Sonntag, 29. November 2015

Zum Ersten Advent 2015


Die Kerze wird entzündet,
hell erstrahlt ihr warmer Schein.
Von Herz zu Herz in Liebe kündet,
Frieden auf Erden möge es sein.

Diesen Wunsch gar viele hegen,
in besinnlicher Vorweihnachtszeit.
Im Jahreslauf dies auch zu pflegen,
ein Segen – wären alle dazu bereit.

Hoffnungsvoll und mit Zuversicht
dass wir Menschen daran denken.
Schau ich hin in das flackernde Licht,
so sollten wir uns beschenken.

(Karin Thießen)


Mit diesem Gedicht der Hobbypoetin Karin Thießen und einem Gemälde meiner Lieblingsmalerin Josefa de Óbidos, das den Titel „São Francisco de Assis e Santa Clara adorando o menino Jesus“ (dt.: Der heilige Franz von Assisi und die heilige Clara bewundern das Jesuskind) trägt, möchte ich allen meinen Bloglesern einen schönen Ersten Advent wünschen.

Sonntag, 22. November 2015

Verão de São Martinho – Altweibersommer in Portugal






Wir hatten hier in Portugal – zumindest hier auf dem Festland – in den letzten drei Wochen traumhaft schönes Wetter.
Es war sehr sonnig, die Temperaturen tagsüber sehr angenehm und wer nicht arbeiten musste, verbrachte den Tag am Strand, machte lange Spaziergänge, setzte sich in einen Park oder aß, typisch für diese Jahreszeit, ein paar geröstete Kastanien und trank dabei „vinho abafado“ oder „jeropiga“ (beides Süßweine).

Im deutschsprachigen Raum kennt man dieses nachsommerliche warme Wetter unter den Begriffen „Altweibersommer“ oder aber auch „Goldenen Oktober“.
Nun, hier in Portugal ist es eher ein „Goldenen November“, obwohl er hier nicht unter diesem Begriff bekannt ist. Hierzulande bezeichnet man diese warme meteorologische Wetterlage im Herbst mit dem Namen Verão de São Martinho (dt.: Sankt Martin-Sommer) – so genannt weil dieses Wetterphänomen meistens um den Tag des Heiligen Sankt Martin, dem 11. November, vorkommt.

Als Sankt Martins-Sommer (port.: Verão de São Martinho) bezeichnet man hier in Portugal eine ungewöhnlich trockene und warme Wetterperiode im späten Herbst, die von einem strahlend blauen Himmel begleitet wird.
Die typische Herbstwetterlage, die einen schönen Verão de São Martinho auslöst, ist ein ausgedehntes Azorenhoch entlang der iberischen Westküste in Kombination mit Kaltwetterfronten aus dem Norden Europas, die beide für kalte Nächte und warme Tage sorgen.
Bevor der regenreiche und kalte Winter kommt, zeigt sich im November noch einmal von seiner besten Zeit. Deshalb werden diese Tage hierzulande so sehr geliebt und geschätzt.

In den meisten Jahren – und so ein Jahr hatten wir heuer – bleibt eine solche Wetterlage für zwei oder drei Wochen stabil, bis ein Tiefdruckgebiet mit einer begleitenden Kaltfront für einen Wetterumschwung sorgt.
Im gebirgigen Nordportugal, in den Provinzen Minho, Trás-os-Montes, Alto Douro bis hinunter zur Serra da Estrela, wo die Temperaturen nachtsüber im November recht niedrig sein können, fällt der Verão de São Martinho meistens kürzer aus als in den Tiefebenen des Alentejo und in der südlichen Algarve.

Der Ausdruck Verão de São Martinho liegt in Portugal eine jahrhundertelange Tradition zu Grunde. Es lässt sich nachweisen, dass die Bezeichnung Verão de São Martinho bereits vor mehreren Hundert Jahren Anwendung gefunden hat, wobei das exakte Datum des Aufkommens nicht gesichert ist. Jedenfalls wird z.B. in Schriften aus den Klöstern Batalha und Alcobaça der Begriff „verão de São Martinho“ schon im 16. Jahrh. erwähnt.

Heute hat es schon etwas genieselt und es war empfindlich kalt draussen. Glaubt man den Meteorologen, dann ist der Verão de São Martinho für dieses Jahr wohl schon vorbei.
Aber er war fantastisch und ich habe ihn sehr, sehr genossen!

Montag, 16. November 2015

Coretos – die kulturellen Mittelpunkte einer jeden portugiesischen Gemeinde






Meine lieben Freunde Anika und Christian aus Pforzheim, die diesen Herbst zum ersten Mal gemeinsam Lissabon, den Alentejo und die Algarve entdeckten, haben mich vor einpaar Tagen gefragt, warum in so vielen portugiesischen Dörfern und Städte Gartenpavillons stehen.
Nun, ich habe nicht lange überlegen müssen um zu wissen was sie mit den „Gartenpavillons“ meinten.

Die Bauwerke die Anika und Christian hier auf ihrer Reise durch das südliche Portugal entdeckt haben und die sie als Gartenpavillons bezeichnen, heißen auf portugiesisch „coretos“ (sing. coreto / plural coretos) und sind, obwohl man sie oftmals in Parkanlagen oder anderen Grünflächen vorfindet, doch eigentlich eher Musikpavillons als Gartenpavillons.

Es wird wohl in ganz Portugal mehr als Tausend dieser leichten und freistehenden Bauwerke geben – keiner hat sich jemals die Mühe gemacht diese urbanen architektonischen Schätze zu zählen.
Lediglich 44 von ihnen stehen heute unter Denkmalschutz!
Auf unzähligen Briefmarken und alten Postkarten verewigt stehen die meisten Coretos hierzulande in öffentlichen Parks oder auf zentralen Plätzen, wie z.B. dem Marktplatz oder vor der Dorfkirche.
Charakteristisch für einen Coreto ist das er immer überdacht, nach allen Seiten rundherum offen und im Grundriss entweder rund, vier-, sechs- oder achteckig ist.

Obwohl schon zu Zeiten der Römer – und später der Mauren – im früheren Portugal solche Pavillons anscheinend schon existierten und obwohl den Portugiesen durch ihre vielen Seereisen nach China und Japan die Architektur des Pavillons sehr wohl bekannt war, sind die Coretos, so wie wir sie heute kennen, erst in der Epoche des Barock in Portugal populär geworden.
In dieser Zeit, so Ende des 18. Jahrhunderts herum, fingen die Musikkapellen an, die bis dahin zumeist nur kirchenmusikalischen Stücke spielten, auch weltliche Aufführungen zu geben.
Um diese Auftritte vor Publikum aufzuführen, wurden dementsprechend – in einer Zeit in der es kein Radio, keine Schallplatte, kein Fernseher und kein Internet gab – die Coretos gebaut, damit eine breite Öffentlichkeit den Musikaufführungen lauschen konnte.

Kein Coreto aus dieser Zeit, die reine verschnörkelte und mit Ornamente verzierte und bemalte Kunstobjekte aus Holz waren und die eher an überdimensionale Spieldosen erinnerten, existiert heute noch.
Sie sind alle ein Opfer der „Moderne“ geworden und wurden aufgegeben, vandalisiert, dann abgerissen oder an einem anderen Ort neu aufgebaut.
Die Coretos, die im 19. Jahrhundert dann überall im Land aus Eisen errichtet wurden, wurden fast alle während des Ersten Weltkrieges demoliert und zu Kriegswerkzeug verarbeitet.

In Lissabon gibt es heutzutage in den verschiedenen Stadtteilen 22 Coretos und alle werden sie heute noch genutzt.
Der älteste steht im Zoologischen Garten und wurde um das Jahr 1830 errichtet.
Der Coreto der heute im Park Jardim da Estrela steht, ist um 1840 erbaut worden und stand ehemals auf dem „Passeio Publico“, der heutigen Avenida da Liberdade.

Auf dem Land bilden die Coretos weiterhin das kulturelle Zentrum einer jeden portugiesischen Gemeinde.
In allen Dörfern in denen diese Pavillons stehen, sind sie praktisch der Mittelpunkt eines jeden Volksfestes, eines jeden Freiluftkonzerts und einer jeden kirchlichen Walfahrt. Coretos sind hier, wie ehedem, die kleine aber besondere Bühne für die lokalen Musikkapellen, für Chöre, für Folkloregruppen, für Dichterlesungen und manchmal sogar für kleine politische Veranstaltungen.

Über viele Jahrzehnte vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben, fangen in unserer Zeit Coretos wieder an das zu sein, was sie traditionell immer waren:
Orte der Musik, der Kultur, der Fröhlichkeit, des Feierns und des Beisammenseins.

Freitag, 13. November 2015

Wim Wenders fotografiert Lissabon


Im Lissabonner Stadtteil Amoreiras, im alten Hauptwasserwerk der Stadt (port.:Reservatório da Mãe de Água), ist das kleine aber sehr informative Museu da Água (dt.: Wassermuseum) untergebracht, das sich der Geschichte bzw. der Entwicklung der Lissabonner Wasserversorgung von der Römerzeit bis heute widmet, sowie dem riesigen Wasseraquädukt (port.: Aqueduto das Águas Livres) der das Tal von Alcântara durchquert und dessen Erbauer, dem Ingenieur Manuel da Maia.

Im Rundgang der großen Zisterne, der oftmals für Konzerte oder Gemäldeausstellungen genutzt wird, ist seit Anfang dieses Monats die temporäre Fotoausstellung „Á luz do dia até os sons brilham“ (dt.: „Bei Tageslicht leuchten sogar die Töne“) untergebracht, die einzigartige Fotografien des Düsseldorfer Fotografen, Autors und Regisseurs Wim Wenders zeigt.

Wim Wenders, der Lissabon durch seine verschiedenen privaten Aufenthalte und diversen Filmarbeiten zu schätzen und zu lieben gelernt hat und der mit der Zeit völlig dem Charme dieser Stadt erlegen ist, stellt hier 28 seiner fotografischen Werke aus, die er hauptsächlich während den Dreharbeiten zu den drei Filmen
„Stand der Dinge“ (port.: O Estado das Coisas) 1982,
„Bis ans Ende der Welt“ (port.: Até ao Fim do Mundo) 1991 und
„Lisbon Story“ (port.: Viagem a Lisboa) 1994
gemacht hat.

Diese Fotoausstellung, die unter der Schirmherrschaft der Wim Wenders Stiftung steht und die von den zwei Kuratorinnen Laura Schmidt und Anna Duque y González organisiert wird, kann noch bis zum 02. April 2016 besichtigt werden.
Sehr empfehlenswert!

Freitag, 6. November 2015

João Glama Stroeberle – der portugiesische Maler mit deutschem Nachnamen



Wer dem sehenswerten Lissabonner Nationalmuseum für Alte Kunst (port.: Museu Nacional de Arte Antiga), eines der bedeutendsten Kunstmuseen Portugals, einen Besuch abstattet, der kann in der Gemäldegalerie ein Bild mit dem Namen „Alegoria ao Terramoto de 1755“ (dt.: „Allegorie des Erdbebens von 1755“) an der Wand hängen sehen.
Dieses Gemälde zeigt eine Momentaufnahme des Tages, an dem eine verheerende Erdbebenkatastrophe die Stadt Lissabon und weite Teile des Landes in Schutt und Asche legte.
Der Maler dieses Werkes, João Glama Stroeberle, der am Tag des Bebens selbst in Lissabon weilte, hat mit seinem Pinselstrich perfekt das apokalyptische Inferno, die gewaltige Zerstörungskraft und das Leiden der Menschen an diesem so tragischen Tag sehr ästhetisch und eindrucksvoll auffangen und wiedergeben können.

„João Glama Stroeberle??? Der Nachname klingt irgendwie deutsch…“ – werden jetzt einige wohl denken
Und das ist sehr richtig!
João Glama Stroeberle war ein portugiesischer Maler mit deutschen Wurzeln, der eigentlich nur per Zufall in Lissabon im Dezember 1708 – das genaue Datum ist leider nicht bekannt – geboren wurde.

Sein aus Passau stammender Vater, Johann Hermann Ströberle – der später den verportugisierten Namen João Armando Stroeberle annahm –, war mit seiner hochschwangeren Gemahlin erst Ende Oktober 1708 in Lissabon angekommen.
Die Eheleute Ströberle reisten damals im Gefolge der Erzherzogin Maria Anna von Österreich (port.: D. Mariana de Austria), für die sie Beide schon in Wien tätig waren, nach Portugal.
Maria Anna kam 1708 mit einer Eskorte von elf Schiffen über Italien nach Lissabon, um hier den damaligen König João V zu ehelichen.

Da der Vater von João Glama Stroeberle am königlichen Hof in Lissabon eine Beschäftigung fand, konnte er seinem Sohn später eine recht gute Schulbildung ermöglichen.
Stroeberle Junior entdeckte schon sehr früh seine Liebe zur Kunst und mit knapp 20 Jahren bekam er eine Anstellung im Atelier des Malers und Illustrators Francisco Vieira Lusitano, der unter anderem auch Hofmaler war.

1734 reiste Stroeberle nach Rom, um in der Ewigen Stadt bei verschiedenen Künstlern seine Malkunst zu perfektionieren.
Er wurde gleich nach seiner Ankunft an der renommierten Accademia di San Luca, einer Kunstakademie die unter der Obhut von Papst Gregor XIII stand und der auch z.B. die Maler Domenico Guidi und Pietro da Cortona angehörten, aufgenommen.
Im Jahre 1739 gewann er den ersten Preis eines Wettbewerbes an der Akademie und zur gleichen Zeit lernte er den Bischof von Porto und damaligen Botschafter Portugals am Heiligen Stuhl, Frei José Maria da Fonseca e Évora, kennen.
Dieser wurde mit der Zeit ein sehr guter Freund von Stroeberle und Dank der Position die er innehatte, verschaffte ihm Bischof Frei José später verschiedene Aufträge beim Papst.

Im Jahr darauf, 1740, wurde João Glama Stroeberle in die berühmte Accademia dell’Arcadia eingeführt.
Dieser römische Dichterzirkel, zu dem einmal später auch Johann Wolfgang von Goethe gehören sollte, war die wichtigste Vereinigung von Philosophen, Dichtern, Schriftstellern und Wissenschaftlern in jener Zeit. 

20 Jahre bleib Stroeberle in Italien, bevor er 1754 nach Portugal zurückkehrte.
Er sollte in Lissabon, auch hier hatte sein Freund der Bischof von Porto wieder seine Beziehungen spielen lassen, die Innenräume der neu erbauten königlichen Oper bemalen und dekorieren.
Diese Arbeit ging er auch mit Elan an, doch leider konnte er sein Werk nicht beenden, denn am 01. November 1755 ereignete sich das große Erdbeben, der nicht nur die neue Oper dem Erdboden gleich machte, sondern die ganze Stadt verwüstete.
Dieses Beben prägte João Glama Stroeberle so sehr, das er daraufhin das am Anfang dieses Textes erwähnte Gemälde „Alegoria ao Terramoto de 1755“ (dt.: „Allegorie des Erdbebens von 1755“) malte.
In diesem Bild, unten auf der rechten Seite, hat sich Stroeberle selbst gemalt und somit für die Nachwelt verewigt, denn es handelt sich bei diesem Selbstbildnis um die einzig bekannte Abbildung des Malers.

Nach dem Erdbeben fand Stroeberle keine neue Anstellung in der Hauptstadt.
Obwohl für den Wiederaufbau von Lissabon zahlreiche Architekten, Künstler, Bildhauer usw. gesucht wurden, scheinen sowohl König José I als auch sein absolutistisch-regierender Premierminister Marques de Pombal keine Verwendung für Stroeberle gehabt zu haben. Man sagt, König José I sei damals mit der Arbeit Stroeberles im neuen Opernhaus nicht so ganz zufrieden gewesen.
Ob das der Wahrheit entspricht, kann heute nicht mehr nachvollzogen werde. Fakt ist aber das João Stroeberle bereits 1756 nach Porto, in die Nähe seines Freundes Bischof José Maria da Fonseca e Évora, zog.

In Porto lebte sich Stroeberle schnell ein.
Vor allem in der dort vorhandenen großen englischen Gemeinde fand er mit der Zeit Gönner und Liebhaber, die seine Bilder zu schätzen wussten.
Und so kommt es, dass es vor allem in den Kirchen und Klöstern in und um Porto heute die meisten Werke von Stroeberle gibt, so z.B. im Kloster São Francisco in Porto oder in den Kathedralen von Viana do Castelo und Braga.

In Porto, der Stadt die ihn einmal mit offenen Armen empfing und dessen Bürger seine Kunst zu schätzen wusste, in dieser Stadt ist er nach einem langen und erfüllten Leben dann auch verstorben.
Am 13. Januar 1782 schloss der portugiesische Maler mit dem deutschen Nachnamen für immer die Augen.
Er wurde 84 Jahre alt.

Dienstag, 3. November 2015

Das Ballett der Lusitanos – Die Hohe Portugiesische Reitkunst


Wer als Tourist in Lissabon weilt, der landete früher oder später immer im geschichtsträchtigen Stadtteil Belém, der am westlichen Stadtrand liegt und dem Tejo zugewandt ist.
Belém ist die Heimat der bekanntesten Postkartenmotive der portugiesischen Hauptstadt:
der Turm von Belem (port.: Torre de Belém) steht hier, ebenso das imposante Hieronymitenkloster (port.: Mosteiro dos Jerónimos), sowie der Palast von Belem (port.: Palacio de Belém), auch das alte und neue Kutschenmuseum (port.: Museu Nacional dos Coches), sowie das Denkmal der Entdeckungen (port.: Padrão dos Descobrimentos) oder die altmodische und labyrinthreiche Konditorei in der man die beliebten Pasteis de Belém (port.: Confeitaria dos Pasteis de Belém) schlemmen kann liegen hier in diesem sehr belebten Stadtteil.

Seit einiger Zeit nun, kann man eine neue Attraktion in Belém aufsuchen, nämlich die von der Stadt Queluz in die Hauptstadt gewechselte Portugiesische Reitkunstschule (port.: Escola Portuguesa de Arte Equestre), die unweit des Kutschenmuseums ihren Platz in der Reithalle Picadeiro Henrique Calado gefunden hat.

Die Portugiesische Reitkunstschule gibt es seit dem Jahre 1979, hat ihren Vorläufer aber in der Portugiesischen Hofreitschule, die einstmals von König João V im Jahre 1748 gegründet wurde.
Damals wie heute ist es das Ziel dieser staatlichen Reitkunstschule in erster Linie die Pflege der klassischen Reitkunst auf höchstem Niveau mit Hengsten der portugiesischen Pferderasse Lusitano (port.: cavalo puro-sangue lusitano).
Diese Pferde werden seit Jahrhunderten ausschließlich im Gestüt Alter do Chão im Alentejo gezüchtet und für die Hohe Reitkunst verwendet.

Heute sind in den Ställen der Portugiesischen Reitkunstschule insgesamt 49 Lusitano-Hengste untergebracht, die fast ausnahmslos immer eine braune oder schwarze Fellfarbe haben. Neben den Braunen und Rappen werden aber auch immer ein oder zwei Schimmel an der Schule ausgebildet. Sie sind sozusagen die „Glücksbringer“ der Reitschule.
Aktuell werden die Hengste der Schule von 14 ausgewählten und erfahrenen Bereitern beritten, die alle intern ausgebildet werden.
Alle Lektionen und Choreografien die Hengste und Bereiter trainieren und dann vor Publikum vorführen, wie z.B. Passagen, Piaffen, Levaden oder Kapriolen, stammen aus einem Buch mit dem Namen „Luz da Liberal e Nobre Arte da Cavallaria“ (dt.: Die edle Kunst des Reitens) aus dem Jahre 1790.
Dieses Buch wurde einstmals von Manoel Carlos de Andrade geschrieben, seinerzeit Rittmeister am portugiesischen Hof, und gilt heute noch als das wichtigste Werk der portugiesischen Reitkunst.

An der Portugiesischen Reitkunstschule kann man drei verschiedene Vorführungen besuchen:
einmal die täglichen Trainingseinheiten, dann die wöchentlichen Vorstellungen und zuletzt die sog. Galas, die nur vier bis sechs Mal im Jahr stattfinden.
Alle Vorstellungen kosten Eintritt, wobei eine Trainingsvorführung natürlich preislich erschwinglicher ist als z.B. eine Gala.

Die Adresse der Portugiesischen Schule für Reitkunst ist:
Picadeiro Henrique Calado
Calçada da Ajuda, n° 23
1300-006 Belém / Lisboa

Die Internetseite (port. und engl.) auf der man sich über Vorführtermine und Preise informieren kann lautet:


Sonntag, 1. November 2015

01. November 1755 – 260 Jahre nach der Katastrophe


Heute, vor genau 260 Jahren, am Allerheiligentag des Jahres 1755, ereignete sich eine der schlimmsten Naturkatastrophen, die Europa jemals erlebt hat.
Ein verheerendes Erbeben – nach heutigen Berechnungen wohl mit einer Stärke von über 9,0 auf der Richterskala – zerstörte die portugiesische Hauptstadt und einen großen Teil des Landes.
In ganz Lissabon stürzten damals am 01. November 1755 zahlreiche Häuser, Paläste und Kirchen ein.
Da in den ganzen Gotteshäusern, wegen des Allerheiligenfeiertages zahlreiche Kerzen brannten, brachen riesige Brände in der ganzen Stadt aus.
Aber damit noch nicht genug:
als durch das Erdbeben verursachte riesige Flutwellen auf die Lissabonner Küste trafen, zerstörten sie den Rest der Stadt. Etwa 80.000 Menschen, gut ein Drittel der damaligen Stadtbevölkerung Lissabons, fanden an diesem Tag den Tod!

Um diesem Tag zu gedenken und um die heutigen Bürger für dieses geschichtliche Ereignis von damals zu sensibilisieren, hat die portugiesisch-katholische Wohlfahrts- und Sozialdienstorganisation Santa Casa da Misericórdia (dt.: Heiliges Haus der Barmherzigkeit), die ihren Hauptsitz in Lissabon hat, sich von Wissenschaftlern und Ingeneuren einen Erdbebensimulator entwickeln und konstruieren lassen, und diesen heute vor ihrem Stammhaus am Platz Largo Trinidade Coelho, an dem auch die sehr berühmte Kirche Igreja de São Roque liegt, aufgestellt.

Mit diesem Erdbebensimulator, eine schwere Platte auf der bis zu zehn Personen gleichzeitig Platz haben, lassen sich die Bodenbewegungen bis zu einer Stärke von 8,5 nachahmen und so kann jeder selbst ein „Erdbeben“ gefahrlos miterleben.
Dieses Simulationsexperiment soll jedem Einzelnen nicht nur das Bewusstsein dafür schaffen, das Lissabon bzw. Portugal, jederzeit erneut durch solch eine seismische Katastrophe heimgesucht werden kann, sondern vor allem die Bevölkerung darauf aufmerksam machen, wie sie sich bei einem eventuellen Erdbebenausbruch verhalten sollte.

Die Wohlfahrtsorganisation der Santa Casa da Misericórdia, dessen Hauptgebäude beim großen Erdbeben 1755 ebenfalls ein Opfer des Bebens und der Flammen wurde, wurde im Jahre 1498 von Königin D. Leonor, der Gemahlin von João II und Schwester von Manuel I, als Not- und Hilfswerk gegründet.
Seit ihrem Gründungstag hat die Institution der Santa Casa da Misericórdia es sich zur Aufgabe gemacht benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Arme, Waisenkinder, Alte, Kranke und Behinderte zu ernähren und zu helfen.
Und so kam es das die Santa Casa 1755, obwohl damals selbst durch das Erdbeben schwer in Mitleidenschaft gezogen, nach der Katastrophe die wichtigste Hilfsorganisation des damals völlig zerstörten Landes wurde.

Der Erdbebensimulator wird, nachdem er heute auf dem Platz Largo Trinidade Coelho gestanden hat, vom 02. bis 07. November, für eine ganze Woche in der kirchlichen Sozialeinrichtung „Mitra“ für Besucher aufgebaut werden.
Wer einmal ein „Erdbeben“ hautnah erleben will, der kann dies dort die ganze kommende Woche über, von 9.00 Uhr bis 17.30 Uhr, ausprobieren!

Die Adresse der Sozialeinrichtung lautet:

Polo de Inovação Social da Mitra
Rua do Açucar, n° 64
1950-006 Lisboa