Freitag, 31. Juli 2015

Like ice in the sunshine


Als ich ein Kleinkind war habe ich manchmal, in Begleitung meiner Eltern, meinen Urgroßvater Henrique in seinem Altersheim „Inválidos do Comércio“, im Lissabonner Stadtteil Lumir, besucht.
Ich war vier oder fünf Jahre alt und meine Erinnerungen an diese Besuche sind leider eher dürftig, aber an eine Sache kann ich mich noch sehr gut erinnern:
Bei jedem Besuch drückte mir mein Urgroßvater ein 20-Escudo-Schein beim Abschied in die Hand, mit welchem mir dann meine Mutter immer eine Eiswaffeltüte voller bunter Eiscremekugeln kaufen musste.
Das ist jetzt schon über 40 Jahre her, aber diese riesigen Eistüten voll leckerem Eis sind noch immer sehr präsent in meinen Gedanken.
Es gibt ein Kinderfoto aus dieser Zeit von mir, auf dem ich mit weit aufgerissenen und leuchtenden Augen vor der Vitrine der alten Lissabonner „Gelataria Veneziana“ stehe, so als wollte ich ihr ganzes Eis verschlingen…

Nun, die Jahre sind vergangen, meinen Urgroßvater Henrique gibt es schon lange nicht mehr, genauso wenig die 20-Escudo-Geldscheine oder die alte „Gelataria Veneziana“, aber meine Lust auf gutes, leckeres Eis ist auch heute noch vorhanden und ungebrochen.

Aber so gerne ich auch Eis (port.: gelado / sorvete / rajá) esse, so Allerweltssorten wie etwa Vanille (port.: baunilha), Schokolade (port.: chocolate), Erdbeere (port.: morango) oder Zitrone (port.: limão) sagen mir schon lange nichts mehr.
Da müssen schon ausgefallene Eissorten und eigenwillige Kreationen kommen, um mir heute geschmacklich zu imponieren.

Zum Glück mangelt es in Portugal, vor allem hier in Lissabon, nicht an jungen, ehrgeizigen und experimentierfreudigen Eisherstellern und an Speiseeismanufakturen mit einer überwältigenden Auswahl an fruchtigen, cremigen und sahnigen Eissorten, die mitunter zu den besten der Iberischen Halbinsel gehören und einfach nur zum Dahinschmelzen sind.

Hier nun, auf Anfragen einiger meiner Leser, die eine oder andere „coole“ Adresse die man in Lissabon diesen Sommer unbedingt aufsuchen sollte wenn man Speiseeisliebhaber ist und in den Genuss von schmackhaften, hausgemachten und nicht gerade alltäglichen Eissorten kommen will:

„Gelataria Artisani“
Rua Professor Francisco Gentil E1, 2
Lumair – Lisboa
Hier sollte man unbedingt probieren:
- Pastel de Nata mit Portwein (port.: pastel de nata com vinho do Porto)
- Milchreis (port.: arroz doce)
- Adzukibohne (port.: feijão Azuki)
- Frischkäse mit Kräutern (port.: requeijão com ervas aromáticas)

„Gelataria Cone ou Copo“
Praça dos Restauradores n° 58
Baixa – Lisboa
Hier sollte man unbedingt probieren:
- Ingwer mit Minze (port.: gengibre com hortelã)
- Crème brûlée (port.: leite creme)

„Gelataria FIB“
Avenida Padre Manuel de Nóbrega n° 13E
Areeiro – Lisboa
Hier sollte man unbedingt probieren:
- Weiße Schokolade mit Himbeerstückchen
(port.: chocolate branco e framboesa)
- Käsekuchen (port.: cheese cake)

„Gelataria Fragoleto“
Rua da Prata n° 61
Baixa – Lisboa
Hier sollte man unbedingt probieren:
- Veilchen (port.: violeta)
- Rosen (port.: port.: rosas)
- Schwarzer Holunder (port.: sabugueiro)

„Gelato Therapy“
Rua da Madalena 83
Baixa – Lisboa
Hier sollte man unbedingt probieren:
- Feigen mit Basilikum (port.: figos com manjericão)
- Ginjinha, ein hier in Portugal sehr beliebtes Sauerkirschenlikör (port.: ginjinha)

