Dienstag, 30. Juni 2015

Olhão







Im Vergleich zu anderen Orten an der Algarve ist das nur wenige Kilometer östlich der Distrikthauptstadt Faro gelegene und knapp 50.000 Einwohner zählende Städtchen Olhão noch weitgehend vom Tourismus unberührt.
Wichtiger Erwerbszweig der Bewohner ist der Fischfang auf Sardinen und Thunfisch die hier heute noch in einer Konservenfabrik weiterverarbeitet werden.
Der Hafenumsatz liegt an erster Stelle im Distrikt Faro, noch vor dem von Portimão, Lagos oder Tavira.

Das noch immer sehr orientalisch anmutende Olhão erhält sein maurisches Flair durch die typischen weißen zwei- bis dreistöckigen Würfelhäuser, deren Flachdächer zu Terrassen (port.: açoteias) mit durchbrochenen Kamin- und Ausguckaufbauten ausgestattet sind. Diese kubistische Bauweise ist freilich kein maurisches Erbe, sondern wurde im ausgehenden 18. Jahrh., als eine große Zahl von Fischern aus Aveiro sich in Olhão niederließ, wegen ihrer Zweckmäßigkeit in dem hier vorherrschenden heiß-trockenen Klima als maurischer Stil wieder entdeckt.

Mit außergewöhnlichen architektonischen Sehenswürdigkeiten kann Olhão nicht aufwarten, ganz stimmungsvoll ist jedoch die Atmosphäre am Hafen, wo nicht zuletzt eine eigenwillige Fischmarkthalle (port.: mercado de peixe) die Blicke auf sich lenkt.
Die Fischer von Olhão sind seit jeher dafür berühmt sehr talentiert und erfolgreich ihrem Handwerk nachzugehen und aus ihrem Fang dann exquisite Gerichte zu zaubern. Das geht soweit, das Olhão heute als die „kulinarische Hauptstadt“ der Algarve gilt.

Außer dem malerischen Hafen und der Fischmarkthalle verdient die Pfarrkirche Nossa Senhora do Rosário an der Praça da Restauração, im historischen Stadtzentrum, Beachtung. Vom Turm dieses in den Jahren 1681 bis 1698 von Fischern erbauten Gotteshauses bietet sich ein schöner Blick über die Stadt.
Gegenüber, in der Kapelle Nossa Senhora dos Aflitos, beteten und beten heute noch die an Land zurückgebliebenen Fischerfrauen für ihre auf See befindlichen Männer.

Aber so arm Olhão auch an großen architektonischen Sehenswürdigkeiten auch sein mag, an Geschichte und spektakulären Landschaften ist diese Kleinstadt an der Lagune der Ria Formosa umso reicher.
Die Ria Formosa ist einer der größten vogel- und fischreichsten Wassernaturschutzgebiete (port.: Parque Natural da Ria Formosa) Europas.
Unzähligen Kanäle, Sanddünen, Salzmarschen und ein Watt bilden diese unglaubliche Lagunenlandschaft vor der Küste der Algarve.

Obwohl die Umgebung von Olhão wahrscheinlich bereits in der Jungsteinzeit bevölkert war, wurde die heutige Stadtgegend nachweißlich erst von den Römern ständig besiedelt. Die heute noch existierende alte römische Steinbrücke in der Gemeinde Quelfes ist wohl das markanteste Bauwerk aus dieser Zeit.

Im 8. Jahrh. n. Chr. wurde die Algarve von den arabischen Mauren erobert und besiedelt.
Die neuen Herren gaben dem Ort den Namen „al-Hain“, was soviel bedeutete wie „sprudelnde Quellen“, da es in dieser Gegend sehr viele Quellen und Brunnen gab.
Aus „al-Hain“ wurde mit der Zeit „Alham“ und später, als die Portugiesen Mitte des 13. Jahrh die Algarve im Rahmen der Reconquista von den Mauren eroberten, benannten sie den Ort in „Olham“ um, gaben ihn aber schnell auf, so das er rasch an Bedeutung verlor.

Die nächsten Siedler sollten erst wieder im 17. Jahrh. hier auftauchen, dann nämlich, als sich Fischer aus der Stadt Aveiro im Territorium der heutigen Stadt ansiedelten und den Ort Olhão nannten.
Die ersten Bewohner bauten sich einfache Strohhütten und erst Ende des 18. Jahrh. fingen die Fischer an feste Steinhäuser im maurischen Stil zu errichten, so wie wir sie heute kennen.

Die Fischer lebten aber damals nicht nur vom Fischfang, sondern gaben sich auch Erfolgreich dem Schmuggel hin.
Das kam daher, weil die in der Nähe liegende Stadt Faro damals sehr hohe Steuern und Zölle auf importierte Waren erhob.
Da Olhão strategisch sehr gut in einem Labyrinth von verzweigten Meeresarmen, Lagunen und Sandbänken lag – die nur von den einheimischen Fischern gefahrlos befahren werden konnten – umgingen viele Händler die horrenden Handelszölle in Faro, indem sie die Fischer von Olhão zum schmuggeln animierten.

Als das Schmuggeln überhand nahm und auch noch marokkanische Piraten vor Olhão anfingen ihr Unwesen zu treiben, beschloss der Gouverneur in Faro im Jahre 1654 auf einer Sandinsel in der Ria Formosa vor Olhão eine Festung zu errichten.
Diese Festung, die den Namen Fortaleza de São Lourenço erhielt, versandete leider recht schnell und verlor mit der Zeit als Festung der Stadt schnell an Wert.
Im Jahre 1747 beschloss man daher eine neue Festung zu bauen, diesmal auf der vor Olhão gelagerten Insel Armona.
Doch kaum war diese Festung erbaut, da wurde sie 1755 von einem verheerenden Erdbeben völlig zerstört.

