vier verschiedenen Etagen die unvergleichlich schöne und bedeutende Sammlung des Museums bewundern, das aus ca. 60.000 Objekte besteht.
Die ältesten Spielobjekte stammen aus dem 4. und 3. Jahrhundert v. Chr.!
Ausländische Spielzeughersteller sind mit ihren Spielzeugautos, Motorrädern, Flugzeugen und Zinnsoldaten genauso vertreten, wie portugiesische Fabrikate.
Ebenso findet man eine große Ausstellung an Puppen aus den verschiedensten Jahrhunderten und Materialien, Barbies, Puppenhäuser und die entsprechenden Möbel und Utensilien um diese zu bestücken.

Dieses Museum ist ein wahres Paradies, nicht nur für kleine Museumsbesucher sondern vor allem auch für die großen, den die finden hier viele Ausstellungsstücke die schöne Kindheitserinnerungen auslösen, an die sie im Laufe der Jahre gar nicht mehr gedacht haben und die erst durch einen Besuch im Museum wieder irgendwie real werden.

Das Museu do Brinquedo in Sintra ist leider nur noch bis zum
31. August 2014 geöffnet!

Samstag, 9. August 2014

Feira de São Mateus – ein Volksfest mit Tradition


Dieses Wochenende hat in der nördlich von Lissabon gelegenen Stadt Viseu das traditionsreiche Volksfest Feira de São Mateus (dt.: Matthäusvolksfest) begonnen.
Die Feira de São Mateus, die weit über die Region Viseus hinaus bekannt ist, ist nicht nur der älteste Jahrmarkt Portugals sondern, mit seinen 622 Jahren, auch der älteste Verkaufsmarkt fahrender Händler auf der ganzen Iberischen Halbinsel.

Ihren Ursprung hat die Feira de São Mateus in einem Erlass von König João I aus dem Jahre 1392.
König João I hatte ein Jahr zuvor, 1391, mit seiner Gemahlin Königin Filipa de Lencastre (engl.: Philippa of Lancaster) aus Évora kommend, in der Stadt Viseu Einzug gehalten.
Hier in Viseu wurde dem Königspaar am 31. Oktober 1391 ein Thronfolger geboren, der spätere König Duarte I.
Aus Anlass dieses freudigen Ereignisses, erlaubte der König im schon erwähnten Erlass vom 10. Januar 1392, den Bürgern der Stadt fortan einen alljährlich stattfindenden steuerfreien Jahrmarkt (port.: feira franca) abzuhalten. Ein „steuerfreier Jahrmarkt“ bedeutete, das alle Bauern und Händler auf alle erwirtschaffteten Einkünfte während der Dauer des Volksfestes keine Steuern zu zahlen brauchten.  Dieser „Steuerfreie Jahrmarkt von Viseu“ (port.: „Feira Franca de Viseu“), so der erste Name des Volkfestes, fand in den ersten Jahren immer im Frühling, um den Tag des Heiligen Sankt Georgs herum statt, und dauerte immer drei bis vier Wochen.

Die Feira war, vom Beginn ihrer Gründung an, wirtschaftlich sehr bedeutsam.
Die umliegenden Bauern boten auf diesem Markt ihre Agrarerzeugnisse und ihr Vieh feil und die örtlichen Händler und Handwerker boten die unterschiedlichsten Waren und Erzeugnisse an. Aber auch viele Fernkaufleute und sogar Mauren aus der Algarve und Nordafrika boten damals die verschiedensten Produkte auf der „Feira Franca“ an.
Wie alle Jahrmärkte zog auch dieser mit der Zeit viele Schausteller, fahrendes Volk, Gaukler, Quacksalber, Wahrsager und Musikanten an.

In der Regentschaft von König Afonso V wurde der Jahrmarkt vom Frühling in den Herbst verlegt, und ab 1475 begann er alljährlich immer am 20. Oktober, dem Tag von Santa Iria (dt.: Heilige Irene von Portugal) und dauerte dann 14 Tage.
Da der Jahrmarkt nun bis in den November hineinreichte und das Wetter im Norden Portugals im Herbst oftmals sehr widrig war und ist, wurde die „Feira Franca die Viseu“ ab 1490 wieder im April veranstaltet.