„Gelataria Mú“
Campo Mártires da Pátria n° 50
Arroios – Lisboa (unweit der deutschen Botschaft)
Hier sollte man unbedingt probieren:
- Avocado (port.: abacate)
- Balsamico-Essig (port.: vinagre balsâmico)

„Gelataria Résvés“
Rua 4 da Infantaria n° 26
Campo de Ourique – Lisboa
Hier sollte man unbedingt probieren:
- Johannesbrotfrucht (port.: alfarroba)
- Nestum, ein hier in Portugal sehr beliebter Kinderbrei (port.: Nestum)
Ovos moles, portugiesische Eiersüßspeise (port.: ovos moles)

„Gelataria Santini“
Rua do Carmo n° 9
Chiado – Lisboa
Hier sollte man unbedingt probieren:
- Portwein mit getrockneten Feigen und Nussstückchen (port.: vinho do Porto, figos secos e nozes)
- Weißer Nougat (port.: torrão)
- Acai-Beere mit Erdbeere (port.: açaí com morango)
- Gorgonzola mit Walnüssen (port.: gorgonzola com nozes)
- Bratapfel mit Zimt (port.: maçã assada e canela)

Soweit mir bekannt ist, stellen alle hier von mir genannten Speiseeismanufakturen traditionell ihre Produkte aus frischen Rohstoffen und Früchten her und alle rühmen sie sich damit weder künstliche Farb- oder Aromastoffe zu benutzen.
Ob dem wirklich so ist, weiß ich nicht.
Fakt ist aber, das alle hier genannten Eissorten sehr lecker schmecken und eine eiskalte Verführung sind!

Mittwoch, 29. Juli 2015

TAP Portugal – Bildnis eines Volkes


2015 ist nicht nur das Jahr in dem die TAP (port.: Transportes Aéreos Portugueses / dt.: Portugiesische Luftverkehrstransporte) privatisiert worden ist, sondern es ist auch das Jahr an dem die portugiesische Fluggesellschaft ihr siebzigjähriges Bestehen feiert.

Aus Anlass des 70. Geburtstags der TAP zeigt das Lissabonner Mode- und Designmuseum MUDE (port.: Museu do Design e da Moda) seit Mitte dieses Monats Juli die Sonderausstellung „TAP Portugal: Imagem de um Povo“ (dt.: TAP Portugal: Bildnis eines Volkes).

Flugkapitäns- und Flugbegleiteruniformen, Bordgeschirr wie Teller, Tassen und Bestecke, Reisetaschen, Flugtickets, Werbeplakate, Fotographien, Postkarten und andere Exponate – viele von ihnen von Privatleuten ausgeliehen und zur Verfügung gestellt – zeigen auf eindrucksvolle Weise die historische Entwicklung des Designs und dessen Einfluss auf die modische Geschichte der TAP vom ersten Tag an bis heute.
Gegründet wurde Portugals größte Fluggesellschaft von dem einflussreichen Politiker und General Humberto Delgado am 14. März 1945, als dieser Generaldirektor der zivilen portugiesischen Luftfahrt war.

Die Ausstellung „TAP Portugal: Imagem de um Povo“ kann noch bis zum 15. Oktober 2015 besucht werden.
Sie ist jede Woche von Dienstag bis Sonntag, 10 Uhr bis 18 Uhr, geöffnet und der Eintritt ist frei!

Montag, 27. Juli 2015

Mit einer Nussschale über den Atlantik – die historische Fahrt der „Bom Sucesso“


Wer jemals die Stadt Olhão in der südportugiesischen Algarve besucht hat (lesen sie hierzu bitte auch meinen Blogeintrag „Olhão“, vom 30. Juni 2015), dem wird am Hafen, zwischen all den Fischer- und Segelbooten, ein kleiner, aber besonders schöner Segler aufgefallen sein.
Bei diesem Kahn – einem so genannten Kaik (port.: caíque) – handelt es sich um eine maßstabgetreue Nachbildung eines Seglers, welches vor über 200 Jahren eine recht abenteuerliche Atlantiküberquerung hinter sich gebracht hat.
Der Name dieses Kaik lautete und lautet „Bom Sucesso“ (dt.: guter Erfolg / gutes Gelingen / viel Erfolg) und ist heute das Wappen der Stadt Olhão.

Kaiks – nicht zu verwechseln mit Kajaks! – sind, vereinfacht gesagt, Miniaturausgaben von Schiffstypen mit denen Portugal einst die Welt umsegelte, wie etwa Karavellen, Galeonen und Naus.
Im Gegensatz zu diesen großen Seglern, waren Kaiks aber nicht für lange Fahrten konzipiert, sondern fanden als robuste Fischer- und Frachtschiffe eigentlich nur in Küstennähe Verwendung.
Die Fischer der Algarve wagten mit diesen kleinen Kähnen gerade mal ab und zu eine Fahrt bis ins nahe Nordafrika.
Vor allem die Einwohner von Olhão benutzten diesen recht wendigen Bootstyp seit jeher um in der vor ihrer Haustür liegenden Ria Formosa zu fischen.

Als Anfang des 19. Jahrh. französische Soldaten auf Befehl von Napoleon Bonaparte Portugal besetzten, verboten sie u. a. den Fischern von Olhão die Kaiks zu benutzen und so ihrem eigentlichen Broterwerb nachzugehen.
Daraufhin fanden die Einwohner von Olhão eine zwar gefährlichere – da unter Todesstrafe stehende – aber dennoch wesentlich ertragreichere Erwerbstätigkeit:
sie schmuggelten auf Teufel komm raus!
Die schnittigen Kaiks, die kaum Tiefgang hatten, waren in den zahlreichen Kanälen, Sanddünen, Salzmarschen und seichten Lagunen der Ria Formosa hierfür für ihre Besitzer sehr von Nutzen. 

Im Juni 1808 erhoben sich die Bürger von Olhão erfolgreich gegen die französischen Besatzer.
Dank der Hilfe englischer Truppen konnten die französischen Soldaten recht schnell besiegt werden und hinter die spanische Grenze gedrängt werden.
Bereits am 23. Juni 1808 galt die Algarve als von den Franzosen befreit.

Die Nachricht über diesen überaus wichtigen Sieg gegen die verhassten Franzosen konnte zuerst einmal nicht an den Staatsoberhaupt gegeben werden, da die damalige Monarchin, Königin Maria I, und ihr Sohn Prinzregent João, der spätere König João VI, im entfernten Brasilien im Exil weilten.
Die königliche Familie war kurz vor der französischen Besatzung im November 1807, samt ihrem Hofstaat und der Regierung, außer Landes gegangen und hatte in Rio de Janeiro ihre Zelte aufgeschlagen.

Da man aber so schnell wie möglich den Prinzregenten über den durchaus wichtigen militärischen Erfolg in der Heimat in Kenntnis setzen wollte, entschloss die portugiesische Militärregierung der Algarve dem Regenten ein Dokument mit der Nachricht über den Sieg Portugals gegen Frankreich zukommen zu lassen.

Am 07. Juli 1808, drei Wochen nach der Befreiung der Algarve, bestiegen 17 einfache Männer aus Olhão den Kaik „Bom Sucesso“ und stachen wagemutig in See.
An Bord waren Manuel de Oliveira Nobre, der zum Kapitän bestimmt worden war,
Manuel Martins Garrocho, der Eigentümer der „Bom Sucesso”,
und die einfachen Fischer
António Pereira Gémio
António da Cruz Charrão
António dos Santos Palma
Domingos do Ó Borrego
Domingos de Sousa
Francisco Lourenço
João Domingues Lopes
João do Munho
Joaquim do Ó
Joaquim Ribeiro
José Pires
José da Cruz
José da Cruz Charrão
Manuel de Oliveira
und Pedro Ninil

Keiner dieser Männer hatte sich vorher so weit in den Atlantik hinausgewagt und es darf behauptet werden, dass keiner von ihnen sich auch nur annähernd vorstellen konnte was für Strapazen und Gefahren vor ihnen lagen.
Wenn man bedenkt, dass die „Bom Sucesso“ gerade mal 18 m lang und 5 m breit war, das mehrere Tausend Kilometern vor ihnen lagen, sie vor französischen Kriegsschiffen und Piraten ständig auf der Hut sein mussten und das sie, außer einer alten Seekarte, keinerlei nautisches Gerät an Bord hatten, kann man ohne Zweifel von Wagemut bei diesen Männern sprechen.
Sie orientierten sich nachts mit Hilfe der Sterne und nutzten die Winde und Meeresströmungen um ihr Ziel Rio de Janeiro zu erreichen.

Begünstigt durch aus Nordosten wehenden Winden erreichte nach einer Woche auf See die „Bom Sucesso“ am 14. Juli Funchal auf Madeira. Hier versorgte sich die Mannschaft mit frischem Wasser und Lebensmitteln.
In einer Hafenkneipe lernte Kapitän Manuel de Oliveira Nobre den Seemann Francisco Domingos Machado kennen.
Machado war zwar noch jung an Jahren, hatte aber schon als Matrose eine Reise ins entfernte Macau hinter sich gebracht, was ihn, in den Augen des Kapitäns, „hochseetauglich“ machte.
Kapitän Oliveira Nobre lud den jungen Machado zur Überfahrt ein, konnte ihn aber nicht für diese bezahlen. Außer dem Dokument mit der Nachricht an den Prinzregenten hatte die „Bom Sucesso“ keinerlei Wertsachen an Bord. Kapitän Oliveira Nobre machte Machado aber ein Angebot schmackhaft, welches er sofort annahm.
Vor versammelter Mannschaft sagte Kapitän Oliveira Nobre dem jungen Machado zu, er würde das Kommando der „Bom Sucesso“ übernehmen, sollte er selber während der abenteuerlichen Reise versterben.
Ein Angebot das der einfache Matrose Machado nicht ausschlagen konnte und wollte.
Zwei Tage später, am 16. Juli, stach die „Bom Sucesso“ wieder in See.

Nach einer langen Zeit auf dem Meer ließen sich eines Morgens zwei Pelikane auf der „Bom Sucesso“ nieder, wohl um sich auszuruhen. Da die Männer diese Vögel von ihrer Heimat her kannten, wussten sie dass sich Pelikane nur sehr selten mehr als 60 oder 70 Seemeilen vom Land zu entfernten pflegten.
Als die Männer dann auch Treibholz, Seegras und Schilfrohr im Wasser treiben sahen, wussten sie, dass sie sich wohl nicht mehr sehr weit von der Küste befinden würden.

Fünf lange und stürmische Wochen nach ihrer Wegfahrt von Madeira und nachdem sie mit großer Zähigkeit und Willenskraft alle Hindernisse auf hoher See überwunden hatten, sichteten die Männer endlich die südamerikanische Küste.
Als sie an Land gingen erfuhren sie von Missionaren, die im Urwald Indios bekehrten, dass sie nicht in Brasilien angelandet waren, sondern sich in Französisch-Guayana befanden – also in Feindesland.
Sie füllten ihre Fässer mit frischem Wasser, besorgten sich im Urwald Nahrung und stachen darauf hin sofort wieder in See.
Da sie nun wussten wo sie sich ungefähr befanden, segelten sie die restliche Strecke immer in Landesnähe.
Sie segelten und ruderten an der dicht bewaldeten Küste Amazoniens, Pernambucos und Bahias vorbei, bevor sie endlich am 22. September 1808 in die Bucht von Guanabara, in Rio de Janeiro, einfuhren.

Sie hissten die portugiesische Flagge und gingen an Land.
Sofort sammelten sich am Hafen zahlreiche Bürger der Stadt und die Soldaten Rios, die den Kaik zuerst gar nicht bemerkt hatten, dachten anfänglich an einen üblen Scherz, denn für sie war es unvorstellbar, dass solch eine Nussschale wie die „Bom Sucesso“ den Atlantik überqueren konnte.
Als dem wachhabenden Kommandeur aber das versiegelte Dokument an den Prinzregenten gezeigt wurde, wurden die Atlantiküberquerer sofort in den königlichen Palast zu Prinzregent João geführt.

Der Regent war beeindruckt und konnte zuerst einmal, wie wohl jeder an diesem Tag in Rio de Janeiro, nicht so richtig glauben das die „Bom Sucesso“ den weiten Weg von Olhão nach Brasilien gefunden hatte.
Er empfing die ganze Mannschaft und ließ dieser, nach dem lesen des Dokuments das die portugiesische Militärregierung der Algarve an ihn gesendet hatte, noch am selben Tag die stattliche Summe von 1.200 Reis, die damalige portugiesische Goldwährung, auszahlen.

Aber der Prinzregent beließ es nicht bei dieser stattlichen Geldsumme für die 18 wagemutigen und tapferen Fischer aus Olhão.
In den folgenden Tagen gab er allen einen hohen militärischen Rang und versah jeden von ihnen mit dem höchsten Verdienstsorden den der portugiesische Staat damals zu vergeben hatte, dem Christusorden (port.: ordem de Cristo), einem Orden der bis dahin eigentlich nur an Adelige verliehen wurde.
Außerdem kaufte er Manuel Martins Garrocho, dem Eigentümer der „Bom Sucesso“, seinen Kaik ab und schenkte ihm einen neuen Segler, mit dem die Mannschaft später auch die Heimreise nach Portugal antrat.

Die original „Bom Sucesso“ gibt es heute nicht mehr.
Keiner weiß was aus dieser kleinen Nussschale geworden ist. Tatsache ist, das der Kaik bis 1841 nachweißlich eines der beliebtesten Ausstellungsstücke des renommierten Marinemuseums von Rio de Janeiro war.

Am 15. November 1808 erhob Prinzregent João Olhão zur Stadt und versah diese mit dem lyrischen Beinamen „Vila de Olhão da Restauração“ (dt.: Olhão, Stadt der Wiederherstellung).
Diesen Ehrentitel gab der Prinzregent der Stadt als Dank für die wichtige Initiative der Bürger Olhãos für die „Wiederherstellung“ der Unabhängigkeit Portugals von den französischen Besatzern.

Im Februar 1809 kehren die 18 Fischer aus Olhão in ihre Heimat zurück.
An Bord nahmen sie verschiedene Schriftstücke mit, unter ihnen verschiedene Anordnungen und Befehle des Prinzregenten an die Militärverwaltungen in Lissabon und der Algarve, sowie zahlreiche Briefe und Schriftstücke bürgerlicher, adliger und kirchlicher Bürger Rios an die verschiedensten Empfänger in Portugal.
Der portugiesische Seepostweg war gegründet!

In Portugal angekommen fingen einige der 17 Männer der „Bom Sucesso“ eine militärische Karriere an, andere widmeten sich wieder der Fischerei zu und zwei von ihnen, Manuel de Oliveira Nobre und Francisco Domingos Machado blieben der portugiesischen Übersee-Seefahrt treu.

Aber so unterschiedlich sich auch ihre jeweiligen Lebenswege nach ihrer tapferen Reise über den Atlantik entwickelten, alle 18 fanden sie nach dem Tod ihre letzte Ruhestätte in der Kapelle Nossa Senhora dos Aflitos im Herzen von Olhão, dort wo sie heute noch ruhen.
Der Kaik „Bom Sucesso“, wenn auch nur die Kopie, hat sie alle überlebt und steht heute im Hafen von Olhão, wo sie der Stadt als Museums- und Ausflugsboot dient.

Freitag, 24. Juli 2015

Eine historische Nacht im Campo Pequeno


Wer ein Freund des portugiesischen Stierkampes (port.: tourada portuguêsa) ist und gestern die Gelegenheit hatte in der restlos ausverkauften Lissabonner Stierkamparena Campo Pequeno anwesend zu sein, der wurde Zeuge eines wahrlich stierkämpferischen Ereignisses.

Die Amateurgruppe der „forcados“ der Stadt Santarém – „forcados“ sind die jungen Männer die beim portugiesischen Stierkampf völlig Waffenlos den Stier bei der so genannten „pega“ sprichwörtlich bei den Hörnern packen – machten gestern Geschichte, als sie eine einzigartige Meisterleistung vollbrachten.
Nicht das jede „pega“ an sich eine Meisterleistung wäre, aber die gestrige war doch etwas Besonderes.
So besonders, das die hiesige Presse schon von der „pega des Jahrhunderts“ spricht!
(bitte das angehängte Video anschauen!)

Die achtköpfige Gruppe „forcados“ – allen voran der 22 jährige António Gois – begeisterte das Publikum dermaßen, das sie am Schluss die Ehre erhielten, als erste „forcados“ eine portugiesische Arena durch das große Eingangstor zu verlassen; eine Ehre die bis dato eigentlich nur den Stierkämpfern (port.: toureiros) und den Reitern (port.: cavaleiros) zustand.

Anbei die Aufnahme der gestrigen spektakulären „pega“ von António Gois:


Samstag, 18. Juli 2015

Die Buchhandlung der Gebrüder Lello in Porto


Die Geschäftsleitung der Buchhandlung der Gebrüder Lello (port.: Livraria Lello e Irmão) – ein kulturelles Symbol der Stadt Porto – hat diese Woche bekannt gegeben, das sie ab dem kommenden 23. Juli 3,- Euro Eintritt von ihren Kunden für den Besuch ihrer Bücherstube verlangen wird.

„Lello e Irmão“ begründet dieses Vorgehen mit der Tatsache, das die meisten Kunden ihre wunderschönen Räumlichkeiten heutzutage nur noch besuchen und bewundern, aber leider nichts kaufen!
Die Kunden aber, die zum kaufen in die Buchhandlung kommen, fühlen sich in der Zwischenzeit von den vielen tausenden Touristen die dieses Buchgeschäft jedes Jahr aufsuchen, so gestört, das „Lello e Irmão“ sich nun zu der Erhebung dieser „Eintrittsgebühr“ entschieden hat.

Die heute unter Denkmalschutz stehende Buchhandlung wurde im Jahre 1906 von dem Buchhändler und Verleger José Pinto de Sousa Lello und seinem Bruder António gegründet und eröffnet.
Mit einem überaus reichhaltigen Angebot an portugiesischer Literatur und Lyrik, u. a. von Camões, Antero de Quental, Eça de Queiroz, Camilo Castelo Branco oder Fernando Pessoa, machten die Gebrüder Lello die Livraria Lello e Irmão schnell zu einer kulturellen Institution Portos und ganz Portugals.
Dies ist sie zweifellos bis heute auch geblieben!

Doch heute sind es immer mehr ausländische Touristen die dieses Jugendstilgebäude mit seiner imposanten, holzvertäfelten Inneneinrichtung und der majestätischen Treppe besuchen.
Das die Livraria Lello e Irmão im Ausland so bekannt und berühmt ist, hat sie vor allem Publikationen wie dem „The Guardian“, der „Time“ oder den Reiseführern „Travel + Leisure“ und „Lonely Planet“ zu verdanken, denn diese Zeitungen und Zeitschriften kürten diese Buchhandlung mehrere Male zu einer der schönsten der Welt – was sie ohne Zweifel auch ist!

Und seitdem bekannt ist, dass die weltberühmte Autorin Joanne K. Rowling, die eine Zeit lang in Porto gelebt hat und die sich gerne in diesem Buchladen aufhielt, die Räumlichkeiten und die imposante Holztreppe wohl als Inspiration für „Hogwarts“ in ihren Romanen aufgenommen hat, kann sich die Livraria Lello e Irmão auch vor hysterischen Harry-Potter-Fans kaum noch retten.

Die traurige Wahrheit ist, dass die meisten Portugiesen sich heutzutage hier in dieser über hundert Jahre alten Buchhandlung nur noch literarische Tipps holen oder die Bücher nur durchblättern.
Kaufen tun sie dann die Bücher – in einem ruhigeren Ambiente – im Internet oder in einem Laden im Shopping Center.

Um diesen Bücherkäufern in Zukunft also eine angenehmere Atmosphäre zu verschaffen, hat sich die Geschäftsleitung der Buchhandlung der Gebrüder Lello nun zu der „Eintrittsgebühr“ von 3,- Euro durchgerungen.
Zu erwähnen sei noch, dass dieses „Eintrittsgeld“ bei einem Warenkauf, wie z. B. von Büchern oder Zeitschriften, natürlich verrechnet wird.

Ob diese Geschäftsidee wirklich von Nutzen sein wird?
Ich persönlich zweifele daran.
Denn solange auch Reiseführer und Postkarten in der Buchhandlung Lello zu kaufen sein werden, werden sich auch die Touristen nicht „abschrecken“ lassen!