Mitte des 18. Jahrh. war Olhão zu einem kleinen florierenden Ort herangewachsen.
Die Einwohner konnten sehr gut vom Meer leben, und zwar so gut, dass König José I im Jahre 1765 dem Ort die gleichen Steuerprivilegien zugestand, wie sie bis dahin nur die Stadt Faro hatte.
Dank dieser neuen steuerlichen Freiheiten entwickelte sich Olhão zusehends und seine Bürger wurden damals zu den reichsten der ganzen Algarve.

Als zwischen 1779 und 1783 spanisch-französische Truppen das von den Engländern regierte und in der Nähe liegende Gibraltar belagerten, blühte Olhão wirtschaftlich und handelspolitisch noch einmal auf.
In Folge der napoleonischen Kriege auf der Iberischen Halbinsel besetzten französische Truppen auch Portugal.
Während Königin Maria I und ihr Sohn, Prinzregent João, mit der ganzen Regierung und dem gesamten Hofstaat nach Rio de Janeiro ins Exil gingen (lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Das brasilianische Exil der portugiesischen Königsfamilie“, vom 29. November 2011) blieben die Portugiesen der Willkür der Franzosen überlassen.
Obwohl Prinzregent João bei seinem Abschied aus Portugal, aus Angst vor Repressalien, seinen Untertanen empfohlen hatte sich nicht gegen die Truppen Frankreichs zu stellen, fanden während der französischen Okkupation in Portugal doch verschiedene kleine Aufstände statt, die aber bis dahin alle von den französischen Soldaten grausam niedergeschlagen wurden.

Es waren die Fischer von Olhão die im Juni 1808 erfolgreich gegen die französischen Invasionstruppen vorgingen.
Die Franzosen hatten Olhão am 14. April 1808 besetzt und den Ort auf brutalste Art und Weise geplündert und unterworfen.
Den Einwohnern, die praktisch alle nur von der Fischerei lebten, wurde auf Anordnung von General Jean Andoche Junot, dem Oberbefehlshaber der französischen Truppen, u. a. untersagt aufs offene Meer hinauszufahren, so dass sie ihrem Haupterwerb nicht mehr nachgehen konnten.
Ihnen wurden hohe Steuern auferlegt und es war den Bürgern bei Todesstrafe verboten portugiesische Hoheitszeichen, wie etwa Fahnen, Banner oder Wappen, zu besitzen oder diese gar zur Schau zu stellen.
Ebenfalls unter Todesstrafe setzten die Franzosen das Schmuggeln, womit den Bürgern von Olhão ihre bis dahin zweite Lebensgrundlage auch genommen wurde.

Die französischen Truppen, die damals in Portugal wohl so zerstörerisch und brutal vorgingen wie heute der so genannte Islamische Staat in Syrien oder dem Irak, waren hierzulande verständlicher Weise nicht gerade sehr beliebt!

Vor allem die Bürger der Algarve, hier insbesondere die Menschen in Olhão, widersetzten sich regelmäßig den drastischen Befehlen und Anordnungen der Franzosen, was zur Folge hatte, das diese hier in diesem Teil Portugals besonders brutal gegen die Bevölkerung vorging.

Eines dieser Anordnungen der Franzosen war, wie schon erwähnt, das Verbot von portugiesischen Hoheitszeichen, die kein Bürger und kein Gebäude der Stadt besitzen noch zeigen durfte.
Die Hauptkirche von Olhão, die Kirche Nossa Senhora do Rosário, war an ihrem Altar mit einem portugiesischen Wappen geschmückt, der seit der französischen Okkupation aber durch ein Tuch verdeckt wurde.
Als am Vorabend zur Feier des Heiligen Antonius (port.: Santo António), dem 12. Juni 1808, ein Festgottesdienst in dieser Kirche abgehalten wurde, entblößte der Pfarrer während der Messe das portugiesische Wappen, welches bis dahin unter dem Tuch versteckt war, und die Bevölkerung unterstützte mit lautem Wohlwollen diesen offenen Affront gegen die verhassten französischen Besatzer.
Diese Widersetzung gegen die französischen Besatzungsgesetze in der Kirche war sozusagen der „Startschuss“ für die bis dahin größte Revolte gegen die französischen Besatzer!
Nach diesem für Olhão denkwürdigen Gottesdienst holten alle Bürger der Stadt – einer Zählung nach soll Olhão damals an die 4.000 erwachsene Einwohner gehabt haben – ihre bis dahin aufbewahrten Fahnen und Banner aus ihren Verstecken hervor und zeigten diese demonstrativ offen auf der Straße.

Da sich damals lediglich 58 französische Soldaten in der Stadt aufhielten – die französische Hauptgarnison befand sich zu dieser Zeit in der nahen Stadt Faro – ließen diese die euphorischen und revoltierenden Bürger aus Angst gewähren.

Aber eine französische Antwort ließ nicht lange auf sich warten!
Noch am Tag der Revolte wurden französische Soldaten aus Tavira und Vila Real de Santo António – etwa 200 Mann – nach Faro beordert um das revoltierende Olhão wieder zur Räson zu bringen.
Drei Tage später, am 16. Juni 1808, einem Fronleichnamdonnerstag, trafen die bis an die Zähne bewaffneten französischen Truppen an der römischen Steinbrücke von Quelfes bei strömendem Regen auf die kämpferische Bevölkerung von Olhão.
Die Bürger von Olhão waren zahlenmäßig den französischen Soldaten zwar weit überlegen, hatten aber außer Mistgabeln, Stöcken, Zwillen, Armbrüsten und Steine keine anderen Waffen um sich zu verteidigen.

Dennoch entschieden sich die gut ausgerüsteten Franzosen die Portugiesen nicht anzugreifen und beschlossen auf Verstärkung und besseres Wetter zu warten.
Das war zweifellos ihr Fehler, denn, um es mit den Worten von Michael Gorbatschow zu sagen, „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ – und die Franzosen wurden bestraft!