Erst auf Veranlassung von König Manuel I wurde ab 1501 beschlossen die Feira Franca um den ersten Herbsttag eines jeden Jahres herum, dem 21. September, abhalten zu lassen. Da der 21. September kirchenkalendarisch der Tag des Heiligen Matthäus ist, wurde der Jahrmarkt fortan Feira de São Mateus genannt.

Über fünf Jahrhunderte hinweg konnte sich dieser einstmals so wichtige Jahrmarkt über Wasser halten. Aber Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts, verlor die Feira de São Mateus an Bedeutung. Das ging soweit, dass ab dem Jahre 1916 das Volksfest für neun Jahre nicht mehr abgehalten wurde.
Erst 1925 wurde der Marktbetrieb wieder ins Leben gerufen – seitdem bis heute ohne Unterbrechung!

Heute, 2014, erstreckt sich die Feira de São Mateus über ein Areal von 18.000 km² und hunderte Schausteller, in Portugal „feirantes“ genannt, bieten dort ihre Waren und Dienstleistungen an.
Aber auch der kulturelle Veranstaltungskalender kann sich dieses Jahr sehen lassen. Hierzulande sehr bekannte und beliebte Sänger und Gruppen wie z.B. Xutos & Pontapés, Ana Moura, Tony Carreira, Blind Zero, Paulo Gonzo oder Linda Martini werden dieses Jahr auf der Bühne der Feira de São Mateus 2014 auftreten.
Die diesjährige Feira de São Mateus findet bis zum kommenden 14. September 2014 statt.

Sonntag, 3. August 2014

Adolfo Medeiros, der erste portugiesische Soldat des Ersten Weltkrieges


Heute, auf den Tag genau vor 100 Jahren, am 03. August 1914, trafen sich nachmittags die zwei portugiesischen Freunde José de Freitas Bragança und Adolfo Medeiros in einem Kaffeehaus im Pariser Stadtviertel Quartier Latin um einen Kaffee zu trinken und um die damalige aktuelle politische Lage zu diskutieren.
Wenige Tage zuvor, am 28. Juli 1914, hatte Österreich-Ungarn dem Serbischen Königreich den Krieg erklärt und nun hatte das Deutsche Kaiserreich der Französischen Republik am 03. August 1914 ebenfalls den Krieg erklärt (bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „100 Jahre Erster Weltkrieg“, vom 28.Juli 2014).

Der 03. August 1914 war ein strahlender, sonniger Sommertag, aber die Nachrichten die an diesem Tag durch die französische Hauptstadt kursierten sagten eher einen gewaltigen Sturm voraus – einen Kriegssturm!
In ganz Paris, so wie wohl im ganzen Land, war die Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich das Gesprächsthema Nr. 1.
Und auch am Kaffeetisch von Freitas Bragança und Adolfo Medeiros gab es an diesem Tag kein anderes Thema als den Krieg.
An diesem Nachmittag beschlossen die zwei Portugiesen, beide eingefleischte Republikaner, freiwillig der französischen Armee beizutreten um für die Französische Republik und ihre Werte zu kämpfen.

José de Freitas Bragança, von Haus aus Journalist, hatte sich schon drei Wochen zuvor, im Juli 1914, bei der französischen Armee beworben, aber von dieser eine Absage erhalten, mit der Begründung es wäre noch zu früh um an einen Krieg zu denken.
Freitas Bragança hat sich dann nicht, wie geplant, noch einmal bei der französischen Armee vorgestellt, sondern er war, bis Portugal 1916 selbst ins europäische Kriegsgeschehen eingriff, als Zeitungsredakteur verschiedener portugiesischer Zeitungen und Zeitschriften der damaligen Zeit sehr engagiert tätig.

