Dienstag, 2. Juni 2015

Ohne Sardinen – keine Santos populares – kein Volksfest!


Nun ist er endlich da, der Monat Juni, der hierzulande der „Monat der Volksheiligen“ (port.: „mês dos Santos populares“) genannt wird.
Als Volksheilige werden die drei Heiligen Santo António (dt.: Heiliger Anton), São João (dt.: Sankt Johann) und São Pedro (dt.: Sankt Peter) bezeichnet.
Traditionell ist der Juni der Monat, indem hier in Portugal landauf landab viele kirchliche Zeremonien, Prozessionen, Wallfahrten und Volksfeste stattfinden. Vor allem in Lissabon (Santo António), in der nordportugiesischen Metropole Porto (São João) und in vielen Städten der Algarve (São Pedro) wird dieser Monat mit viel Belustigungen, Umzügen, Tanz, Gesang, Brauchtum, gutem Essen und Trinken gefeiert.

Festschmaus der landesweit stattfindenden Feste sind traditionell gegrillte Sardinien (port.: sardinhas assadas).
Was die Weißwürste für München, das Eisbein für Berlin und die gekochten Rippchen für Frankfurt sind, sind ohne Zweifel die Sardinen für Lissabon und Porto in der Volksfestzeit.

Sardinen sind das Symbol, das Wahrzeichen des feiernden Portugals – ein Wahrzeichen das langsam in den Meeren Portugals selten wird.
Um es deutlicher zu sagen, dieser hier so beliebte Fisch droht regelrecht auszusterben!

Laut einer Schätzung des Instituto Português do Mar e da Atmosfera (dt.: Portugiesisches Institut des Meeres und der Atmosphäre), einem Institut welches die Aufgabe hat die Öffentlichkeit über Forschungsaktivitäten und Expertisen zu informieren und unabhängige Veröffentlichungen herauszubringen, werden dieses Jahr im Feiermonat Juni schätzungsweise nur ca. 2.000 t Sardinen von portugiesischen Trawlern aus dem Meer geholt werden.

2.000 t Sardinen entsprechen, so haben es einpaar kluge Köpfe ausgerechnet, schätzungsweise 35 Millionen Sardinen.
Da der Monat 30 Tage hat, heißt das mit anderen Worten, das etwas mehr als 1 Million dieser Fische diesen Monat hierzulande auf den Tisch kommen werden, das sind 48.000 Sardinen jede Stunde, 805 Sardinen pro Minute oder 13 Sardinen jede Sekunde.

Das mag jetzt einem unheimlich viel erscheinen, aber Tatsache ist, dass die Sardinenfischerei hierzulande jedes Jahr geringere Fangresultate aufweisen kann – dieses Jahr die kleinste Menge an Sardinen der letzten 75 Jahre überhaupt!

Vor 30 Jahren konnte Portugal gut 200.000 t Sardinen anlanden.
Vor zehn Jahren waren es dann, wegen jahrelanger Überfischung und immer stärker werdenden klimatischen Veränderungen, nur noch 100.000 t.
Während portugiesische Trawler im Jahre 2012 gut 32.000 t Sardinen aus dem Meer holten, waren es 2013 bereits nur noch 28.000 t und 2014 gar nur noch 16.000 t, d.h. in zwei Jahren hat sich die Fangmenge um ganze 50% reduziert.
Für das Jahr 2015 ist eine Fangquote von lediglich nur noch 13.500 t vorgesehen, was den Preis dieses Fisches ins astronomische katapultiert hat.
Hat man letztes Jahr für ein Kilo Sardinen noch um die 3,50 Euro bezahlt, so wird man dieses Jahr wohl bereits gut 5,00 Euro für das Kilo hinblättern müssen.

Nichtsdestotrotz sind die meisten Portugiesen weiterhin bereit Sardinen zu kaufen, auch wenn diese fast unerschwinglich geworden sind.
Denn jeder Portugiese ist sich über eines im Klaren:

ohne Sardinen – keine Santos populares – kein Volksfest!

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