Da das Wetter nicht besser wurde und die Kampfesmoral der Besatzer immer mehr sank, entschlossen sich die Einwohner von Olhão am 18. Juni 1808 zum Angriff gegen die Franzosen.
Mit Hilfe englischer Soldaten, die den Portugiesen zu Hilfe geeilt waren, konnten die Bürger von Olhão die napoleonischen Truppen bezwingen und das belagerte Olhão befreien.
Diese Revolte gegen die Franzosen war der Vorreiter weiterer Aufstände gegen die verhassten Invasionstruppen. So lehnten sich alsbald die Städte Loulé, dann Lagos und schließlich auch die Provinzhauptstadt Faro gegen die Franzosen auf, so das eine Woche nach der Revolte in Olhão, am 23. Juni 1808, die Algarve offiziell als „Franzosenfrei“ galt.

Drei Wochen nach dem erfolgreichen Aufstand beschlossen 17 Fischer aus Olhão nach Brasilien zu segeln um dem Königshaus über die neuesten Ereignisse in Portugal zu unterrichten.
Am 07. Juli 1808 stachen sie in einer Nussschale in See und nach einer beschwerlichen Reise von 77 Tagen auf dem Meer, landeten sie am 22. September 1808 in Rio de Janeiro an.

Die Fischer wurden sofort nach ihrer Ankunft zum Regenten des Königreiches, Prinz João, vorgelassen und überbrachten diesem die Nachricht vom Sieg der Einwohner von Olhão über die französischen Invasionstruppen.
Prinzregent João war über diesen errungenen Volkssieg sehr erfreut und zum Dank gab er dem Ort Olhão augenblicklich die Stadtrechte, mit allen Privilegien, Freiheiten, Rechten und Ehren wie sie die anderen Städte des Königreiches besaßen und genossen.
Und noch mehr:
als Zeichen seiner Anerkennung durfte sich die Stadt nach einem Erlass vom 15. November 1808 fortan offiziell „Vila de Olhão da Restauração“ (dt.: „Olhão, Stadt der Wiederherstellung“) nennen.
Diesen lyrischen Beinahmen gab der Prinzregent der Stadt als Dank für die wichtige Initiative der Bürger Olhãos für die „Wiederherstellung“ der Unabhängigkeit Portugals von den Franzosen.

Die Erhebung von Olhão zur Stadt kam ihrer Entwicklung nur zugute und bis ins letzte Jahrhundert hinein florierte Olhão wie kaum eine andere Stadt an der Algarve.
Erst mit dem Niedergang der für diesen Landstrich so wichtigen Fischindustrie und nach der Schließung mehrerer Fischkonservefabriken – nur eine ist heute noch übrig geblieben – hatte der expandierende Aufstieg Olhãos ein Ende.

Der Tourismus sorgt in den letzten Jahren für einen Aufschwung in Olhão.
Auch wenn Olhão keine so landschaftlich schöne Strände hat wie z.B. Albufeira, Portimão, Lagoa oder Tavira – auch wenn sich der Strand von Armona (port.: Praia da ilha da Armona) sich keinesfalls verstecken muss – so sind sie doch sehr sehenswert und erholsam gelegen.
Ich persönlich habe das große Glück sehr gute Freunde in Olhão zu haben und bin ihnen dort jederzeit sehr willkommen.
Aber auch wer keine Freunde in Olhão hat, der wird sie hier, in dieser durchaus sehr gastfreundlichen, stolzen und geschichtsträchtigen Stadt, garantiert schnell finden!

Freitag, 26. Juni 2015

Das beste Strandrestaurant der Welt


Die britische Reisezeitschrift „Condé Nast“ hat ihre Leser vor einiger Zeit darum gebeten, sie möchten doch bitte das beste Strandrestaurant (port.: restaurante de praia) oder die beste Strandbar (port.: bar de praia) der  Welt auswählen.
Hierzu wurden die Leser auf der ganzen Welt gebeten per Twitter Fotos von den für sie jeweils besten Restaurants / Bars an die Redaktion zu schicken.
In die engere Auswahl kamen dann acht Strandrestaurants / Strandbars die von den Lesern schlussendlich klassifiziert und in der letzten Ausgabe der „Condé Nast“ vorgestellt wurden.

Den ersten Platz als bestes Strandrestaurant der Welt gewann das Restaurant „Sal“, an der 4 km langen Praia do Pego (dt.: Strand von Pego) gelegen, in der etwas über 1.000 Einwohner zählenden Gemeinde Comporta im Alentejo.
Die Leser der Zeitschrift begründen ihre Wahl für das „Sal“ vor allem mit dem frischen Fisch der hier jeden Tag auf den Tisch kommt, den leckeren Steaks, der eiskalten Sangria und vor allem mit der paradiesischen Lage am türkisblauen Atlantik und dem weißen Sandstrand.

Ob das Strandrestaurant „Sal“ wirklich das Beste der Welt ist, kann ich nicht beurteilen, da ich die anderen die zur ‚Auswahl standen nicht kenne.
Das man aber im „Sal“ sehr gut und lecker essen kann und man hier einen wunderbaren und unbeschwerten Tag am Strand verbringen kann, das kann ich bezeugen!

Samstag, 20. Juni 2015

Sternenhimmel über dem Alentejo


„Ich seh den Sternenhimmel, Sternenhimmel, Sternenhimmel, oho…“

so in etwa ging der Refrain eines Liedes, den der Sänger Hubert Kah, einst eine Ikone der Neuen Deutschen Welle, Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts sang.

Bestimmt hat Hubert Kah nicht an den portugiesischen Sternenhimmel gedacht als er seinen erfolgreichen Song zum Besten gab, aber Tatsache ist, dass er ohne Zweifel den Nachthimmel über dem Alentejo hätte meinen können – so sehr funkeln die Sterne hier in der Nacht.

Die dünne Besiedlung des Alentejo und die praktisch nicht vorhandene Lichtverschmutzung (port.: poluição luminosa) machen diese Gegend Portugals zum idealen funkelnden Paradies. Ein Paradies das man den Namen „Dark Sky“ gegeben hat und das von der UNESCO im Jahre 2011 zum weltweit erster „Starlight Tourism Destination“ (dt.: Touristisches Sternenlichtreiseziel / port.: destino turistico da luz de estrelas) auserkoren wurde.

Das „Sternenschutzgebiet Dark Sky“ (port.: Reserva Dark Sky) erstreckt sich über ein Gebiet von über 3.000 km² und schließt die Gemeinden Alandroal, Barrancos, Moura, Mourão, Portel, und Reguengos de Monsaraz ein.
Diese sechs Ortschaften liegen alle um den riesigen Alqueva-Stausee (port.: Barragem do Alqueva) – dem größten Wasserreservoir Europas.
Die sechs Gemeinden unterstützen mit verschiedenen Projekten das „Starlight Tourism Destination“. So haben sie sich u. a. alle vertraglich dazu verpflichtet jede Nacht die künstlich erzeugte Beleuchtung auf ein Minimum herabzusetzen.

Mit statistisch durchschnittlich 286 wolkenlosen und sternenklaren Nächten im Jahr, ohne eine Großstadt in der Nähe und somit praktisch ohne die geringste Lichtverschmutzung ist dieser Teil Portugals zweifellos einer der besten Orte weltweit, um die Milchstraße, den Mond, die Planeten und die Millionen und Abermillionen von funkelnden Sternen am spektakulären Nachthimmel zu beobachten und zu bewundern.

Wer einmal plant am Alqueva-Stausee oder in seiner Umgebung Urlaub zu machen, der sollte abends hier unbedingt zum Sternengucker werden.
Auch wenn man hier nicht nach den Sternen greifen kann, so hat man doch das Gefühl, dass man ihnen hier so Nahe ist wie kaum sonst wo auf der Welt!

Donnerstag, 18. Juni 2015

Erinnerungen an die EXPO 98


Im imposanten Portugal-Pavillon (port.: Pavilhão de Portugal), das auf dem ehemaligen Gelände der EXPO 98 steht, ist seit kurzem ein Informationszentrum (port.: Centro Interpretativo do Parque das Nações) eingerichtet worden.
Dieses neue Informationszentrum, im Lissabonner Stadtteil Parque das Nações gelegen, dient als Museum und zeigt momentan in seinen Innenräumen die Ausstellung „A Cidade Imaginada“ (dt.: die erdachte / erfundene Stadt).

Mit zahlreichen Fotografien – die vor, während und nach der Weltausstellung aufgenommen wurden – und verschiedenen Bauplänen und Miniaturmodellen ehemaliger EXPO-Gebäude wird hier an die erste Weltausstellung auf portugiesischem Boden vor 17 Jahren gedacht – eine Weltausstellung die zweifelsohne das Gesicht Lissabons sowohl architektonisch, urbanistisch als auch umweltpolitisch für immer verändert hat!

Einstmals ein heruntergekommenes, brach liegendes und umweltverschmutztes Hafen- und Industriegelände ist der Stadtteil Parque das Nações (dt.: Park der Nationen) heute die beliebteste und teuerste Wohn- und Bürogegend der portugiesischen Hauptstadt.

Wer die Geschichte dieses Lissabonner Stadtteils kennen lernen oder in Erinnerungen schwelgen möchte, kann dies bis zum 30. September 2015 machen.
Solange nämlich wird die Ausstellung „A Cidade Imaginada“ im Portugal-Pavillon kostenlos zu besichtigen sein.

Montag, 15. Juni 2015

Chegas de bois – wenn in Nordportugal die Hörner krachen



Wer jemals einem typisch-portugiesischen Stierkampf beigewohnt hat, der weiß dass dieser wesentlich unblutiger über die Bühne läuft als etwa z.B. die spanische Version dieses Schauspiels.
Wem aber die portugiesische „tourada“ trotz allem doch ein wenig zu „gewalttätig“ ist, der sollte eine der in Nordportugal um diese Jahreszeit üblichen „chegas de bois“ besuchen.

Im Gegensatz zu einem normalen Stierkampf in der Arena, bei dem sich immer Mensch und Tier gegenüber stehen, ist die „chegas de bois“ immer nur ein Kräftemessen zwischen zwei Tieren.
Diese Duelle zwischen zwei Stieren, bei dem die männlichen Tiere auf natürliche Art und Weise ihre Rangordnung klären, gehen für gewöhnlich immer unblutig aus. Sobald einer der kämpfenden Tiere mit den Knien den Boden berührt oder er vor seinem Gegner Reißaus nimmt, ist der Kampf beendet.
So ein Wettbewerb kann nur wenige Sekunden lang dauern, kann sich aber auch über eine gute halbe Stunde hinziehen – es kommt immer auf das Aggressionspotential der einzelnen Tiere an.

Der Kampf zwischen zwei männlichen Rindern, bei dem die Tiere instinktiv ihre Rangfolge klären, war schon bei den alten Römern ein beliebtes Schauspiel. Mit den Jahrhunderten aber starb diese Art des Spektakels aus und der klassische Stierkampf, zwischen Torero und Stier, setzte sich hierzulande durch.

Erst vor einpaar Jahrzehnten kam die seit vielen Generationen ausgestorbene Tradition der „chegas de bois“ wieder in Mode.
Durch die immer größer werdende technische Industrialisierung der Landwirtschaft nach der Nelkenrevolution in Portugal waren sehr viele heimische landwirtschaftliche Nutztiere, die nicht rentabel waren, plötzlich vom aussterben bedroht.
So „entdeckten“ einige Bauern und Grundbesitzer in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die „chegas de bois“ wieder, organisierten zahlreiche Wettbewerbe, schrieben Preisgelder für die Duelle aus, erlaubten das Wetten und machten so auf diese Weise fast ausgestorbene Rinderrassen für Züchter und Publikum wieder attraktiv.

Der Ausdruck „chegas de bois“, mancherorts auch unter dem Begriff „chegas de touros“ bekannt, setzt sich aus dem portugiesischen Verb „chegar“ (dt.: beikommen, annähern) und dem Wort für Stier (port.: boi, touro) zusammen, und beschreibt einfach so die „Annährung von Stieren“ (port.: „chegas de bois“) die miteinander kämpfen wollen.

Zwei fast ausgestorbene portugiesische Rinderrassen kamen durch diese ausgefallenen Stierkämpfe bei Bauern und Rinderzüchtern wieder in Mode:
das kleine Barrosão-Rind (port.: raça barrosã), mit seinen langen, geschwungenen und bis zu 100 cm langen Hörnern, das in der Region um die nordportugiesischen Städte Montalegre, Alfândiga da Fé, Mirandela und Vila Flor seine Heimat hat und das bis 1.200 kg schwere und temperamentvolle Mirandesa-Rind (port.: raça mirandesa), aus der Gegend um die Städte Miranda do Douro, Bragança, Vinhais, Vimioso und Mogadouro, in der nordöstlichsten Provinz Portugals, dem Trás-os-Montes.

Die meisten Stiere dieser beiden Rinderrassen die zum Kampfwettbewerb antreten, gehören heute zumeist privaten Züchtern und Bauern.
Doch einige Dörfer und Gemeinden im Norden Portugals, in denen traditionsgemäß das Vieh immer der ganzen Dorfgemeinschaft gehörte und gehört, stellen heute noch so genannte „bois do povo“ (dt.: Volksstiere / Allgemeinheitsstiere) zum Kampf auf.

Die „chegas de bois“ finden den ganzen Sommer lang – meistens bis Mitte August – in vielen Städten und Dörfern Nordportugals statt und sind ein imposantes und spektakuläres Schauspiel, das ich jedem nur empfehlen kann!

Samstag, 13. Juni 2015

Die Nacht der Nächte – die Sankt Antoniusnacht in Lissabon






In der Werbung, in der Musik und  in der Literatur wird uns Portugiesen oftmals suggeriert wie leicht das Leben doch ist.
Außerdem glauben wir hier das unsere Freunde stets für uns da sind und das wir immer einen guten Wein und einen guten Café zum trinken haben.
Auch glauben wir felsenfest, dass unsere „seleção“, unsere Fußballnationalmannschaft, jedes Turnier gewinnen kann und dass ein Volksfest ohne uns kein richtiges Volksfest ist.

Sicher, dies alles mag ja das ganze Jahr über reine Wunschvorstellung sein.
Aber spätestens in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni, wenn Lissabon ausgelassen die Sankt Antoniusnacht (port.: noite de Santo António) feiert und die Bürger der Stadt mit viel Musik und Tanz, bunten Umzügen, reichlich gutem Essen und Trinken diese besondere Nacht zum Tag machen, spätestens dann werden all diese Traumvorstellungen für uns Lissabonner Realität – und sei es mit Hilfe von Alkohol, viel Alkohol.

Das Lissabonner Stadtfest (port.: festas de Lisboa) findet im Rahmen der Feierlichkeiten für die drei Volksheiligen (port.: santos populares) – die drei Volksheiligen sind Santo António, São João und São Pedro –  den ganzen Monat Juni statt, erreicht aber am Vorabend des Sankt Antoniustag (port.: dia de Santo António), seinen Höhepunkt.

Gewidmet ist dieses Fest dem Heiligen Antonius, der einst in Lissabon geboren wurde, dann aber unter dem Namen „Antonius von Padua“ weltweit Berühmtheit erlangte.
Antonius, der Überlieferung nach ein wortgewaltiger Redner dem sogar die Fische zuhörten, ist Lissabons Schutzpatron.

Gestern feierten die Lissabonner, viele Zugereiste und Touristen, wieder eine fröhliche – teilweise auch feuchtfröhliche – Antoniusnacht und heute kann jeder den Stadtfeiertag ausgelassen genießen…

Schönen Feiertag!
Bom feriado!

Mittwoch, 10. Juni 2015

Lamego


Der heutige Mittwoch ist hier in Portugal ein Feiertag.
Man feiert hier den Portugal-Tag (port.: Dia de Portugal, de Camões e das Comunidades Portuguesas), einen Nationalfeiertag der hierzulande immer am 10. Juni gefeiert wird und der überall auf der Welt von Portugiesen als Feiertag begangen wird. Außerdem gedenkt man an diesem Tag dem im Jahre 1580 verstorbenen Nationaldichter Luis de Camões.
Jedes Jahr wird eine Stadt vom Staatspräsidenten auserkoren, die die offiziellen Feierlichkeiten ausrichten darf.
Letztes Jahr gebührte es z.B. der Stadt Guarda die zentrale Feier zum Feiertag des 10. Juni abzuhalten.

Dieses Jahr hat Präsident Anibal Cavaco Silva die nordportugiesische Kleinstadt Lamego, die im Weinanbaugebiet des Douro liegt, für die traditionellen Feierlichkeiten auserwählt.

Das reizvoll am Abhang des Monte Penude, ca. 100 km östlich von Porto, inmitten von Weinbergen und Feldern gelegene und heute an die 13.000 Einwohner zählende Bischofstädtchen Lamego ist wohl einstmals von den iberischen Stämmen der Keltiberern gegründet und später von Römern besiedelt worden.
Nach den Römern besiedelten die Westgoten Lamego, christianisierten den Ort und machten ihn bereits im Jahre 570 zum Bischofsitz.

Als sich die arabischen Mauren ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. daran machten die Iberische Halbinsel zu besetzen, nahem sie in der Folgezeit ihrer Eroberungen auch Lamego in Besitz.
Erst unter dem leon-kastilischen König Ferdinand I (esp.: Fernando I de León), der Lamego im November 1057 im Rahmen der Reconquista eroberte, kam der Ort wieder unter christliche Herrschaft, wurde erneut Bischofsitz und in der Folgezeit ein wichtiger Handels- und Umschlagplatz für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse seiner fruchtbaren Umgebung.