Adolfo Medeiros allerdings, der aus dem Ort Ribeira Grande auf der Azoreninsel São Miguel stammte, machte sein Vorhaben wahr, und Anfang August wurde er bei den französischen Streitkräften vorstellig. Er hatte in der Schweiz Ingenieurswesen studiert und dort den Führerschein während seines Studiums gemacht. Dieser Führerschein öffnete ihm die Tür zum französischen Heer, denn er wurde sofort als Militärfahrer rekrutiert.
Mitte August, Adolfo Medeiros wartete auf den Einberufungsbefehl der französischen Armee, erhielt er per Post eine Einladung eines befreundeten Fabrikanten, um dessen Zuckerfabrik im Norden Frankreichs zu verwalten. In dem Brief erklärte ihm der Fabrikant, dass die gesamte männliche Belegschaft der Zuckerfabrik zum Kriegsdienst einberufen worden war und das die Produktion des Werkes nun durch Frauen und Kinder mehr schlecht als recht aufrecht gehalten wurde.

José de Freitas Bragança, der Freund von Adolfo Medeiros, der noch wenige Tage zuvor mit ihm in den Krieg ziehen wollte, schlug Medeiros vor, dem französischen Kriegsministerium den Brief des Fabrikanten vorzulegen, um so vom Kriegsdienst befreit zu werden. Medeiros, so meinte Freitas Bragança, könne mit seinem Einsatz in der Zuckerfabrik der Französischen Republik eher von Nutzen sein als mit dem Dienst an der Waffe.
Adolfo Medeiros ließ sich den Vorschlag seines Freundes wohl noch durch den Kopf gehen, aber bereits am 26. August erhielt er vom Pariser Kriegsministerium den Einberufungsbefehl an die Marne, wo er gleich vom 05. bis zum 12. September 1914 an der Ersten Marne-Schlacht (port.: Primeira Batalha do Marne) gegen die Deutschen teilnahm.

Im April 1916 fiel Adolfo Medeiros auf einem Schlachtfeld in Verdun.
In der Schlacht von Verdun (port.: Batalha de Verdun), die sich vom 21. Februar bis zum 20. Dezember 1916 hinzog, starben damals ca. 500.000 Soldaten beider Kriegsparteien einen brutalen und sinnlosen Tod.

So wie die zwei Freunde José de Freitas Bragança und Adolfo Medeiros verpflichteten sich damals viele junge Portugiesen entweder bei der französischen oder belgischen Armee auf der einen Seite, bei den deutschen Streitkräften auf der anderen Seite oder sie taten Dienst beim Internationalen Roten Kreuz.

Adolfo Medeiros war nachweislich der erste Portugiese, der als Soldat am Ersten Weltkrieg (port.: Primeira Guerra Mundial) teilnahm!
Ab August 1914 befand sich Portugal somit irgendwie im Ersten Weltkrieg, obwohl das Land erst 1916 aktiv in das europäische Kriegsgeschehen eingreifen sollte.

Freitag, 1. August 2014

Portugal aus dem All gesehen


Die amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde NASA (engl.: National Aeronautics and Space Administration / port.: Administração Nacional da Aeronáutica e do Espaço) hat heute auf ihrer Internetseite ein faszinierendes Bild veröffentlicht, das ein Besatzungsmitglied der Internationalen Raumstation ISS (port.: Estação Espacial Internacional EEI) vergangene Woche von der Iberischen Halbinsel gemacht hat, als diese in einer Höhe von ca. 400 km über der Erde ihre Bahnen zog.

Das Bild wurde in der Nacht des 26. Juli 2014 aufgenommen und zeigt Portugal, Spanien und Andorra.
Am oberen Bildrand sieht man noch einen Teil Südfrankreichs und am unteren Bildrand noch einen Zipfel Marokkos. Ganz deutlich auf dem Bild sind die Ballungsgebiete von Lissabon, Porto, Madrid und Sevilla zu sehen.

Wer noch weitere atemberaubende und spektakuläre Aufnahmen von Portugal aus dem All sehen will, hier die Internetseite der NASA: