Freitag, 6. November 2015

João Glama Stroeberle – der portugiesische Maler mit deutschem Nachnamen



Wer dem sehenswerten Lissabonner Nationalmuseum für Alte Kunst (port.: Museu Nacional de Arte Antiga), eines der bedeutendsten Kunstmuseen Portugals, einen Besuch abstattet, der kann in der Gemäldegalerie ein Bild mit dem Namen „Alegoria ao Terramoto de 1755“ (dt.: „Allegorie des Erdbebens von 1755“) an der Wand hängen sehen.
Dieses Gemälde zeigt eine Momentaufnahme des Tages, an dem eine verheerende Erdbebenkatastrophe die Stadt Lissabon und weite Teile des Landes in Schutt und Asche legte.
Der Maler dieses Werkes, João Glama Stroeberle, der am Tag des Bebens selbst in Lissabon weilte, hat mit seinem Pinselstrich perfekt das apokalyptische Inferno, die gewaltige Zerstörungskraft und das Leiden der Menschen an diesem so tragischen Tag sehr ästhetisch und eindrucksvoll auffangen und wiedergeben können.

„João Glama Stroeberle??? Der Nachname klingt irgendwie deutsch…“ – werden jetzt einige wohl denken
Und das ist sehr richtig!
João Glama Stroeberle war ein portugiesischer Maler mit deutschen Wurzeln, der eigentlich nur per Zufall in Lissabon im Dezember 1708 – das genaue Datum ist leider nicht bekannt – geboren wurde.

Sein aus Passau stammender Vater, Johann Hermann Ströberle – der später den verportugisierten Namen João Armando Stroeberle annahm –, war mit seiner hochschwangeren Gemahlin erst Ende Oktober 1708 in Lissabon angekommen.
Die Eheleute Ströberle reisten damals im Gefolge der Erzherzogin Maria Anna von Österreich (port.: D. Mariana de Austria), für die sie Beide schon in Wien tätig waren, nach Portugal.
Maria Anna kam 1708 mit einer Eskorte von elf Schiffen über Italien nach Lissabon, um hier den damaligen König João V zu ehelichen.

Da der Vater von João Glama Stroeberle am königlichen Hof in Lissabon eine Beschäftigung fand, konnte er seinem Sohn später eine recht gute Schulbildung ermöglichen.
Stroeberle Junior entdeckte schon sehr früh seine Liebe zur Kunst und mit knapp 20 Jahren bekam er eine Anstellung im Atelier des Malers und Illustrators Francisco Vieira Lusitano, der unter anderem auch Hofmaler war.

1734 reiste Stroeberle nach Rom, um in der Ewigen Stadt bei verschiedenen Künstlern seine Malkunst zu perfektionieren.
Er wurde gleich nach seiner Ankunft an der renommierten Accademia di San Luca, einer Kunstakademie die unter der Obhut von Papst Gregor XIII stand und der auch z.B. die Maler Domenico Guidi und Pietro da Cortona angehörten, aufgenommen.
Im Jahre 1739 gewann er den ersten Preis eines Wettbewerbes an der Akademie und zur gleichen Zeit lernte er den Bischof von Porto und damaligen Botschafter Portugals am Heiligen Stuhl, Frei José Maria da Fonseca e Évora, kennen.
Dieser wurde mit der Zeit ein sehr guter Freund von Stroeberle und Dank der Position die er innehatte, verschaffte ihm Bischof Frei José später verschiedene Aufträge beim Papst.

Im Jahr darauf, 1740, wurde João Glama Stroeberle in die berühmte Accademia dell’Arcadia eingeführt.
Dieser römische Dichterzirkel, zu dem einmal später auch Johann Wolfgang von Goethe gehören sollte, war die wichtigste Vereinigung von Philosophen, Dichtern, Schriftstellern und Wissenschaftlern in jener Zeit. 

20 Jahre bleib Stroeberle in Italien, bevor er 1754 nach Portugal zurückkehrte.
Er sollte in Lissabon, auch hier hatte sein Freund der Bischof von Porto wieder seine Beziehungen spielen lassen, die Innenräume der neu erbauten königlichen Oper bemalen und dekorieren.
Diese Arbeit ging er auch mit Elan an, doch leider konnte er sein Werk nicht beenden, denn am 01. November 1755 ereignete sich das große Erdbeben, der nicht nur die neue Oper dem Erdboden gleich machte, sondern die ganze Stadt verwüstete.
Dieses Beben prägte João Glama Stroeberle so sehr, das er daraufhin das am Anfang dieses Textes erwähnte Gemälde „Alegoria ao Terramoto de 1755“ (dt.: „Allegorie des Erdbebens von 1755“) malte.
In diesem Bild, unten auf der rechten Seite, hat sich Stroeberle selbst gemalt und somit für die Nachwelt verewigt, denn es handelt sich bei diesem Selbstbildnis um die einzig bekannte Abbildung des Malers.

Nach dem Erdbeben fand Stroeberle keine neue Anstellung in der Hauptstadt.
Obwohl für den Wiederaufbau von Lissabon zahlreiche Architekten, Künstler, Bildhauer usw. gesucht wurden, scheinen sowohl König José I als auch sein absolutistisch-regierender Premierminister Marques de Pombal keine Verwendung für Stroeberle gehabt zu haben. Man sagt, König José I sei damals mit der Arbeit Stroeberles im neuen Opernhaus nicht so ganz zufrieden gewesen.
Ob das der Wahrheit entspricht, kann heute nicht mehr nachvollzogen werde. Fakt ist aber das João Stroeberle bereits 1756 nach Porto, in die Nähe seines Freundes Bischof José Maria da Fonseca e Évora, zog.

In Porto lebte sich Stroeberle schnell ein.
Vor allem in der dort vorhandenen großen englischen Gemeinde fand er mit der Zeit Gönner und Liebhaber, die seine Bilder zu schätzen wussten.
Und so kommt es, dass es vor allem in den Kirchen und Klöstern in und um Porto heute die meisten Werke von Stroeberle gibt, so z.B. im Kloster São Francisco in Porto oder in den Kathedralen von Viana do Castelo und Braga.

In Porto, der Stadt die ihn einmal mit offenen Armen empfing und dessen Bürger seine Kunst zu schätzen wusste, in dieser Stadt ist er nach einem langen und erfüllten Leben dann auch verstorben.
Am 13. Januar 1782 schloss der portugiesische Maler mit dem deutschen Nachnamen für immer die Augen.
Er wurde 84 Jahre alt.

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