Im Jahre 1143 versammelten sich in der Stadt Lamego erstmals die portugiesischen Landstände (port.: cortes) in der Kirche Santa Maria de Almacave, um den Grafen von Portucale feierlich und hochoffiziell als D. Afonso Henriques zum König des neuen Staates zu proklamieren.
Hier in Lamego beschlossen sowohl König Afonso Henriques als auch seine Gefolgsleute das neu gegründete Königreich nach dem Namen der Grafschaft Portucale (port.: Condado Portucalense) zu titulieren, und nannten es fortan „Portugal“.

Lamego wurde zu einer der bedeutendsten Städte im portugiesischen Mittelalter.
Im Jahre 1290 erhielt Lamego die Marktrechte und wurde zu einem der wichtigsten Handelsplätze des Königreiches. Kaufleute aus der ganzen Iberischen Halbinsel, selbst die aus den entlegenen arabischen Königreichen Granada und Cordoba, machten zu dieser Zeit in der Stadt ihre Geschäfte.
Bis ins 15. Jahrh. hinein profitierte Lamego von seiner guten Lage und den vielen Handelsrouten die hier zusammentrafen. Erst die aufkommenden portugiesischen Entdeckungsreisen sorgten dafür das Lamego handelspolitisch an Bedeutung verlor, da mit den Entdeckungen andere Handelswege erschlossen wurden.

Nichtsdestotrotz blieb Lamego über die Jahrhunderte hinweg ein kleines und schlichtes Städtchen, mit viel Esprit und Charme; einem Charme den es vor allem seinen zahlreichen schönen Bürgerhäusern (port.: casas brasonadas) aus dem 16. bis 18. Jahrh und den vielen geschichtsträchtigen Bauwerken zu verdanken hat.

Im Zentrum der Stadt erhebt sich auch heute noch die im Jahre 1129 von König Afonso Henriques gegründete imposante Kathedrale, die Sé.
Im 16. und 17. Jahrh. wurde der wuchtige Bau der Kathedrale stark verändert, so dass von dem ursprünglichen gotischen Gebäude alleine der massige, rechteckige Turm erhalten blieb. Im 18. Jahrhundert wurde das Innere der Sé im Renaissancestil umgebaut. Die Kathedrale ist heute die Hauptkirche der Diözese von Lamego.

Schräg gegenüber der Kathedrale, am Largo de Camões, wurde im ehemaligen Bischöflichen Palais (port.: Paço Episcopal) aus dem 18. Jahrhundert das bemerkenswerte Stadtmuseum (port.: Museu da Cidade) untergebracht. Gezeigt werden hier u.a. flämische Gobelins aus dem 16. Jahrh., die von jeher zur Ausstattung des Bischöflichen Palais gehörten, portugiesische Malerei aus dem 16. bis 18. Jahrh., Plastiken des 13. bis 17. Jahrh. sowie sakrale Kunst und Volkskunst.

Südlich der Kathedrale, an der nach Guarda führenden Hauptstraße liegt die kleine Capela do Desterro. Die um 1840 erbaute Kapelle besitzt ein Renaissanceportal und ist im Inneren reichlich mit vergoldeten Holzschnitzereien, der so genanten „talha dourada“ und Azulejos sowie einer schön bemalten Kassettendecke ausgestattet.

Auf einer Anhöhe über der Stadt erhebt sich die ursprünglich maurische Burg (port.: castelo) aus dem 11. Jahrh. Von ihr sind heute lediglich der Bergfried und einige Mauerreste erhalten geblieben.

Unterhalb der Burgruine steht die romanische Kirche Igreja de Santa Maria de  Almacave, die einige beachtenswerte Plastiken vorweisen kann. In dieser Kirche wurde einstmals Afonso Henriques zum ersten König Portugals proklamiert.

Hauptsehenswürdigkeit von Lamego ist aber zweifelsohne die im Rokokostil gehaltene Wallfahrtskirche Nossa Senhora dos Remédios.
Von der Stadt führt eine prächtige 686-stufige Treppenanlage mit 14 Stationskapellen aufwärts zur weithin sichtbaren Wallfahrtskapelle auf den Monte de Santo Estevão. Der Bau wurde im 18. Jahrh. recht prunkvoll mit einer doppeltürmigen Hauptfassade errichtet.
Alljährlich suchen hier in den ersten Tagen des Monats September Tausende von Gläubigen Trost und Heilung von ihren Gebrechen.
Auf der Terrasse, unterhalb der Kirche, sind die Statuen von Königen und biblischen Gestalten versammelt. Die Mitte schmücken ein mit Reliefen versehener Obelisk und eine über 700 Jahre alte, mit Efeu überwucherte, Kastanie.
Mehr als Skulpturenschmuck und Kastanie überzeugt jedoch der überragende Blick – er reicht von hier weit über Lamego und seine fruchtbare Umgebung.

Aber Lamego ist nicht nur wegen seinen zahlreichen historischen und kirchlichen Bauwerke berühmt.
Nein, auch die Gastronomie der Stadt und der Region in der sie liegt ist in ganz Portugal berühmt.
Besonders erwähnungswert sind hier das Zicklein und der Hase, die im Ofen gebraten werden, der berühmte Käse Queijo da Serra und natürlich die „bôlas“, schmackhafte Brote die z.B. mit Schinken, Salami, Hähnchenfleisch, Thunfisch, Bacalhau und noch vielem anderem gebacken werden.
Auch wegen seiner vielen guten Weine aus der Douro-Region und dem prickelnden Schaumwein „Raposeira“ ist Lamego hier in Portugal sprichwörtlich in aller Munde.

Lamego, mit seiner malerischen Lage in geringer Entfernung zum Douro und seinen vielen Weinbergen, gehört ohne Zweifel zu den schönsten Städten Nordportugals.
Klein, überschaubar, historisch, traditionsreich, kulinarisch wertvoll und zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert – das ist Lamego!

Sonntag, 7. Juni 2015

Die Anredeform „Dom“ und „Dona“


Vor wenigen Tagen, am 28. Mai, veröffentlichte ich hier in meinem Blog einen Beitrag mit dem Titel „Das neue Kutschenmuseum in Lissabon“.
Besagter Beitrag fing folgendermaßen an:
„D. Afonso de Albuquerque, einst Vizekönig in Indien…“

Claudia, eine Leserin meines Blogs, hat mich jetzt angeschrieben und mich gefragt was das „D“ vor dem Namen bedeuten würde, ob es überhaupt eine Bedeutung hat oder ob es lediglich ein Schreibfehler ist.
Nun, um es vorweg zu nehmen, das „D“ ist kein Schreibfehler und somit hat es sehr wohl eine Bedeutung!

Das „D“ steht für die respektvolle und höfliche Anredeform „Dom“ (männlich) und ist eigentlich ein altes Adelsprädikat. Diese heute hier in Portugal im Alltag doch eher seltene Anredensform, war früher die Anrede für einen Adligen und wird heute praktisch nur noch ab und zu als Namenszusatz verwendet.
Die weibliche Form des „Dom“ lautet „Dona“ und wird hierzulande im Alltag noch des öfteren benutzt.

Ursprünglich wurde diese Anredeform vom portugiesischen Monarchen an bestimmte standesherrliche Familien des Hochadels verliehen.
Die Anrede „Dom“ oder „Dona“ stammen von den lateinischen Wörtern „dominus“ (dt.: Herr, Gebieter, Meister) und „domina“ (dt.: Herrin, Gebieterin, Meisterin) ab.
Auch in anderen lateinischen Sprachen, wie dem spanischen und dem italienischen, gibt es diese Anrede, und zwar als „Don“ oder „Dona“.

So selten die Anredeformen „Dom“ oder „Dona“ heute auch sind, in der portugiesischen Gesellschaftsgeschichte waren sie einstmals fundamental.
Das „Dom“ oder das „Dona“, abgekürzt mit einem einfachen „D“, waren und sind ein Namenszusatz und stehen immer vor dem Vornamen, niemals vor dem Nachnamen. Das setzen der Anrede „Dom“ oder „Dona“ vor dem Nachnamen gilt hierzulande als sehr unhöfflich, ja beleidigend!

Beispiele richtig: D. Vasco, D. Carlos, D. Afonso, D. Maria, etc.
Beispiele falsch: D. Alves, D. Cavaco, D. Soares, D. Mendes, etc.

In den ersten Jahrhunderten der portugiesischen Geschichte stand es alleine dem jeweiligen König, der Königin und den königlichen Prinzen zu, diesen Titel zu tragen.
Ab dem 15. Jahrhundert fingen die portugiesischen Könige an einige Mitglieder des höchsten Adels (port.: grandes do reino) aber auch nichtadlige Bürger, die sich um die Nation verdient gemacht hatten, mit dem Titel eines „Dom“ oder „Dona“ zu versehen.
Ein gutes Beispiel ist hierfür der Seefahrer Vasco da Gama, der von Geburt an zwar kein Adliger war, aber als Dank für die Entdeckung des Seeweges nach Indien, von König Manuel den Titel „Dom“ verliehen bekam.

Als König Philipp II von Spanien, der gleichzeitig auch als Filipe I König von Portugal war, den portugiesischen Thron bestieg, erließ er während seiner Regierungszeit die so genannte „Philippinische Rechtsprechung“ (port.: código filipino).
Dieses neue Recht besagte unter anderem, das ab 1595 alle Herzöge, Fürsten, Grafen und Barone, sowie alle Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe und alle Generäle und Admiräle zur See den Titel eines „Dom“ vor ihrem Namen tragen durften und diesen auch vererben durften.

Eine Anredeform, die also ursprünglich als ein Prädikat gedacht war, wurde mit dem Gesetzt des spanischen Königs zu etwas ganz Gewöhnliches.
Dies war eine der Formen die Philipp II gefunden hatte, um den portugiesischen Hochadel zu etwas ganz vulgäres zu machen!

So kam es, das es über die Jahrhunderte hinweg immer mehr Personen gab, die den Titel eines „Dom“ oder „Dona“ trugen.
Mit dem Ende der Monarchie und dem Wegfall der öffentlich-rechtlichen Verankerung des Adels in Portugal im Jahre 1910 wurde aus dem Titel „Dom“ oder „Dona“ eine reine Anredeform.

Als obsolete Höflichkeitsform ist die Anrede „Dom“ heute eigentlich nur noch bei männlichen Nachkommen des Adels und hohen Kirchenmännern, wie Kardinäle, Erzbischofe oder Bischofe, hier in Portugal üblich.
Die weibliche Anredeform „Dona“ dagegen ist auch heute noch verbreitet. Generell benutzt man diese als Höflichkeits- und Respektbezeugung gegenüber allen zumeist etwas älteren Frauen.

Donnerstag, 4. Juni 2015

Das neue Stierkampfmuseum in der Arena von Lissabon



Die portugiesische Hauptstadt ist seit dieser Woche um ein Museum reicher!
Nachdem letzten Monat der Neubau des Kutschenmuseums (port.: Museu dos Coches) im Stadtteil Belém der Öffentlichkeit übergeben wurde, ist jetzt im Stadtteil Campo Pequeno das neue Stierkampfmuseum (port.: Museu Tauromáquico do Campo Pequeno) eröffnet worden.

Das neue Museum befindet sich im zweiten Stockwerk der arabisierten Stierkampfarena (port.: praça de touros) Lissabons, unweit des Haupteingangs.
In fünf neu renovierten Ausstellungsräumen versucht das Museum einem breiten Publikum die jahrhunderte alte Tradition und die Kunst des portugiesischen Stierkampfes (port.: tourada) – der sich wesentlich vom spanischen Stierkampf unterscheidet – näher zu bringen.

Im ersten Ausstellungsraum, dem Hauptsaal, wird die Geschichte und das kulturelle Erbe des Stierkampfes in Portugal anhand von über 400 Stierkampfutensilien, Bekleidungsstücken, Gemälden, Fotografien, Grafiken und alten Plakaten erzählt.
Die „tourada“ war und ist ein buntes, farbenprächtiges, ritualisiertes Schauspiel, in das sich das Publikum für gewöhnlich integriert, das aber nicht jedermanns Sache ist.

Der nachfolgende Ausstellungsbereich widmet sich der Geschichte und den Geschichten der imposanten Lissabonner Stierkampfarena. Die Arena wurde 1892 erbaut und ist mit 10.000 Sitzplätzen die größte des Landes.
In diesem Raum sind zahlreiche Erinnerungsstücke von berühmten Stierkämpfern, wie z.B. António Ribeiro Telles, Joaquim Bastinhas oder dem berühmten Simão da Veiga, ausgestellt.

Im dritten Raum werden die „forcados“ thematisiert, eines der wichtigsten und typischsten Bestandteile des portugiesischen Stierkampfes. Als „forcados“ wird die Gruppe junger Männer bezeichnet, die am Ende eines jeden Stierkampfes in Teamarbeit versucht den Stier in der Arena „bei den Hörnern zu packen“ und ihn so festzuhalten.

Der vierte Ausstellungsraum widmet sich ausschließlich dem Hauptakteur eines jeden Stierkampfes, dem Kampfstier (port.: touro).
Eindrucksvoll wird hier der Ursprung, das Aussehen, die Aufzucht und das Verbreitungsgebiet dieser besonderen Rinderrasse anhand von zahlreichen Bildern und Ausstellungsobjekten dokumentiert. Eine besondere Aufmerksamkeit widmet man hier historischen Kampfstieren, die einst in der Arena von Lissabon Geschichte machten.

Im fünften und letzten Ausstellungsraum ist ein Multimediasaal eingerichtet, in dem verschiedene Animationen und Videoaufnahmen den Stier und den Stierkampf filmisch zum Thema machen.

Das neu eröffnete Stierkampfmuseum ist mit nur 3,00 Euro Eintritt eines der billigsten in Lissabon. Verbindet man den Besuch des neuen Museums mit einer Besichtigung der im preudo-arabischen Stil erbauten Arena, so beträgt der Preis 5,00 Euro.

Dienstag, 2. Juni 2015

Ohne Sardinen – keine Santos populares – kein Volksfest!


Nun ist er endlich da, der Monat Juni, der hierzulande der „Monat der Volksheiligen“ (port.: „mês dos Santos populares“) genannt wird.
Als Volksheilige werden die drei Heiligen Santo António (dt.: Heiliger Anton), São João (dt.: Sankt Johann) und São Pedro (dt.: Sankt Peter) bezeichnet.
Traditionell ist der Juni der Monat, indem hier in Portugal landauf landab viele kirchliche Zeremonien, Prozessionen, Wallfahrten und Volksfeste stattfinden. Vor allem in Lissabon (Santo António), in der nordportugiesischen Metropole Porto (São João) und in vielen Städten der Algarve (São Pedro) wird dieser Monat mit viel Belustigungen, Umzügen, Tanz, Gesang, Brauchtum, gutem Essen und Trinken gefeiert.

Festschmaus der landesweit stattfindenden Feste sind traditionell gegrillte Sardinien (port.: sardinhas assadas).
Was die Weißwürste für München, das Eisbein für Berlin und die gekochten Rippchen für Frankfurt sind, sind ohne Zweifel die Sardinen für Lissabon und Porto in der Volksfestzeit.

Sardinen sind das Symbol, das Wahrzeichen des feiernden Portugals – ein Wahrzeichen das langsam in den Meeren Portugals selten wird.
Um es deutlicher zu sagen, dieser hier so beliebte Fisch droht regelrecht auszusterben!

Laut einer Schätzung des Instituto Português do Mar e da Atmosfera (dt.: Portugiesisches Institut des Meeres und der Atmosphäre), einem Institut welches die Aufgabe hat die Öffentlichkeit über Forschungsaktivitäten und Expertisen zu informieren und unabhängige Veröffentlichungen herauszubringen, werden dieses Jahr im Feiermonat Juni schätzungsweise nur ca. 2.000 t Sardinen von portugiesischen Trawlern aus dem Meer geholt werden.

2.000 t Sardinen entsprechen, so haben es einpaar kluge Köpfe ausgerechnet, schätzungsweise 35 Millionen Sardinen.
Da der Monat 30 Tage hat, heißt das mit anderen Worten, das etwas mehr als 1 Million dieser Fische diesen Monat hierzulande auf den Tisch kommen werden, das sind 48.000 Sardinen jede Stunde, 805 Sardinen pro Minute oder 13 Sardinen jede Sekunde.

Das mag jetzt einem unheimlich viel erscheinen, aber Tatsache ist, dass die Sardinenfischerei hierzulande jedes Jahr geringere Fangresultate aufweisen kann – dieses Jahr die kleinste Menge an Sardinen der letzten 75 Jahre überhaupt!

Vor 30 Jahren konnte Portugal gut 200.000 t Sardinen anlanden.
Vor zehn Jahren waren es dann, wegen jahrelanger Überfischung und immer stärker werdenden klimatischen Veränderungen, nur noch 100.000 t.
Während portugiesische Trawler im Jahre 2012 gut 32.000 t Sardinen aus dem Meer holten, waren es 2013 bereits nur noch 28.000 t und 2014 gar nur noch 16.000 t, d.h. in zwei Jahren hat sich die Fangmenge um ganze 50% reduziert.
Für das Jahr 2015 ist eine Fangquote von lediglich nur noch 13.500 t vorgesehen, was den Preis dieses Fisches ins astronomische katapultiert hat.
Hat man letztes Jahr für ein Kilo Sardinen noch um die 3,50 Euro bezahlt, so wird man dieses Jahr wohl bereits gut 5,00 Euro für das Kilo hinblättern müssen.

Nichtsdestotrotz sind die meisten Portugiesen weiterhin bereit Sardinen zu kaufen, auch wenn diese fast unerschwinglich geworden sind.
Denn jeder Portugiese ist sich über eines im Klaren:

ohne Sardinen – keine Santos populares – kein Volksfest!